Alpencross-2017, Etappe 1 bis 3

Erste Etappe: Garmisch-Imst
Die Motivation für den diesjährigen Alpencross habe ich hier bereits beschrieben. Am Sonntag, den 17. September ist die Zeit des Aufbruchs dann endlich gekommen. Die ganze „Last“ der Vorbereitung fällt plötzlich von einem ab (obwohl „Last“ vielleicht nicht ganz den Kern der Sache trifft, schließlich ist das ja Spaß!) Aber was macht man sich im Vorfeld immer einen Kopf: Habe ich das Gepäck wirklich komplett, nix Wichtiges, trotz der bewährten Packliste, vergessen? Ist der Rucksack nicht zu schwer? Reicht meine Fitness? Naja, auch wenn es für mich der vierte oder fünfte Alpencross ist, das Reisefieber steigt trotz aller Routine jedesmal. Heißt eigentlich Vorfreude. Und dass es dem Rest des Teams nicht besser geht (eher noch viel „schlechter“, weil’s das Erste mal ist), lässt sich am Vorabend unseres Aufbruchs, als wir gemeinsam das Auto packen, an den Gesprächen recht gut erkennen. Jörg hat sich als Chauffeur mit seinem Auto zur Verfügung gestellt. Auch wenn ich anfangs daran gezweifelt habe, zu fünft inklusive Bikes in ein Auto gepfercht bis nach Garmisch zu kommen. So hat es am Ende tatsächlich funktioniert. Es stand zunächst die Idee zur Nutzung eines Shuttles im Raum, um von unserem Zielort Riva del Garda wieder zum Startpunkt Garmisch zurück zu kommen. Nach Diskussion weiterer Möglichkeiten hat sich Jörg aber dazu entschlossen, das Auto von einem Dienstleister bis zu unserem Hotel in Riva fahren zu lassen. Den Fahrer treffen wir am Campingplatz in Garmisch (Grainau), wo wir nach unserer Ankunft noch schnell die Kleidung wechseln. Um 13.30 Uhr sitzen wir auf den Bikes, der Regen hat exakt mit unserem Aufbruch aufgehört. Zaghaft lugen die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Dennoch ist unser Weg ordentlich nass und nach kurzer Zeit haben wir uns auch schon richtig eingesaut. Die heutige größte Hürde ist die Überquerung des Fernpasses. Im wesentlichen benutzen wir den gut ausgebauten Radweg. Bis Ehrwald führt zwar eine permanente, aber nicht sonderlich steile Auffahrt, an die sich eine ausgedehnte Hochebene auf 1000m Höhe anschließt. Nach dem Blindsee geht es schließlich hinauf auf den Fernpaß. Von dort aus bestaunen wir unter uns den dichten Verkehr. Ab hier rauschen wir talwärts, müssen die Straße noch queren (gar nicht so einfach im dichten Verkehr), durchqueren Nassereith und erreichen ohne besondere Vorkommnisse Imst. Hier haben wir unser erstes Quartier gebucht, die Pension Weirather. Wir genießen den sehr freundlichen Empfang, können unsere Bikes im Hinterhof noch absprühen und bekommen ungefragt sogar unsere schlammige Wäsche gewaschen. Super, besser geht nicht! Unser Wirt ist übrigens auch aktiver Mountain-Biker, sowas merkt man einfach 🙂 Ins Fahrtenbuch wandern die ersten 51 Kilometer mit  830 Höhenmetern. Für die Strecke haben wir inklusive sightseeing 3:20h benötigt. Viel schneller als gedacht.

Zweite Etappe: Imst-Heidelberger Hütte
Auf dem Radweg von gestern verlassen wir Imst in südwestliche Richtung. Für heute haben wir uns streckenmäßig ein bisserl mehr vorgenommen. In der Ebene lassen sich zumindest bis Landeck gut Kilometer machen. Ab hier steigen wir auf, zunächst auf Teer, dann auf einem Trail, den wir abwärts sogar kurzzeitig mal schieben müssen, so ausgesetzt ist er. Es ist das Stück zwischen Giggl und Frödenegg, wo die Stufen so tief und die Wurzeln so dick sind, dass für uns kein Fahren mehr möglich ist. Aber danach stürzen wir uns mit highspeed ins Paznauntal. Für die Mittagspause haben wir eigentlich Ischgl ins Visier genommen, doch als wir schon in Kappl die in der Mittagssonne liegende Terasse eines Hotels erblicken, stirbt der Plan. Hier stärken wir uns erst einmal, Chancen muss man nutzen. Von Kappl bis Ischgl sind es auf dem „Talweg“, der so gar nicht durchs Tal führt, nur rund fünf Kilometer. Die ziehen sich jedoch ob des ständigen Auf und Ab ganz schön in die Länge. Im Ort stellt sich dann die Frage aller Fragen: Infrastruktur nutzen, oder die asphaltierte Auffahrt bis zur Mittelstation hochtreten?? Nach dem Blick auf die Uhr und dem Horchen in unser Inneres sind wir uns schnell einig. Nutzen wir einfach die Bahn für die 300 Höhenmeter. Einsteigen dürfen wir aber erst nach dem Abspülen der Bikes! Ganz schön pingelig sind die hier in Ischgl, wo man während des Winters nach 20 Uhr noch nicht mal mehr mit Skistiefeln durch den Ort laufen darf….Lustige Auswüchse des Massentourismus! Egal, die Silvrettabahn shuttelt uns sehr zügig von 1300 auf 1600 Höhenmeter. Damit haben wir eine sacksteile und total spaßfreie Kurbelei über mindestens eine Stunde eingespart. Bis zu unserem Quartier sind es von hier aber immer noch weitere 660 Höhenmeter. In Höhe der Bodenalpe legen wir eine kurze Regenpause ein. Regenklamotten an, oder lieber doch nicht?? Noch während wir bei einem Keks überlegen, gewinnt die Sonne wieder die Oberhand. Etwa zwei Kilometer vor der Heidelberger Hütte überqueren wir die Grenze zur Schweiz. Am Horizont taucht sie vor uns auf, die weißlich schimmernde Hütte. Nur kurz, bevor Nebel und Schneeschauer alles in einheitliches Grau einhüllen. Glück gehabt, denn als Himmel seine Schleusen so richtig öffnet, sitzen wir schon am wärmenden Kachelofen. Die Hütte ist übrigens sehr empfehlenswert: Neben der netten Bedienung gibt es auch noch ausgezeichnetes Essen! Und mit 4,20€ koste das Bier genau so viel, wie auf der heimischen Königsalm auf gerade mal 320 Höhenmetern 🙂 Die Tagesbilanz kann sich trotz Nutzung der Silvrettabahn sehen lassen: 72 Kilometer mit 2600 Höhenmetern (Höhenmeter der Bahn bereits abgezogen).

