Kolektif Bike fair im Motorwerk Berlin

Ende letzten Jahres verbreitete sich plötzlich die Absage der 10. Berliner Fahrradschau in 2019. Schade, ich hatte mich schon wieder darauf gefreut und bereits ein Quartier in der Hinterhand. Sehr bedauert hat das wohl auch das Team von RadRace. Wie sonst lässt sich deren Initiative erklären, die Organisation eines Events, ähnlich der Fahrradschau, einfach selbst auf die Beine zu stellen? Zurück zu den Wurzeln, so würde ich das Motto nennen: Jede Menge Atmosphäre, kleine Brands, Startups und sonstige Begeisterte mit coolen Ideen rund um das Thema Fahrrad vereinen. Klar, ein paar der angesagten Hersteller wie Rose oder Canyon waren ebenfalls mit einer feinen Auswahl vertreten.

Motorwerk Berlin war Ausstellungsort der „kolektif“


Das alte Motorwerk Berlin, zwischen den Stadtteilen Hohenschönhausen und Heinersdorf, bietet ein ähnliches Industrie-Ambiente wie die „Station“ am Gleisdreieck, ist nur deutlich kleiner und überschaubarer. Alte Industriegemäuer mit ihrem Backsteincharme sind eben eine klasse Kulisse für derartige Events.

Und außerdem liegt vom Motorwerk nur fünf Kilometer entfernt die Kartbahn der Mobikart-racing-GmbH, auf der bereits in der Vergangenheit das legendäre Rennen „Last man standing“ – und diesmal auch „Last woman standing“ – ausgetragen wurde. Auch das ist eine Veranstaltung, die einfach nur begeistert: Ein Radrennen mit singlespeed Rädern, ohne Bremse. Jeder gegen Jeden, so lange, bis am Schluss nur noch eine/r übrig bleibt. Gefahren wird im Qualifying mit 9 Startern über 8 Runden. Jede zweite Runde wird der Letzte aus dem Rennen genommen. Der Rest ist für die nächste Runde qualifiziert.

Nicht nur Kraft ist hier entscheidend, sondern auch technisches Geschick und Taktik ist auf der engen, kurvenreichen Bahn gefragt. Für ordentlich Stimmung sorgten neben den über die halbe Strecke verteilten Zuschauern auch die richtig fetten Beats eines DJ’s, die überall aus den Boxen hämmerten. Super spannend das alles kann ich nur sagen! Wahnsinn, was die Jungs und Mädels von RadRace hier auf die Beine stellen! Die finals fanden irgendwann um Mitternacht statt, danach war nur noch Party angesagt 🙂

Weitere Details zur „kolektif bike fair“, wie der vollständige Name der Ausstellung lautet:

RadRace hat die kolektif über die Einnahmen der Aussteller finanziert. Zusätzlich sollte freiwilliger Eintritt, sowie der Verkauf von Lebensmitteln Einnahmen ins Säckerl des Veranstalters bringen.

80 Aussteller aus ganz Europa sind nach Berlin gereist, um ihre Neuheiten rund um das Fahrrad dem Publikum vorzustellen. Das Motorwerk bietet eine Grundfläche von etwa 2000m² und zusätzlich noch einmal 1000m² auf einer umlaufenden Galerie. Neben kleinen, lokalen Rahmenschmieden fanden sich auch Streetfashionlabels, oder Fahrradinitiativen, die über ihr Tun informierten. In chilliger und familiärer Atmosphäre unter Lichterketten und entspannten Beats im Hintergrund ließ sich viel vorführen und selbst ausprobieren. Es gab Vorträge verschiedenster Art, eine Chillout-Zone mit leckerem Cappuccino, Bier und andere Erfrischungen, dazu unterschiedlichste Leckereien von herzhaft bis süß. Insgesamt waren es laut der Pressemeldung von Freitagnachmittag bis Sonntagabend rund 5000 Menschen, die die kolektif besuchten, was die Erwartungen der Organisatoren deutlich übertraf.

