Das #bpbc19

Lange hab‘ ich mich drauf gefreut, aber längst ist das erste bikepacking barcamp (#bpbc19) schon wieder Geschichte. Eine Pressemeldung ist zwischenzeitlich auch schon raus gegangen. Apropos barcamp: was das in Deutsch eigentlich bedeutet, stand ja zum Glück in der Einladung schon drinnen. Kurz für diejenigen, die weder die Einladung gelesen haben, noch den Begriff kennen: Ein barcamp ist eine offene Tagung mit offenen workshops und die Inhalte werden von den Teilnehmern zu Beginn selbst entwickelt, sowie im Verlauf auch eigenständig gestaltet. So weit die Theorie. Wie so etwas praktisch, konkret und unter freiem Himmel funktioniert, ob dabei tatsächlich verwertbare Ergebnisse rauskommen, waren für mich echt spannende Fragen. Und etwas länger habe ich darüber nachgedacht, ob und wie ich etwas vom #bpbc19 Bloggen kann. Während die Pressemeldung einen schönen Überblick gibt, liefere ich hier ein paar Details aus der Sicht eines Teilnehmers.

Reichlich Platz für persönliche Notizen

Im Folgenden liste ich einfach mal ein paar Punkte auf, die ich für mich als sehr wertvoll mitgenommen habe, erhebe aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist mehr als mein „Online-Notizbuch“ zu verstehen:

 

Fragen zur Haftung einer (Bikepacking)-„Veranstaltung“

  • Die Regelmäßigkeit einer Veranstaltung/Treffens kann eine Relevanz spielen
  • Genauso der Ausbildungsstand des „Organisators“ oder Einladenden
  • Die Definition eines festen Zeitrahmens kann kritisch eingestuft werden (wenn es eben offiziell keine Veranstaltung sein soll)
  • Ergebnislisten weisen meist auf auf einen „professionellen“ Hintergrund hin
  • Aussagen zu Beginn einer Tour immer unter Zeugen tätigen. Zum Beispiel Einhaltung der Verkehrsregeln, Beachtung von Wegsperrungen, etc.
  • einen Haftungsausschluss unterschreiben zu lassen ist grundsätzlich nicht verkehrt, rechtlich unanfechtbar ist der eher selten. Rechtliche Unterstützung immer bei einem Anwalt mit dem entsprechenden, fachlichen Hintergrund einholen!

Diskussionen zur Ausrüstung

  • Bislang waren Hängematten für mich eher etwas für den Strand oder Urlaub. Sie bieten inzwischen aber tatsächlich viel mehr Komfort
  • Sie schaffen einen sehr guten Mückenschutz
  • Sie besitzen ein Einlegefach für Isomatte und sorgen dadurch für eine thermische Isolation
  • Eine Hängematte Ist unabhängig vom Untergrund
  • Man ist damit im Wald meistens fast „unsichtbar“
  • Nutzung eher nur in drei Jahreszeiten, Winter ist speziell…
  • Praktisch fürs Bikepacking: Die Hängematte lässt sich mit dem Equipment prima in mehrere kleine, gut zu verstauende Päckchen einteilen
  • Zelte: eine Vielzahl an unterschiedlichen Zelten konnte direkt auf der Wiese betrachtet werden. Deren Eigentümer haben Vor- und Nachteile vorgestellt. Fazit: Es gibt nicht DAS ZELT. Viel hängt von persönlichen Vorlieben oder dem Einsatz unter bestimmten Bedingungen ab. Oder vom Budget 🙂 Als sehr schnell aufzubauen gelten „Einbogenzelte“, die zum Stehen kaum mehr als 4 Heringe benötigen. Es loht sich auf jeden Fall, auch nach gebrauchten Zelten im Netz Ausschau zu halten! 
  • Rainer hat sein Selbstbauzelt vorgestellt, das war auch echt stark und mit ihm würde ich mich gerne nochmal austauschen….

Quo vadis Bikepacking?

  • Mit der Verbreitung des Gravel-Bikes ist auch das Bikepacking noch populärer geworden, hat sich als Trend entwickelt
  • Durch eine große Masse Bikepacker steigt auch die Gefahr, dass durch wenige der Trend in Verruf gerät. Insbesondere durch Missachtung gesellschaftlicher Regeln (Hinterlasse keine Spuren, keinen Müll, nimm Rücksicht, etc. )
  • Bikepacking führt Menschen wieder in die Natur. Sie werden merken, dass der Wald, die Natur schützenswert ist
  • Wodurch unterscheidet sich eigentlich das Bikepacking vom normalen Radreisen? Dies ist oft eine persönliche Betrachtung und die Definition sollte nicht allzu eng gefasst werden
  • Die Gefahr, dass sich Bikepacking als massentauglich entwickelt, wird als eher gering eingeschätzt. Hauptgrund ist, dass viele Menschen die persönliche Komfortzone ungern verlassen.
  • Andererseits haben die Industrie und nicht zuletzt die Medien ein Interesse daran, große Margen mit neuen Produkten zu erzielen
  • Große Frage: Benötigt es Regeln fürs Bikepacking? Der Konsens: Regeln werden schlecht oder gar nicht angenommen. Besser eignen sich Prinzipien, nach denen gehandelt wird, oder ein „Kodex“. Hersteller von Bikes und Produkten gehören mit in die Verantwortung
  • Blogs können eine Vorbildfunktion für die Allgemeinheit einnehmen. Oft wird genau dort viel abgeschaut, oder sich Rat und Erfahrung eingeholt
  • Vorsicht mit dem Lagerfeuer! Keine Bilder mit Feuer außerhalb offizieller Feuerstellen im Netz verbreiten, Spots sorgfältig schützen und nicht durch Bilder planlos verteilen (jap, da werde ich zukünftig etwas mehr ein Auge drauf haben)

