Radsport in Berlin

Berlin ist ja IMMER eine Reise wert, aber ganz besonders natürlich, wenn dort alles im Zeichen des Fahrrades steht. Und das war am Schaltjahres Wochenende der Fall. Die Bahnrad WM im Velodrom und die kolektif Bike fair im Motorwerk hatten geradezu eine magnetische Wirkung. Und die war so groß, dass mich Hansi, Dirk und Nobby dorthin begleitet haben. Die knapp 400 Kilometer lange Anreise erledigten wir ganz entspannt mit der Bahn, das Rad im Gepäck. Diesmal haben wir uns sogar richtig solide in einem Hostel eingemietet und auf den „Double-nighter“ mal verzichtet.

Zu viert in Berlin unterwegs: Mario, Dirk, Hansi, Nobby


Freitag: Das Velodrom kannten wir bislang nur von Bildern, was wohl auch der Grund dafür war, dass wir die Halle zunächst erstmal gesucht haben. Diese ist nämlich komplett von einem Erdwall umgeben und deshalb von außen so gut wie unsichtbar. Nicht nur die Größe der Halle, auch die Radrennbahn aus sibirischer Fichte ist sehr beeindruckend und die Steilkurven sind geradezu beängstigend steil! An diesem Abend setzt sich Emma Hinze im Finale des Zeitfahrens der Damen gegen die Russin Anastassija Woinowa durch und wird Weltmeisterin im 500m-Sprint. Wir sind live dabei, die Halle bebt, super Stimmung!

Samstag: Die erste Attraktion des Tages ist die kolektif Bikefair im Motorwerk inklusive des Begleitprogrammes. Nicht die ganz Großen der Fahrradindustrie (von Canyon mal abgesehen), sondern mehr die kleinen Schmieden sind auf dieser Ausstellung vertreten. Es gibt so unglaublich viel zu Schauen, verbunden mit ganz viel Gesprächen. Mit den Bildern versuche ich einen Überblick zu verschaffen. Die kolektif zeichnet eine eher familiäre und entspannte Atmosphäre aus. Die offizielle Pressemitteilung veröffentliche ich weiter unten.

Leider verpassen wir im Eifer des Schauens beim Cargobike-Race die Läufe mit Thomas, alias Cube. Er sicherte sich nämlich einen 2. Platz (Einspurig ohne Motor) und einen 3. Platz mit der Staffel! Sehr cool. Unser Glückwunsch an dieser Stelle Thomas 🙂 Am späten Nachmittag entführt uns schließlich Bengt Stiller mit seinem Vortrag nach Kirgistan. Dort ist er zweimal beim Silk-road Mountain Race gestartet und hat währenddessen super Bilder aufgenommen. Dieses Rennen startet im August 2020 übrigens seine dritte Auflage.

Das Abendprogramm verbringen wir auf der Mobi-Kartbahn in Hohenschönhausen. Hier startet einmal mehr das von RadRace veranstaltete „Last wo/man standing“. Ein Fahrradrennen mit Rädern, die nur einen einzigen Gang und keinen Freilauf besitzen. Bremsen übrigens auch nicht, ganz nach dem Motto: Wer bremst, verliert. Die Action auf der Bahn sucht ihres gleichen und es macht echt Spaß, jedem einzelnen Rennen zuzuschauen. Es war echt spannend und wir sind bis zum Finale um Mitternacht geblieben…

Sonntag: Unser Hunger nach Radrennen ist jetzt fürs erste gestillt. Aber in Sichtweite unseres Hostels befindet sich das ehemalige Stasi-Gefängnis. Ein wenig Kultur gönnen wir uns also noch. Neben dem Stasi-Gefängnis gibt es auch noch das Stasi-Museum im ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit in der SED-Diktatur. Wir schaffen aber nur den Besuch des Gefängnis und sind nach der Führung mit einer ehemaligen Inhaftierten auch erstmal in gedämpfter Stimmung. Die Methoden der Geheimpolizei, den vermeintlichen Staatsfeinden Geständnisse zu entlocken, waren (und sind es in einigen Ländern dieser Erde ja auch heute noch) sehr grausam. Was ich bislang überhaupt nicht wusste, dass es um das Gefängnis herum eine komplett eingemauerte und sichtgeschützte Siedlung gab, in der die Angestellten wohnten und in die von außen niemand Zutritt hatte. Das Gelände war auf keiner Karte verzeichnet und einer der geheimsten Orte der DDR.

