Auf dem Miriquidi-Stonemantrail. Die Fortsetzung

10. Oktober 2015. Am Samstagmorgen sieht die Welt für uns nicht viel besser als am Freitag aus. Außer, dass es nicht so stark regnet. Dichter Nebel wabert immer noch ums Haus, gepaart mit leichtem Niesel. Unsere Hoffnung ist, dass wir auf dem Fichtelberg vielleicht aus den Wolken herauskommen.

Das grüne Haus in Bozi Dar
Das grüne Haus in Bozi Dar

Aufbruchstimmung
Aufbruchstimmung
Auffahrt zum Gipfel vom Fichtelberg
Auffahrt zum Gipfel vom Fichtelberg
Nebelfotos
Nebelfotos
Das Fichtelberghaus, heute wenig los
Das Fichtelberghaus, gerade ist wenig los
Wolle in der alten Bobbahn von Oberwiesenthal
Wolle in der alten Bobbahn von Oberwiesenthal
Schadenfreude ist doch immer die schönste Freude ;)
Schadenfreude ist doch immer die schönste Freude 😉
Irgendwo Nähe Annaberg-Buchholz
Irgendwo Nähe von Annaberg-Buchholz
Unser Quartier auf dem Scheibenberg. Das gleichnamige Berggasthof.
Unser Quartier auf dem Scheibenberg. Das gleichnamige Berggasthof.
Gemütliches Abendessen
Gemütliches Abendessen

Uns entgegenkommende Wanderer begraben diesen Optimismus aber bald, denn die sehen alle aus, als kämen sie von einer Mount-Everest Expedition. Wenige hundert Meter hinter unserem Hotel befahren wir schon wieder Deutschen Boden und durchqueren das Wintersportgebiet von Oberwiesenthal. Während wir allmählich an Höhe gewinnen, muss ich an unser „Silber-Team“ denken. Oha, diesen Aufstieg mussten die Jungs am Vortag ja auch noch meistern. Aber schließlich wollten sie’s ja auch nicht anders 😉 Wir benutzen ein Stück der ehemaligen Bob-Bahn nach Oberwiesenthal. Gespenstisch wirken die kargen Reste, die die Natur inzwischen zu großen Teilen wieder vereinnahmt hat. Das Hotel von Jens Weißflog ist unterwegs ausgeschildert und so werden die Erinnerungen an den herausragenden Skispringer aufgefrischt. Unser Stonemantrail folgt nun parallel dem Grenzverlauf zu Tschechien strack in Richtung Norden. Wir überqueren relativ unspektakulär den Bärenstein und wenden uns dem nächsten ernster zu nehmenden Hindernis zu: Dem Pöhlberg. Hier geht’s ordentlich aufwärts und wir gehen sogar mal in den Schiebemodus über. Hauptsächlich natürlich, um den Hintern zu schonen 😉 Während dem Aufstieg sind mir mehrere Kurven aufgefallen, die sehr ordentlich mit Steinen ausgemauert wurden. Sie wirken geradwegs wie diese schönen wallrides in den Bikeparks, nur eben aus Stein und mit Moos bewachsen. Erst später erfahre ich von Wolle, dass dies eine ehemalige Bob-Bahn gewesen ist. Und tatsächlich, das weiß auch wikipedia zu berichten. Angelegt in 1915 und 1500m lang. Schade, dass nur noch so wenig davon übrig ist. Auf dem Gipfel des Pöhlberges statten wir dem Berghotel einen Besuch ab. Irgendwie muss etwas Warmes in den Bauch und ein Stückchen Kuchen käme auch gerade recht. Kaum sind wir drinnen, erhalten wir für den Hintern ein Handtuch als Unterlage. Super, hier ist man auf Biker bei schlechtem Wetter vorbereitet. Auch die Bedienung ist sehr nett und macht unsere Späßchen mit dem sächsischen Dialekt voll mit. Besonders der „Quooarkkuchen“ hat es uns angetan. Der wird auch glatt zum Running Gag der restlichen Tour. Vom Pöhlberg bis zu unserem nächsten Quartier auf dem Scheibenberg geht es viel übers freie Feld und wir streifen mehrere Ortschaften. Am frühen Nachmittag türmt sich schließlich der kegelförmige Scheibenberg vor uns auf. Kurz vor dem Ziel gilt es noch einen übelst rutschigen Wurzeltrail zu meistern, der Michael glatt zum Verhängnis wird. Er darf dafür einen Satz Sturzpunkte auf sein Konto verbuchen. Passiert ist aber nichts ernstes, es ging ja bergauf. Vor dem Berggasthof erwartet uns schon Thomas, der immer noch kränkelt, aber dafür mit einem Sprinter hierher gefahren ist (und es soll tatsächlich welche unter uns gegeben haben, die deshalb den Inhalt ihrer Rucksäcke halbiert haben!). Das Quartier ist klasse, wieder sehr nette Bedienung und tolle Zimmer. Ganz nebenbei bekommen wir auch gratis Unterhaltung, denn wir sitzen gemeinsam in einem großen Raum mit etlichen Teilnehmern eines Schulabgängerjahrgangs Neuzehnhundert-Schnee. Wir hören also nicht unbedingt Dr.Motte … 🙂 Lustig ist es trotzdem!

