Gepäck an der Gabel

Für mich war das bislang immer ein heißes Thema: Wie bekomme ich meine Gepäckbeutel oder Wasserflaschen an der Gabel fixiert, obwohl ich keine Schraubösen für die Befestigung geeigneter Träger habe?

Anything-Cage an einer Federgabel befestigt

Vor einiger Zeit habe ich mich schon einmal in einem Blogartikel mit dieser Frage beschäftigt. Darin beschreibe ich eine Lösung mit SKS-Anywhere Adaptern in Verbindung mit den Anything-Cages von Salsa. Anfangs funktionierten diese Adapter an der Carbon-Gabel meines Fatbikes auch gar nicht schlecht. Aber im Laufe der Zeit musste ich dann doch häufiger nachjustieren und die Riemen neu spannen. Verschmutzung ist einer der Hauptfaktoren, die die Adapter anfällig für Verrutschen oder Verdrehen machen. Auch bei Kälte, wenn der Kunststoff der Prismen richtig hart wird, neigen sie gerne zu Bewegung.

Im Januar diesen Jahres erschien ein sehr umfassender und klasse Artikel bei Bikepacking.com über nahezu alle am Markt zu findende Befestigungsmöglichkeiten an der Gabel ohne Schraubösen.  Viele davon sind leider nur in den USA oder UK erhältlich. Bei Käufen in den USA bin ich vorsichtig geworden, nachdem ich mal einen winzigen Zubehörartikel für meinen Fotoapparat bei einem Amerikanischen Händler bestellt hatte und diesen dann nach sechs Wochen persönlich beim Zoll gegen eine fette Gebühr abholen durfte.

Durch einen Zufall ergab sich für mich die Möglichkeit für einen 3D-Druck (Danke Dirk und Marvin!) Für diese Teile lehnte ich mich am Design der Adapter von „K-Lite 3D-printed Cages“ an. Eine kleine Zecihnung genügte. Damit erzeugte Marvin einen 3D-Datensatz für seinen Drucker.

Meine Handskizze, auf einem Tablet erstellt

Detailinformationen zum verwendeten  Kunststoff der Adapter und welche Festigkeit er aufweist, liegen mir leider nicht vor. Aber ein Test unter Realbedingungen ist ohnehin immer am besten. Rein statisch sieht die Lösung gar nicht schlecht aus. Sie war für mich schon beinah optimal, vielleicht lässt dich der Adapter noch etwas flacher ausführen, so dass der angeschraubte Anything-Cage, oder welcher Halter auch immer es sein soll, noch dichter an das Gabelrohr heranrückt. Die Hebelwirkung für’s Verdrehen wird dadurch weiter verringert. Dieser Adapter sieht zusätzlich zu den Schlauchschellen (32-50mm, 9mm breit) noch die Befestigung mit Kabelbindern vor. Eventuell verrichten diese auch schon ohne Schlauchschellen ihren Dienst, was wohl auch vom zu transportierenden Gewicht abhängt.

Sehr gut gefällt mir jetzt die Lösung an meinem Fatbike. Dort habe ich die Cages von Blackburn mit zwei Schlauchschellen direkt an der Gabel befestigt.

Das funktioniert ohne irgendwelche Adapter wegen der Schlitze zum Durchführen der Schlauchschellen besonders gut. Als Schutz gegen Verkratzen dient ein Stück alter Fahrradschlauch. Diese Konstruktion hat sich auch bereits schon einmal bewährt, nämlich auf der Bikepacking-XL-Tour durch den Habichtswald. Auf der dreitägigen Runde habe ich mein Zelt auf diese Weise transportiert (Das Gestänge allerdings quer auf dem Lenker befestigt). Während der Fahrt hat sich nichts bewegt, alles blieb bombenfest an Ort und Stelle. Die Cages von Blackburn besitzen praktischerweise auch Schlitze am „Rückenblech“ die ein Durchrutschen nach unten verhindern. 