Am Nachmittag steigen wir wieder in den Zug. Bevor er startet, werden wir unfreiwillig Teilnehmer eines weiteren Rennens, in dem es darum geht, den richtigen Zugteil zu finden. Leider wurden die Züge bei der Ansage am Bahnsteig verwechselt, was zu einem echt sportlichen hin und her von Fahrgästen sorgte….
Fahren mit der Bahn. Eines der besten Abenteuer unserer Zeit 🙂 

Pressemitteilung kolektif berlin
7.500 Besucher im zweiten Jahr kolektif berlin bike fair 2.0
Berlin (03.03.2020): Von Freitag bis Sonntag stellten rund 90 Aussteller aus aller Welt während der zweiten Ausgabe der kolektif berlin bike fair wieder allerhand schöne Dinge rund ums Rad im Motorwerk Berlin Weißensee zur Schau. Die Erwartungen der Veranstalter wurden bei weitem übertroffen: 5.000 Gäste waren erhofft, gut 7.500 Fahrradbegeisterte sind tatsächlich gekommen, um sich neue Räder, trendiges Zubehör oder aktuelle Kollektionen der Bike- und Streetfashionszene anzusehen.

„Das Besucherergebnis ist der schönste Lohn für die harte Arbeit, die hinter der ganzen Orga für die Messe steckt“, erzählt Ronny Owe, Projektleiter der kolektif berlin. „Besonders toll finden wir außerdem, dass so viele Familien mit Kindern den Weg zu uns gefunden haben,“ ergänzt Owe weiter.
Auch die Aussteller zeigten sich mehr als zufrieden mit dem Ergebnis. Startete der Freitagabend zunächst gemütlich, fanden sich ab 20 Uhr dann doch noch viele interessierte Abendschwärmer ein, genossen die gechillte und familiäre Atmosphäre unter Lichterketten und mit entspannten Beats, schlenderten in aller Ruhe durch die Messehalle und informierten sich über Trends und Neuheiten. So konnten sich die Aussteller perfekt auf die beiden Folgetage einstimmen.
Die frühlingshaften Temperaturen sorgten am Samstag und Sonntag dafür, dass sich deutlich mehr Gäste als im Vorjahr auf den Weg gemacht hatten, um die kolektif zu besuchen. Es war zeitweise so voll, dass die Eingangstüren vorübergehend geschlossen werden mussten. Die Besucherinnen und Besucher nutzten zudem das sonnige Außengelände, testeten neue Bikes, E-Bikes oder Lastenräder, nahmen an den Workshops teil und feuerten die Fahrer beim Lastenradrennen an, lauschten Vorträgen und Reiseberichten oder ließen es sich einfach in der Chillout-Zone bei Cappuccino, Bier, Burger, Bowl oder Kuchen gutgehen.
Besonders gut kam beim bunt gemischten Publikum die überschaubare Größe und die angenehme Atmosphäre der Messe an und dass man alles ansehen, anfassen und testen konnte. „Die Größe der Messehalle machte es möglich, dass man die einzelnen Stände wirklich in aller Ruhe betrachten konnte und nicht durchhetzen musste, wie es häufig bei den großen Messehallen der Fall ist. Dadurch kamen viele tolle Gespräche auch über Details zustande, für die einem häufig sonst die Zeit fehlt“, so ein Messebesucher.

Was die kolektif anders macht…
Die kolektif will bewusst keine klassische Fahrradmesse wie die Eurobike oder Velo sein. Die Messe möchte die Menschen unter einem Dach vereinen, die Leidenschaft und Liebe für das gleiche Thema teilen, nämlich Radfahren.
Wer zeigte was? Highlights des Wochenendes
Angesagte kleine Start-Ups und Bike- oder Street-Fashionlabel aus ganz Europa waren ebenso zugegen, wie alteingesessene Big Player der Fahrradszene wie Canyon Bikes, Oakley oder Spengle. Unter anderem wurden folgende Neuheiten vorgestellt.
Stahlrahmen aus dem 3D-Drucker
Die limitierte Sonderedition des 3D-Druck-Pioniers Urwahn Bikes, der sich mit dem Carbon- Spezialisten Schmolke Carbon zusammengetan hat, um ein einzigartiges High-End-Rennrad zu entwickeln, war definitiv einen intensiveren Blick wert. Aber auch andere Modelle aus dem 3D-Drucker konnten durchaus überzeugen.
Muli ergänzt sein Cargobike mit neuem Shimano Steps-System
Jetzt schon auf der Messe, bald im Standard-Programm: Der Cargobike-Hersteller Muli Bikes ergänzt sein Lastenrad-Portfolio um Räder mit Shimano Steps-System. Erhältlich voraussichtlich ab Sommer 2020.
Spengle Gold – das teuerste Laufrad der Welt
Wer sich das teuerste Laufrad der Welt ansehen wollte, der konnte dies auf der kolektif erledigen. Der mit den klassischen drei Speichen ausgestattete Laufradsatz von Spengle ist aus Carbon, mit einer 24- Karat Blattgold Auflage ausgestattet und kostet um die 10.000 Euro.
Cargobike-World auf der kolektif berlin
Anstatt in Konkurrenz zueinander, bot die kolektif ihren Gästen ein großes Miteinander verschiedener Cargobike-Hersteller. Direkt nebeneinander auf einem großen Gemeinschaftsstand konnten so die vielfältigen Modelle verschiedener Anbieter verglichen und getestet werden.
Handgefertigte Laufräder
Der Hersteller von Big Forest Framework fertig Räder aus Leidenschaft sagt er selbst. Das konnte man seinem handgemachten Laufrad ansehen. Ein besonderer Eyecatcher für die ganz Kleinen der Szene.

