Die Steinetour 2017. Ihre 26. Auflage

Ungläubige Blicke gibt es immer wieder von den „Neuen“, die das erste Mal bei dieser Mountainbike-Ausfahrt dabei sind. Aber ehrlich gesagt kenne ich auch keine Tour, die kein Rennen ist, aber so lange regelmäßig angeboten wird. In diesem Jahr fand die Steinetour sogar wieder einen Platz im SG-Stern Kalender, insofern war die Teilnahme nur eines Vereinskollegen etwas spärlich. Dafür sind diesmal die Funbiker umso stärker vertreten und zwei Überraschungsgäste waren auch noch mit dabei. Somit befand ich mich in Begleitung von 10 Bikern, die sich auf das kleine Abenteuer „Steinetour“ einlassen wollten. In diesem Jahr schreiben zwei durchgegangene Pferde und ein Platzregen, der seines Gleichen sucht, Geschichte…

Das Startbild machen wir jedes Jahr 🙂 Es fehlen unsere beiden Überraschungsgäste

Guten Morgen, es ist halb neun und draußen schüttet es gerade so richtig. Parallel flattern die Absagen via whatsApp im Sekundentakt ein. Der Eine hat zu schlecht geschlafen, der Andere sagt wie’s ist: Scheiss Wetter ist das. Oh Schreck, guide ich mich heute etwa allein? Zum Glück meldet sich Heiko, der sich bereits in der Anfahrt erstmal unterstellen muss, aber auf jeden Fall dabei sein will. Weitere positive Meldungen kommen von Nadine und Klaus. OK, ganz allein bleibe ich also doch nicht. Und der Regen hört kurz vor Neun tatsächlich auf. So hat es die heilige RegenApp auch orakelt und ich bestellt 😉 Die Fahrt zum Sensenstein ist zwar noch etwas trübe, aber schon an der Burgruine Sichelnstein blinzelt die Sonne durch die Wolken. Rutschig ist es unterwegs aber trotzdem sehr. Steine, Wurzelwerk und Schlamm verlangen viel Aufmerksamkeit. Insbesondere ist diesmal die Fahrt auf den Haferberg, kurz vor dem Umschwang total naß und fordert ordentlich Opfer von den Schenkeln. Eigentlich fahren wir mehr in einem Bachbett, denn auf einem Weg. Die Schotterpassagen sind dafür allesamt gut abgetrocknet und sehr entspannt fahrbar. Sie sorgen für etwas Erholung zwischen den Trailstücken. Die Mittagspause legen wir auf dem Bilstein ein. Karin Sombrowski und ihr Team empfangen uns sehr herzlich, lassen keine Wünsche bezüglich Energienachschub offen. Hier können wir sogar auf der Terrasse sitzen, die Sonne genießen.

Vom Bilstein aus schließt sich immer die Abfahrt auf dem X4 bis hinunter nach Hundelshausen an. Am Waldrand beginnt eine Kirschenplantage, der Schotter- geht in einen Teerweg über. Die Aussicht auf das Dörfchen im Tal ist genial. Und hier befindet sich auch eine Weide, auf der sich zwei Pferde (kenne die Rasse nicht) vergnügen. Fühlten sie sich von uns überrascht, in Panik versetzt, oder wollten sie einfach mit uns ins Tal sprinten?? Wir wissen es nicht und müssen, obwohl wir sofort anhalten, miterleben, wie die Tiere sich den Weg über den Zaun suchen. Nur mit Mühe gelingt es uns, die beiden Heißsporne einzufangen und zurück auf die Weide zu führen. Ganz schön aufregend das Ganze für alle Beteiligten! Den Zaun repariert Filip notdürftig, aber so gut, dass die Ausreißer hier so schnell nicht mehr durchbrechen können. Unterwegs halten wir vergeblich Ausschau nach dem Besitzer. Die Auffahrt zum alten Gericht und zum Habichtstein bringt uns schnell auf andere Gedanken. Endlich können wir am Felsen des Habichtssteines auch mal Zeugen einer Abseil-Übung werden. Etwas später, nach dem Besuch auf dem Ludwigstein, am Ufer der Werra, verabschieden sich Peter und Stefanie, unsere beiden Überraschungsgäste. Sie wollen ab hier über Witzenhausen die Heimfahrt antreten. Alle anderen dürfen sich auf das Highlight, den krönenden Abschluß der Steinetour freuen. Den Hohlweg von der Teufelskanzel, ein ums andere Jahr ein Erlebnis und immer wieder technisch etwas anders. Doch vor dem Spaß steht der (mühsame) Aufstieg, hinauf über die Burg Hanstein. Wer will, kann hier in den zweistelligen Steigungsprozenten seine letzten Körner verschießen, oder auch einfach schieben. Der Blick vom Felsen der Teufelskanzel entschädigt auf jeden Fall für jeden Tropfen Schweiß. Für Christoph, Filip und Nadine ist nach dem zünftigen Einkehrschwung in Lindewerra Schluß für heute. Die drei haben hier ein Auto für den Heimweg abgestellt, um den abendlichen Verpflichtungen rechtzeitig nachzukommen. Auch Dirk bestellt seine Frau als Abholtaxi, möchte sich die Heimfahrt zurück nach Heiligenrode für ein andern mal aufsparen. Kann ich verstehen, denn immerhin liegen jetzt knapp 60 Kilometer mit 1700 Höhenmetern hinter uns. In der alten Stockmacherei ist das Oktoberfest in vollem Gange. Klar bleibt es da nicht nur bei Kaffee und Kuchen 🙂 Allgäuer Festbier aus dem Fass, für den ambitionierten Biker an sich nicht die erste Wahl, muss dennoch verkostet werden (danke Christoph 😉 ).