Fazit: Die Schlauchschellen sehen nicht unbedingt sehr elegant aus. Aber sie verrichten ihren Job optimal und befreien den Biker vom regelmäßigen Prüfen, ob noch alles an Ort und Stelle sitzt und nichts in die Speichen rutscht. Etwas Feingefühl beim Befestigen ist angebracht. Die Schellen erzeugen recht große Spannkräfte. Wenn Cages verwendet werden, die keine so eleganten Durchbrüche für Schellen liefern, dann sind die gedruckten Adapter eine prima Alternative. Nach deren Test werde ich an dieser Stelle ein Update einstellen. 

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14 Thoughts to “Gepäck an der Gabel”

  1. Pascal

    Hallo Mario,

    hast du jetzt schon Langzeiterfahrungen mit den Schlauchschellen an der Carbongabel?

    Würde mich über eine kurze Antwort freuen!

    1. Mario Schön

      Hallo Pascal,
      Inzwischen habe ich etliche Kilometer mit dem Fatbike und den mit Schlauchschellen befestigten caches zurückgelegt. Ohne irgendwelche Probleme oder Beschädigungen. Funktioniert tadellos!
      Viele Grüße
      Mario

      1. Pascal

        Super, vielen Dank für die Antwort. Das klingt gut! Mit welchem Gewicht belädst du die Cages?

        1. Mario Schön

          Gewogen hab ich noch nie, aber ich würde sagen, dass ich max. 3kg pro Seite habe. Z.Bsp. Zelt mit Unterlage, Kocher, Ersatzklamotten

          1. Pascal

            Und würdest du dich letztendlich für Schellen entscheiden oder die SKS Anywhere Adapter?

          2. Mario Schön

            Ich würde die Schellen bevorzugen! Weil wirklich fest und keinerlei Bewegung, Verdrehung an der Gabel.

          3. Pascal

            Hallo Mario, ich habe noch einmal eine Frage. So in Ruhe lässt es mich nicht, dass ich mir mit den Schlauchschellen die Gabel zerschieße…und gleichzeitig mich mit. 😀 Hast du zufällig alternativ mal Kabelbinder ausprobiert, die mit Isolierband (um Gabel und Cage gewickelt) zusätzlich unterstützt wurden?
            Da sollten die Zugkräfte, ja nicht so hoch wie bei den Schlauchschellen werden, oder? Liebe Grüße!

          4. Mario Schön

            Hallo Pascal,
            das finde ich sehr gut, im Umgang mit Carbon durchaus kritisch und vorsichtig zu sein. Schließlich handelt es sich bei der Gabel um ein sicherheitsrelevantes Bauteil!
            Zum Zeitpunkt meines Artikels über die Möglichkeiten des Gepäcktransportes an Gabeln gab es auch noch nicht die große Auswahl an Zubehör, wie das heute der Fall ist. Aber beim Umgang mit Carbon weisen ja selbst Hersteller wie Ortlieb darauf hin, dass z.B. deren ForkPack nicht für die Nutzung an Carbongabeln oder konisch zulaufenden Gabeln (sofern keine Gewindebuchsen vorhanden) geeignet sind.
            Eine Befestigung mit Kabelbindern habe ich bislang noch nicht getestet! Halte das aber dennoch für eine praktikable Lösung. Jedenfalls, solange der Rohrquerschnitt nicht komplett rund ist. Dabei hätte ich doch Bedenken, dass sich ein Halter’/Cage verdrehen könnte und das Gepäck in die Speichen gerät. Ob ein ovales Profil hier besser vorbeugt, kann ich nicht wirklich sagen. Dazu sind ein paar Versuche notwendig.
            Auf jeden Fall rate ich dazu, vor einer längeren Tour die Befestigung während einer Ausfahrt zu testen. Statisch mag zunächst alles gut ausschauen, aber wenn die dynamischen Kräfte wirken, kann die Welt plötzlich ganz anders aussehen.