kolektif Rahmenprogramm
Die bunte Mischung der kolektif wurde komplettiert durch verschiedene Vorträge. Wem das nicht reichte, der konnte einen der Workshops besuchen, am Cargobike Race, dem Lastenradrennen, teilnehmen, sich eine Yoga- Auszeit gönnen oder eine der zahlreichen Ausfahrten mitmachen. Alles in allem ein abwechslungsreicher und spannender Mix für das Publikum.

Diese Brands waren 2020 Teil der kolektif berlin (in alphabetical order)
Bei den insgesamt 87 Ausstellern, die auf den knapp 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche über zwei Ebenen ihre vielfältigen Produkte präsentieren, handelte es sich um einen bunten Mix aus kleinen, lokalen Rahmenbauern, Bike- und Streetfashionlabels, Fahrrad-Initiativen und Künstlern sowie großen, bekannten Herstellermarken der Bike-, Cargobike- und E-Bike-Szene. In alphabetischer Reihenfolge:
100%
8Bar Bikes
ABUS
Ampler Bikes
Antigang
arco bici
Aurora
Bastiaen Cargo
BBF Cargo
Berliner Rahmenbauer Biehler
Bikefittr.com
Bioracer
BRAASI INDUSTRY BrickLaneBikes Brooks
Bullit Bike
Canyon Bicycles Cargo bike Monkey CARGO BIKES Catan Bikes Checker Pig
Cleverhood Cooper Bikes COPRO Cuore
Elian Cycles ERTZ
Fair Food Bike Fidlock Fingerscrossed FREH Berlin FreiLauf FRISCH
GIRO Shoes
hantrieb
HNF Nicolai I.draw.on.bikes Iriedaily
Kappstein
KMC Chain Europe Komoot kryptonite
Lajefa and Sons
Lezyne
M-I-B-O
Marin Bikes Merchant & Friends MOTO
Muli Cycles Oakley
Officine Recycle Park Tool
Pearl Cycles Percy Mash PITLOCK Polizei Berlin
Punta Velo Reflective Berlin Rhino Bikes Riding is living ROBERTONE CC Rondo Rückenwind e.V. sblocs bikes Schleudergang
Sour Bikes
Spengle
Sport Imsport Strassenschlacht CX Sundlin Bags SUPERVISION LAB Syntace
Temple Projects CC Transost
Trikoterie
TRIPLE2 SPORTS WEAR Ulptours
Urban DriveStyle VELOBANDE Bikes & Coffee
VELOCITY
Velogut
Veloince CC Vintage Steel Bikes Wish One Cycles Zeebraham UTD Zyclism

kolektif 2020 – Hard facts
• 7.500 BesucherInnen
• 2540 QM Gesamtfläche Motorwerk
• 87 Aussteller aus 12 Nationen
• Weiteste Anreise Maine/USA Aussteller Cleverhood
• 36 kolektif-Mitarbeiter helfen mit beim Aufbau und Umsetzung der Messe
• 2 Wettkampfrennen: RAD RACE Last Wo/Man Standing, Lastenradrennen

Zum Hintergrund
Die Idee zur Gründung der kolektif entstand durch das plötzliche Aus der Berliner Fahrradschau Ende 2018, in deren Rahmenprogramm eines der wichtigsten RAD RACE-Events jahrelang stattgefunden hatte. Daher entschied das Team rund um Gründer Ingo Engelhardt, das nicht einfach hinzunehmen, sondern eine eigene Fahrradmesse ins Leben zu rufen, wenn die Kosten gedeckelt würden. Gesagt, getan. Schon die erste Messe war ein Erfolg, so dass unmittelbar danach entschieden wurde, dass es 2020 eine Fortsetzung geben würde.

 

Hier gibt es weitere Artikel über die kolektif:

Heinz Wohlrab
Radelmädchen
Granfondo-cycling

#kolektif #radrace #velodrom 

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2 Thoughts to “Radsport in Berlin”

  1. Thomas

    Lustig. Wir haben die Radrennbahn vor Jahren auch eine ganze Zeit lang gesucht. Sind dann erst in die Schwimmhalle, um dann endlich zu checken, dass die Bahn auch da ist. Wir haben schon kurz an uns gezweifelt…

  2. Hansi

    War ein komplett tolles Wochenende! Bis auf ein paar Regentropfen hat auch das Wetter super mitgespielt! Berlin ist schon ein Örtchen, wo es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt! Eine Menge Spaß hatten wir natürlich auch!!

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