Klasse fand ich, Martin und Christoph von zyclism endlich mal persönlich zu treffen und mit ihnen etwas plaudern zu können. Die Beiden stecken unter anderem hinter der Idee der „hhiddentracks“, einer besondere Art von Tourengestaltung. Dazu aber bald mehr hier auf meinem Kanal 😉 Bislang kommunizierten wir immer nur über die social-media Kanäle. Hier in Berlin hatten sie ihre komplette Kollektion an Bord. Bedeutet: Caps, Trikots und Socken. Alles übrigens sehr cooles Zeug!

Die kolektif hebt sich nicht nur durch ihre überschaubare Größe von anderen Fahrradmessen ab, sondern eben auch dadurch, dass nicht alles durch Kommerz geprägt ist und eine klasse Atmosphäre herrscht. Hier ist einfach die Begeisterung für die Sache spürbar und die Bereitschaft, dem sehr bunt gemischten Publikum alles zeigen zu wollen. Und es bleibt genügend Raum fürs Plaudern oder einfach nur mal abzuhängen.
Ein schönes Beispiel für’s Besondere ist das Titan-Cargo-Bike von „Catan“, alias Sebastian Grassow. Er stellte die erste Version seines Cargo-Bikes vor, an dem mich neben dem Rahmenmaterial Titan besonders die Lenkung faszinierte! Das Bike muss ich unbedingt, irgendwie mal Probe fahren. Das Gesamtgewicht beträgt übrigens lächerliche 17kg!!! WOWWW. Der elektrische Antrieb fehlt allerdings. Insofern sehe ich das Einsatzgebiet eher in flachen Regionen und nicht unbedingt im Hessischen Bergland. Es sei denn, die Schenkel gebens her.

Rose-Bikes“ hat das Umfeld für den Launch ihres nagelneues Carbon Urban Bike CPTL genutzt.

Premiere auf der kolektif: Das Urban Bike CPTL von Rose

Viele Menschen in meinem Umkreis haben schon mitbekommen, dass mich das Thema Nahverkehr und Lastenfahrräder derzeit ziemlich stark interessiert. Natürlich gab es auch hier auf der kollektiv viele Modelle zu bestaunen und auch auszuprobieren. Für ein tatsächliches Urteil ist es allerdings nötig, solch ein Bike über einen längeren Zeitraum im Alltag zu testen. Man kann sich aber eine Menge technischer Details anschauen und erklären lassen. Nicht unwichtig ist zum Beispiel der Service für ein Lastenrad. Denn so ein Bolide passt natürlich nicht in den heimischen Montageständer. Und dafür bauen etliche Firmen inzwischen richtige Servicenetze auf. So auch HNF-Nikolai, die ein dreirädriges Lastenrad mit Neigetechnik anbieten.

Wer sich noch weiter über die kollektiv und etwas hintergründiges informieren möchte, dem sei der Bericht des Radelmädchens empfohlen! 