Dritte Etappe: Heidelberger Hütte- Sta.Maria
Der Blick aus dem Fenster am Morgen offenbart eine schneeweiße Landschaft. Bettlacken große Flocken fallen vom Himmel. Auweia, Erinnerungen an den Scalettapaß 2014 werden wach. Nach dem Frühstück erstmal vollen Regenschutz anlegen, der hilft auch gegen den kräftigen Wind. Schon ab der Hütte muss das Radl gestoßen werden, zu steil und verblockt ist die Auffahrt zum Fimberpass auf 2600 Meter. Sehr ungemütlich ist es um uns herum, die Natur lässt ihre Muskeln spielen. Nur eine ganz kurze Pause auf dem Pass und schiebend geht es abwärts ins Unterengadin. Wir passieren Griosch, nur eine kleine Häuseransammlung und erreichen nach schöner Abfahrt Ramosch und schließlich Sur En. Hier muss wieder eine Entscheidung über den weiteren Weg gefällt werden. Einfach machen wir es uns damit nicht. Die Wolken hängen tief, es nieselt leicht. Sollen wir unseren Weg jetzt durch die Uina-Schlucht fortsetzen, oder besser über den Pass da Costainas nehmen? Sowohl Hansi als auch ich wissen, dass es zwischen dem Ausgang der Uina-Schlucht und der Sesvenna-Hütte ein ausgedehntes Feuchtgebiet gibt. Nach mehreren Regentagen wird das kein Vergnügen und so fällt schließlich die Entscheidung zu Gunsten des Pass da Costainas. Den kennt keiner von uns, also wird das eine Überraschung. Gleichzeitig überschreiten wir hier den Alpenhauptkamm. Die Auffahrt ist tatsächlich sehr schön, ein enges, durch Muränenabgänge gezeichnetes Tal führt uns auf 1800 Metern zunächst nach S-Charl, ein zur Gemeinde Scuol gehörendes Sommerdorf. In einem Gasthaus mitten im Ort (hinter dem Brunnen mit dem Bären) legen wir die verdiente Mittagspause ein. Schweizer Preise lassen uns kurz zusammenzucken, aber etwas Essen müssen wir. Urgemütlich ist es drinnen. Dass wir ziemlich dreckig sind, stört trotzdem keinen. Der weitere Weg offenbart uns neben einem traumhaften Panorama einen eben solchen Trail, der direkt nach der Alp Astras beginnt. Insofern darf der Aufstieg auf den so griechisch klingenden Pass da Costainas (muss dabei immer an „Costa Cordalis“ denken) als echtes Highlight bezeichnet werden. Es schließt sich eine richtig lange Talfahrt in das wünderschöne Val Müstair bis St.Maria an. Bedeutet, von 2251 Metern bis auf schlappe 1370 Meter. In der Abfahrt verabschiedet sich mit dem üblichen „zinggg“ eine Speiche in Jörgs Vorderrad. Deren Ende ist schnell verhäkelt, aber das Richten des Seitenschlags muss bis zur Unterkunft warten. Allerdings befindet sich unser Quartier nicht im Ortskern, sondern bereits wieder im Gegenanstieg zum Umbrailpass. Im Klartext: Wir schrauben uns über 4 Kilometer Wegstrecke noch einmal 400 Höhenmeter aufwärts. Gegen 18.30 Uhr erreichen wir mit „leichten Ermüdungserscheinungen“ das Gasthaus Alpenrose. Ehrlich gesagt, sind wir ziemlich gebügelt, aber eine super Aussicht über das Tal und die tolle Unterkunft ist der Lohn der Müh. Das Tagebuch nimmt 69 Kilometer und 2350 Höhenmeter auf.

Ende erster Teil der Berichterstattung. Die Fortsetzung folgt…

 

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3 Thoughts to “Alpencross-2017, Etappe 1 bis 3”

  1. Thomas

    Schnee mag ich, wenn er sich zentimeterhoch unter meinen Langlaufskiern befindet 🙂

  2. Thomas

    Wäre gerne dabei gewesen. Allerdings habe ich beim Lesen meine Meinung wieder geändert, als es um den Schnee ging….. 🙂

    1. Mario Schön

      Hey Thomas, wußte gar nicht, dass du Schnee gegenüber so eine Abneigung hast. Außerdem war die Höhe der Schneedecke noch unkritisch. Richtig blöd wird es, wenn der pappige Schnee den gesamten Freigang der Räder verklebt und sich dadurch nix mehr dreht. Aber so schlimm war’s diesmal nicht. 🙂

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