Anschließend starte ich in Begleitung von Heiko, Stefan (alias Paltie), Schmidtie (auch Klaus genannt) den Rückweg. Die Strecke habe ich auf möglichst direkte Linie mit Umgehung von Straßen geplant. Radweg bis Witzenhausen, dann geschotterter Waldweg bis Kleinalmerode. Hier sehen wir vor uns eine sich bedrohlich aufbauende schwarze Wand, die so gar nicht nach eitel Sonnenschein aussieht. Mit dem Sonnenuntergang haben wir aber erst ab 19 Uhr gerechnet. In der Auffahrt zum Umschwang geht einsetzender Niesel allmählich in einen kräftigen Schauer über. 500 Meter vor der rettenden Schutzhütte müssen wir anhalten, das Regenzeug anziehen und Licht an den Lenker schnallen. Teufel noch mal, wird das schnell dunkel und vor allem nass! Ein Blick auf die WetterApp offenbart nichts Gutes und obendrein eine Unwetterwarnung. Also warten bringt nichts, Taucherbrille auf und los geht’s. Wahnsinn, ich kann mich nicht erinnern, einmal durch solch einen Regen gefahren zu sein. Wir bleiben auf der Straße, die Reifen meines Fatties sorgen für einen breiten Wasserstrahl um mich herum. Unsere Dusche ist ein Witz dagegen. In Nieste steht das Wasser mehrere Zentimeter hoch auf der Straße, die Felder um uns herum sind eine Seenlandschaft. Plötzlich Hinweise auf Feuerwehr, Blaulicht und Schlamm ohne Ende. Ein knöcheltiefe Schlammschicht hat die Kreisstraße zwischen Nieste und Dahlheim unter sich begraben. Hilft ja nix, wir müssen da jetzt durch. Vergeblich schippen hier Feuerwehrleute im Schlamm. Im Dorf werden anscheinend Keller leer gepumpt. Je weiter wir nach Heiligenrode kommen, desto mehr normalisiert sich die Situation wieder. Puh, so eine abenteuerliche Fahrt habe ich auch noch nie erlebt und brauche ich ehrlich gesagt auch nicht nochmal. Danke Klaus, der tapfer vorne den Weg frei gemacht hat (hinter MIR wollte ja keiner Fahren 🙂 ). Heiko musste sich anschließend noch weitere 12 Kilometer bis Vellmar durchkämpfen. Stefan ist in Nieste bereits in Richtung Kaufungen abgebogen und hat offenbar von dem Chaos im Tal wenig mitbekommen. Die Rückfahrt von Lindewerra bis Heiligenrode ist mit 40 Kilometern und 500 Höhenmetern zu Buche geschlagen. Bilder der Rückfahrt gibt es dieses Jahr leider keine. Vor allem am Ende der Tour hätte es die Kamera nicht überlebt.
Auch wenn es ganz am Ende etwas ungemütlich wurde: Schön war’s und vor allem Spaß hat’s gemacht. Ich freue mich auf die Steinetour 2018 und viele Mitfahrer! 

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8 Thoughts to “Die Steinetour 2017. Ihre 26. Auflage”

  1. Thomas

    Sehr gut. Die Pferdeflüsterer auf großer Fahrt 🙂

  2. Ihr seit schon eine verrückte Bande. Bei so einem Wetter die heftigen Anstiege in eurer Gegend zu drücken braucht schon ordentlich Motivation, aber die Einladung auf dem Kuchenschild macht ja quasi alles wieder wett. Gefällt mir sehr gut – danke fürs mitnehmen!

    Beste Grüße,
    Matthias

    1. Mario Schön

      Hi Matthias, das freut mich, wenn’s gefällt. Und mit den „Bergen“ müssen wir uns hier um Kassel herum tatsächlich nicht verstecken 🙂

  3. der Lois

    Jo mei, unser Schoenie hatte geladen und Punkt 9 Uhr klarte das Wetter auf, von unten gabs’ wie bestellt Tango und Fango dazu! Passte und Klasse gemacht wie immer, Mario. Danke fürs Mitnehmen eines Versehrten, der noch den Kasselstaffelmarathon für Sonntag vor sich hatte, so diesmal auf 2/5-tel und gerne wieder! der Lois

    1. Mario Schön

      Hey Loisl, freut mich, dass du als Versehrter unversehrt wieder zu Hause gelandet bist. Wahrscheinlich lange vor der großen Schauer…. 🙂 Und am Sonntag dann noch mal schön Sonne getankt! Gutes Händchen hast du gehabt!

      1. der Lois

        Knapp nicht verpasst, weil dann noch Sohnemann beim Minimarathon angefeuert und Rueckezus den Platzregen voll und ganz zweimal bis aufs Unterhoesschen mitgenommen, paszte ganz natuerlich…

  4. Signe

    uih, bei der Beschreibung der Trails bin ich doch froh, das Ganze meinen Beinen nicht angetan zu haben 🙂 Vielleicht nächstes Jahr mal wieder –
    beim Lesen (für die Rückfahrt hätte ich eh die Bahn genommen ;-)) bekommt man schon Lust drauf.
    Lieben Gruß, Signe

    1. Mario Schön

      🙂 Die Rückfahrt per Bahn ab Witzenhausen sollte für dich echt ganz gut funktionieren. Von Lindewerra bis Witzenhausen brauchst du etwa 30min.
      Musst dann nur im Hauptbahnhof Kassel einmal umsteigen. Ist mit 1h7min auch ziemlich flott, das schafft man mit dem Radl nicht 🙂

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