            Wenn du Erfahrungen sammeln solltest, dann freue ich mich sehr, wenn du diese hier teilst 🙂
            Viele Grüße Mario

  2. Jonas

    Hallo,
    ich habe eine ähnliche Gabel aus Carbon, wie an deinem Fatbike, auch ohne Ösen und möchte aber Anything Cages oder Flaschenhalter montieren? Finde deine Lösung super, habe aber Bedenken die Gabel mit den Schellen zu beschädigen. Siehst du hier keine Probleme?

    Gruß. Jonas

    1. Mario Schön

      Hi Jonas,
      es gibt in meinem Blog noch einen weiteren Artikel zum Thema Gepäck an der Gabel: https://schoenies.org/?p=8857
      Dort wurde ich ebenfalls gefragt, in wie weit sich die Rohrschellen mit der Carbongabel vertragen. Ich würde dir genau das Gleiche empfehlen:

      Grundsätzlich ist bei Carbon-Gabeln Vorsicht angesagt.
      Das größte Risiko besteht aber darin, Kerben einzubringen, die dann die Fasern schwächen. Ein weiteres Gefahrenpotenzial ist das zu starke Anziehen von Schlauchschellen, weil dadurch eine Druckspannung eingebracht wird, für die ein Gabelrohr nicht ausgelegt ist. Deshalb habe ich extra darauf hingewiesen, mit Gefühl zu arbeiten. Die Schellen dürfen also nicht zu fest angezogen werden, damit sich keine Abdrücke bilden. Ein konkretes maximales Drehmoment wäre mir auch lieber, aber das kenne ich natürlich auch nicht und wäre auch bei Gabeln unterschiedlicher Hersteller abweichend.
      Bislang habe ich keinerlei Probleme bei meiner Gabel festgestellt und es ist, nicht zuletzt wegen der ovalen Form des Rohres, gar nicht viel Kraft notwendig, den Träger verdrehsicher anzubringen. Dabei hilft auch das Unterlegen eines Schlauchstückes. Eine Kontrolle unterwegs, ob eine Bewegung stattfindet, ist aber immer eine gute Idee.
      Eine Freigabe des Herstellers oder Händlers für diese Art Befestigung wirst du nicht bekommen! Allerdings halte ich die Gewichte an der Gabel auch relativ gering. Meistens ist es ein Teil vom Zelt, der Biwaksack, oder auch nur ein paar Ersatzklamotten, die ich an dieser Stelle transportiere.

      Oberstes Gebot: Kerben im Carbon unbedingt vermeiden durch eine Unterlage (Schlauchstück)
      Ich hoffe dir damit ein wenig weiterzuhelfen 🙂

      Viele Grüße
      Mario

      1. Jonas

        Hey, danke für die schnelle und ausführliche Antwort.

  3. marieausparis

    Hallo,
    lieben Dank für den tollen Artikel. Was ich mich immer frage, ist, wie alle die Schlauchschellen durch die Schlitze am Blackburn Cage bekommen? Meine Schlauchschellen lassen sich nicht komplett öffnen… Über ein Lüften des Geheimnisses würde ich mich sehr freuen!

    1. Mario Schön

      Hallo Mariausparis, in meinem Artikel habe ich die verwendeten Schlauchschellen verlinkt. Die gibt es in diversen Baumärkten oder auch online z.B. hier
      https://www.amazon.de/10-Schlauchschelle-Spannbereich-32-Edelstahl/dp/B00VURKJBM/ref=sr_1_12?hvadid=235047327735&hvdev=c&hvlocphy=1004363&hvnetw=g&hvpos=1t2&hvqmt=e&hvrand=7854367318113207242&hvtargid=kwd-35650703725&keywords=schlauchschellen+32+50&qid=1560164408&s=gateway&sr=8-12

      Das komplette Öffnen der Schellen gestaltet sich sehr einfach, beim wieder Schließen muss man etwas nachhelfen, damit das Gewinde des Schräubchens wieder greift. Also wirklich sehr einfach machbar.
      Gruß
      DerMario

      1. Marie

        Bestens, ganz lieben Dank für die schnelle Antwort!

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