#GFBD18

Der eingefleischte Fatbiker kennt den „Global-Fatbike-Day“ (#gfbd). Dieser findet jedes Jahr weltweit am ersten Dezember-Wochenende statt. Über die Social-Media Kanäle wird dann fleißig von den Touren in Form von Bildern berichtet. Am stärksten ist dabei facebook verbreitet und hierüber hat auch Gunnar zu einer gemeinsamen Ausfahrt über den Rennsteig im Thüringer Wald aufgerufen. Weil nicht wenige der Fatbiker eine längere Anreise bis zum Startpunkt in Hörschel hatten, wurde der eigentlich nur eine Tag um zwei weitere verlängert. Der Plan sah vor, sich bereits am späteren Donnerstagabend an einem Spot im Wald oberhalb von Hörschel zu treffen, um dann Freitag früh dem Rennsteigweg weiter zu folgen. Die Ankunft in Blankenstein an der sächsischen Saale war für Sonntag vorgesehen. Unterwegs sollten ein paar Supermärkte den Kalorien-Nachschub sichern und die zahlreichen Hütten am Wegesrand einen Unterschlupf bieten. Aber wie das mit Planungen so ist, meistens kommt es dann doch etwas anders…

Freitag morgen am Ufer der Werra in Hörschel


Bijan und ich reisen erst am frühen Freitagmorgen nach Hörschel an. Unser Motto für den GFBD18: Immer schön Hessisch lässig 🙂 Die Anreise mit der Bahn verläuft schon mal erstaunlich glatt, keine besonderen Vorkommnisse, außer den üblichen fünf Minuten Verzug. Anscheinend hat sich die Bahn aber auf ihre permanente Verspätung eingerichtet, denn in Bebra wartet tatsächlich unser Anschlusszug noch auf uns. Vom Haltepunkt in Hörschel, es gibt hier statt Bahnhof nur so eine Art Bahnsteigkante, rollen wir zunächst mal ans Ufer der Werra, um einen Stein einzupacken. Der soll am Sonntag in die sächsische Saale geschmissen werden. Angeblich bewahrt dieser Brauch die gute Erinnerung an den Weg und bringt Glück für den Heimweg. Etwa sieben Kilometer, sowie eine Höhendifferenz von 160 Meter trennen uns nun vom vereinbarten Spot. Wir treten ordentlich in die Pedalen, unser Kampfgewicht ist beachtlich, aber wir sind noch rechtzeitig zum Frühstück vor Ort. Ein tolles Plätzchen haben sich die Jungs hier ausgesucht, die Hütte ist allerdings recht klein, bietet vielleicht vier Leuten Platz?! Chef-Barista Falk zaubert noch eine große Kanne feinsten Kaffee, bevor Gunnar den Aufbruch ankündigt. Wir sind jetzt zu zehnt unterwegs.

Die erste richtige Hürde des Tages wird der große Inselsberg sein, mit schlappen 916 Metern Höhe. Der Radweg führt allerdings elegant an dessen Gipfel vorbei, der sich bei dem trüben Wetter ohnehin nicht wirklich lohnt. Aber noch bevor wir auch nur in die Nähe des Gipfels kommen, stellt sich allmählich der Hunger ein. Dass die Thüringer Wirte mal eben eine Pause machen, hatten wir natürlich nicht auf dem Schirm. Sämtliche vielversprechende Lokalitäten rechts und links des Weges sind geschlossen.  Einfach mal auf ne Thüringer Rostbratwurst anhalten ist nicht. Supermärkte sind zumindest in der ersten Hälfte der Strecke echte Mangelware. Wir haben sowieso die ganze Zeit das Gefühl, die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten zu sein. Außer einem Eichhörnchen sehe ich nichts lebendiges. Aber als Bikepacker sind wir ja auf alle Eventualitäten vorbereitet 🙂 so müssen eben ein paar Vorräte aus der Bordküche dran glauben. Dafür schleppen wir das Zeug ja schließlich mit. Als dann im Dunst vor uns, einer Fatamorgana gleich, doch eine geöffnete Frittenbude auftaucht, motiviert uns Gunnar, noch ein wenig auszuharren. Es würde sich lohnen….OK, dann also keine schlechten Fette und bösen Zucker im Überfluss. Nur die Trinkflaschen werden hier aufgefüllt und weiter geht die Reise. Bis zum Possenröder Kreuz. Hier erleben wir dann einen der „magischen Momente“…. Der Magier entpuppt sich als niemand geringerer als Gunnars Schwiegervater, der hier das lapidare Shelter „Am Kreuz“ in eine Art Trinkhalle erster Sahne verwandelt hat. Hier gibbet’s wirklich alles: Echte Thüringer vom Rost, Tee, Glühwein, Bier, Radler, Wasser, Obstler? oder war es Vodka? Schoki, eben alles, was der ausgehungerte Bikepacker so braucht. Kurzum: Großes Kino hat Gunnar mit dem Schwiegervater hier aufgefahren. Ein ganz dickes Dankeschön dafür! Nebenbei, fast ohne es zu merken, setzt schon vor dem Erreichen der Hütte am Kreuz leichter Nieselregen ein. Interessanter Weise gefriert der sofort, auf den Taschen, den Rädern, unsern Klamotten. Und natürlich auf dem Weg! Zuerst sind es nur kleine Kristalle, aber später, mit zunehmender Höhe vermischt sich der Eisregen zusätzlich noch mit den Schneeresten auf dem Weg und bereitet uns und trotz der breiten Reifen ordentliche Rutschpartien. Mit etwas Verspätung und ohne die Möglichkeit noch für den Abend einzukaufen, erreichen wir die vereinbarte Hütte für den overnighter, nicht weit entfernt vom Grenzadler bei Oberhof. Zum Glück gibt es Freunde, die für einen sorgen. Eine zweite Gruppe, die rekonvaleszente „Walter L. Rehasportgruppe“, macht sich vom Parkplatz am Grenzadler zu Fuß auf den Weg und führt einiges an Verpflegung für uns mit. Super! Außerdem kommt Mirko mit dem Rad hinzu, der uns vor der Hütte noch eine großartige Feuerzangenbowle offeriert. Der Global Fatbike Day macht seinem Namen mal wieder alle Ehre, auch wenn wir am Freitag etwas früh dran sind. Als das Feuer richtig schön wärmt, leckere Romeo&Julieta (Kubanische Zigarren – Danke Bijan!) die Runde machen, nähern sich plötzlich mehrere Lichter auf dem Weg. Kommen jetzt die Ranger? Der Forst?? Wir überlegen uns schon ein paar nette Worte zur Entschuldigung, als hinter den Lichtern ein richtig große Menschengruppe sichtbar wird. Wenige Minuten später erleben wir erneut einen echt magischen Moment, der aber tatsächlich ohne jegliche Vorplanung entsteht. Es ist ein Jugendchor, der mitternächtlich eine Runde im Wald dreht und zufällig auf uns trifft. Natürlich bekommen wir ein Lied gesungen….mitten im Wald, irgendwo auf dem Rennsteig. Das war ein ganz starker Moment! 