Ein wenig Persönliches: Das tolle an diesem Wochenende war, dass ich zusammen mit meiner Frau unterwegs sein konnte. Zumindest zeitweise, also wir sind gemeinsam nach Berlin und wieder nach Hause gefahren, zwischendrin trennten sich ziemlich bald unsere Wege. Nachdem wir bei einer Freundin eincheckten, noch in Ruhe ein Frühstück genossen, sattelte ich mein Rad und fuhr zur nächsten S-Bahn Haltestelle in Frohnau. Von hier war’s tatsächlich ein gutes Stückchen Strecke bis zum Motorwerk, von der ich dann ca. 5 Kilometer, Garmin sei Dank, den Zielanflug noch geradelt bin. Die beiden Damen hingegen vergnügten sich in der Innenstadt. „Go and see“ war deren Devise…Ampelmännchenladen, Stadtschloss und Schokoladenmanufaktur waren nur einige ihrer Stationen. Als ich mir gegen 17 Uhr den Mund trocken geredet, die Beine auf der kolektif abgelaufen und mehrere Wolkenbrüche abgewartet hatte, strampelte ich über diverse Rumpelstrecken rüber zur Kartbahn in Hohenschönhausen. Dass es sogar einen Shuttle dorthin gab, bemerkte ich etwas zu spät. Vor Ort traf ich gleich am Eingang Kiki von RadRace. Sie drückte mir ihre Karte in die Hand und meinte: „Bei Fragen einfach anrufen“. Wie das bei dem Lärmpegel hätte gehen sollen, weiß ich nicht und ich hab’s auch gar nicht erst probiert. Musste ich aber auch nicht, denn die Regeln kannte ich ja ohnehin schon….Bis zu den Finals hab ich’s mangels Durchhaltevermögen leider nicht mehr geschafft und mich irgendwann ziemlich platt zu „meinen“ beiden Damen daheim auf’s Sofa gefläzt und deren Erlebnissen gelauscht…

Sonntag stand für uns noch eine Visite der Beelitzer Heilstätten auf dem Programm. Hier war insbesondere der Fotoapparat gefragt, das Wetter hat uns leider einen ausgiebigeren Besuch vereitelt. Ab Mittag wurde das komplette Gelände wegen Sturmwarnung evakuiert…menno. So ein spannender LostPlace! Wir kommen wieder.

Beelitz Heilstätten

(Textausschnitte: Pressemitteilung RadRace GmbH)

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4 Thoughts to “Kolektif Bike fair im Motorwerk Berlin”

  1. Thomas

    Hört sich nach einer spannenden Messe an. Ich habe davon im Vorfeld gar nichts mitbekommen.
    Du musst mir unbedingt genauer von den Beelitzer Heilstätten erzählen. Im April bin ich in Berlin – da möchte ich unbedingt hin – steht schon lange auf dem Plan.

    1. Mario Schön

      Hi Thomas, die kolektif ist definitiv einen Besuch wert!
      Gleiches gilt übrigens für die Beelitzer Heilstätten, natürlich ganz anderes Thema 🙂
      Hierzu sollten wir tatsächlich mal plaudern. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich dort umzuschauen.
      Allerdings keine, dies ohne Begleitung zu tun. „Lost place“ ist insofern nicht mehr der treffende Ausdruck für dieses Gelände. Es ist touristisch erschlossen. Darüber kann man geteilter Meinung sein, aber dies hilft, die noch vorhandenen Gebäude vor dem irren Vandalismus zu schützen. Trotzdem sehr interessant!
      Wir haben uns im „Alpenhaus“ umgeschaut und bekamen viele spannende Dinge dazu erzählt….

  2. Ach, toll! Da wäre ich auch gerne hin, hatte es aber zu spät mitbekommen … und seit Monaten stand schon 1 Woche Hiddensee-Urlaub im Kalender, Ende am 9.3.
    Mich hat es einerseits schon auch traurig gemacht, dass die BFS ausfiel, aber andererseits hatte ich bei der 2018er schon das Gefühl, dass da nicht nur wieder Luft nach oben war, sondern auch gut sichtbar viel Luft (= Leerraum) in den Hallen …
    Nächstes Jahr, ganz bestimmt, gehe ich auch zur KOLEKTIF BIKE FAIR!

    1. Mario Schön

      Hi Jochen, naja, ein Urlaub ist jetzt auch keine ganz schlechte Alternative!
      Ich freue mich, wenn die kolektif im nächsten Jahr wieder stattfindet. Definitiv eine lohnenswerte Veranstaltung, die richtig Spaß macht.
      Und wenn in 2020 noch mehr Freunde aus der Bikepackerszene dabei wären, um so schöner! 🙂
      Bis bald in Hamburg 😉

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