OK, das soll es an dieser Stelle mit Details gewesen sein. Am Schluss des Barcamps bin ich echt nachhaltig beeindruckt. Von den inhaltlich wertvollen Diskussionen, den vielen Inspirationen und Ideen. Es herrschte über das gesamte Wochenende einfach eine super Atmosphäre und tatsächlich jeder konnte sich irgendwo, irgendwie mit irgendwas einbringen. Der gesellschaftliche Aspekt kam natürlich auch nicht zu kurz. So habe ich mich sehr gefreut, „alte Weggefährten“ wieder zu treffen 🙂

Was gab’s denn sonst noch?

  • Diverse Bikes standen zum Testen in freier Wildbahn bereit
  • Hängematten wurden von Sven im Wald zum Probe schlafen aufgehangen. Super!
  • Josh hat nicht nur die Anfahrt vom Göttinger Bahnhof zum Zeltplatz an der Weser gescoutet, sondern auch noch diverse Kurzausflüge durch den Bramwald
  • Gunnar führte einen Teil der Gruppe durch das Kloster Bursfelde,
  • Arne hat sich als Hobby-Ornithologe angeboten und allerlei wissenswertes über die Vogelwelt erzählt
  • An beiden Abenden saßen oder standen wir alle (40-50 Personen) um ein urgemütliches Lagerfeuer
  • Das Frühstück hat unser Barista Falk mit feinstem Cappuccino versüßt! Tausenddank 🙂 
  • UND: Nicht zu vergessen die „Hackparade“ am Samstagabend: Hier konnte jeder kleine Tricks vorstellen, die das Leben des Bikepackers vereinfachen. Diese reichten vom optimierten Festzurren der Arschrakete unterm Sattel, über das Spaten-Spiegelei, bis hin zum Aufblasen eines Tubeless-Reifens fernab einer Tankstelle mit Kompressor. Der Aufblas-Hack war echt so genial, den muss ich hier grad noch beschreiben: Man beschaffe sich ca. 30cm Kunststoffschlauch,Innendurchmesser 5-6mm (muss auf das Ventilröhrchen passen). Dann pumpe man das noch intakte Rad mit etwas höherem Druck auf, weil das dient gleich als Druckluftspeicher. Am platten Rad wird zuerst das Sclaverantventil herausgeschraubt und der Schlauch aufgesteckt. Jetzt wird’s spannend: Am intakten Rad muss das Ventil ebenfalls herausgeschraubt werden, mit dem Finger schnell zuhalten und dann flink den Schlauch aufstecken. Voila, die Luft strömt auch den kleinen Schlauch in den platten Reifen. Und zwar mit so einer Kraft, dass nach ein paar Sekunden der Reifen richtig in die Felge knallt. Dann den Schlauch gefühlvoll abziehen und blitzschnell das Ventil eindrücken und wieder verschrauben. Klingt vielleicht seltsam, aber Uwe hat das Ganze live am Lagerfeuer vorgeführt! Das war schon der Hammer. Bevor ich das unter echten Bedingungen mache, werde ich erstmal ein paar Probeläufe durchführen 🙂 

Jetzt fahre ich erstmal in den Baumarkt und besorge mir Schlauch 😉 

Super Bilder hat Kay während des Barcamps aufgenommen! Hier sind die anzuschauen.

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6 Thoughts to “Das #bpbc19”

  1. Tom

    Das hört sich alles cool an. Ganz anders als es die Ausschreibung / Einladung erwarten ließ. Ich hoffe, dass noch ein paar gute Blogbeiträge anderer Teilnehmer kommen. Die Pressemitteilungen auf der Seite zum Barcamp sind ja eher … nichtssagend. Bei Dir hab ich bisher die einzigen vernünftigen Infos zur Veranstaltung gefunden. 🙂

    1. Mario Schön

      Hi Tom,
      danke, ich warte selbst schon ganz gespannt auf weitere Beiträge…

  2. Hallo Mario,

    danke für die Eindrücke… klingt vielleicht komisch da jetzt schon danach zu fragen, aber: wird es eine Fortsetzung geben?

    Gruß
    Christoph

    1. Mario Schön

      Hallo Christoph,
      das ist schon eine sehr berechtigte Frage und die stellt sich nicht nur du. Das Feedback war durchgängig sehr positiv. Allein das reicht an sich schon für eine Wiederholung des Barcamps aus.
      So, wie ich Gunnar kenne, wird es ein barcamp2020 geben, aber vermutlich mit kleinen Anpassungen und vielleicht sogar an einem neuen Ort? Gunnar entwickelt gerne weiter und ist immer für Überraschungen zu haben. Deshalb bin ich auch sehr gespannt, was in 2020 passieren wird 🙂
      LG
      DerMario

  3. Andreas

    Lieber Mario,
    jetzt weiß ich Bescheid was abging,
    Danke dafür!!
    Gruss Andreas

    1. Mario Schön

      Du hast gefehlt Andreas! Da wäre das ein oder andere Interessante für dich dabei gewesen…vielleicht beim bpbc20?

      LG
      DerMario

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