Nicht ganz so stark ist der Samstag morgen. Nebelig, nass und rutschig 🙂 Wir zelebrieren ein ausgedehntes Frühstück. Der Kaffee wirkt, aber der eigentliche Plan wird jetzt über Bord geworfen. Das Ufer der Saale zu erreichen ist bei den Bedingungen so gut wie ausgeschlossen. Ich muss nicht lange überlegen, um Bijans Plan zu folgen, der die Rückfahrt nach Hause vorsieht. Zwar steht noch das Angebot im Raum, einen overnighter in Bad Kissingen zu machen, doch die Wetteraussichten stehen komplett auf Regen. Gemeinsam fahren wir hinunter nach Zella-Mehlis an den Bahnhof. Während Bijan und ich die Fahrt nach Westen wählen, entscheidet sich der Rest der Gruppe für Süden, der Rhön entgegen. Auch wenn der GFBD etwas schneller als geplant zu Ende war, schön war er trotzdem. Kurz, aber intensiv. Die Steinchen haben Bijan und ich noch in der Tasche. Mal sehen, wann die die Saale erreichen 🙂 

Vielen Dank an Gunnar für die Orga, an den Schwiegervater für die astreine Versorgung, Mirko für die Feuerzangenbowle und Achim für den ausgezeichnet ausgearbeiteten GPS-track! Und natürlich ein großes Dankeschön an die Reha-Gruppe :)) 

Update: Gunnar war noch tätig und hat auf overnighter.de gebloggt. 

Für die Statistik: Freitag 76km 1980Höhenmeter, Samstag 10km, 60 Höhenmeter 🙂 

Auf der Tour hat mein Gepäckträger der Marke Eigenbau seinen ersten „echten“ Einsatz gehabt. Den hat er schadlos, bis auf eine leichte Verbiegung durch einen Sturz auf dem Eis, sehr gut überstanden. Vergessen hatte ich Sicherungsscheiben unter den Schraubenköpfen, dadurch musste ich zweimal die Schrauben nachziehen. Die Taschen sitzen jetzt auf dem Edelstahlrohr durch die aufgezogenen Schläuche bombenfest. Vorher klapperten die Befestigungshaken der Taschen an dem 6mm starken Rohr. Für den Winter und das großvolumige Gepäck sind die Taschen echt sehr praktisch und mit einer Seatpack bestens kombinierbar. 

 

 

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2 Thoughts to “#GFBD18”

  1. Danke fürs virtuelle Mitnehmen. War nur auf den heimatlichen Trails unterwegs, leider keine Übernachtung. Erst gab gefrorene Trails, dann tropfte das Eis von den Bäumen und ab Mittag war es dann eine reine Schlammschlacht. Für zwei Wandergruppen waren wir mit den Breitreifen die Außerirdischen, bin da immer über die kaum vorhandene Bekanntheit überrascht. Hattet Ihr auch solche „Wundertüten“ unterwegs?

    Werde mal meine Fotos zusammensammeln und auch nen kleinen Bericht schreiben.
    Viele Grüße
    Christoph

    1. Mario Schön

      Hallo Christoph, ja, so staunende Gesichter hatten wir unterwegs auch mal. Besonders im Zug haben wir ziemlich Aufmerksamkeit erregt….
      Viele Grüße
      Mario

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