 

 

 

 

 

 

 

11.Oktober 2015 Ein erster Blick aus dem Fenster lässt Hoffnung auf einen klaren Tag aufkeimen. Na endlich auch mal etwas Sicht. Die Krux dabei: Polar-Temperaturen. Aber man kann eben nicht alles haben und schließlich ist der Herbst schon im fortgeschrittenen Stadium. Schnell frühstücken (mal wieder nur so viel, wie mit aller Gewalt reinpasst. Einfach lecker) und dann raus auf’s Bike. Boah, eine Farbepracht ist das, absoluter Wahnsinn.

Neben der Sprungschanze gibt es einen schönen Ausblick...
Neben der Ski-Sprungschanze gibt es einen schönen Ausblick…
...auf die "Orgelpfeifen"
…auf die „Orgelpfeifen“
feld
Anfahrt zum Wasserkraftwerk bei Markersbach
Herbstlaub
Herbst, einfach nur schöne Farben
Auf dem Weg zum oberen Speicherbecken
Auf dem Weg zum oberen Speicherbecken
Manchmal ist's eben schon steil
Manchmal ist’s eben schon steil
Das Bronzeteam
Das Bronzeteam
Pokalverleihung
Pokalverleihung im Trailcenter Rabenberg

Noch eben den „Orgelpfeifen“ einen Besuch abstatten und weiter geht die Reise. In der Ferne sehen wir einen seltsam künstlich wirkenden Wall auf einem Berg. Das ist unser nächste Bergetappe, das Pumpspeicherbecken Markersbach. Hieraus wird ein in den siebziger Jahren erbautes, unterirdisches Kraftwerk gespeist. Der Weg hinauf zieht sich ganz schön in die Länge. Viel zu sehen gibt es oben dann aber nicht, weil ringsherum dichter Waldbestand den Blick versperrt. Zumindest auf der von uns erklommenen Seite. Ein kleines Päuschen und dann stürzen wir uns wieder abwärts bis nach Siegelhof. Im Verlauf dieser Talfahrt gefriert uns so ziemlich alles, angefangen vom Lächeln im Gesicht bis zu den Fußzehen. Es ist lange her, dass wir mal eine Pause einlegen müssen, um uns aufzuwärmen! Zum Glück erzeugt der Gegenanstieg durch seinen groben Schotter auch ausreichend Wiederstand, so dass wir dort langsam wieder auf Betriebstemperatur kommen. Auf diesem Wegabschnitt hatten die „Streckenmacher“ entweder keine Wahl, oder keine richtige Laune zum Suchen geeigneter Wege gehabt. Denn wir fahren auf dickem Schotter hoch und glattem Teer wieder runter. Nicht allzu lange zum Glück. Nach Rittersgrün geht es schon wieder hoch auf den Rabenberg. Zuvor befahren wir aber noch ein Stück Grenzstreifen nach Tschechien. Wenig später sind schon die Ausläufer des Trailcenters erreicht. Übelst rutschig aber trotzdem spaßig ist der Trailabschnitt bis zum Gipfel. Dort oben sind wir im Ziel, zurück am Ausgangspunkt unserer Stonemantrailrunde. Unsere Silberkameraden treffen wir auch beinah zeitgleich, so dass wir alle zusammen ein Zielbier trinken können. Well done, das war klasse, auch im Regen. Wir kommen bestimmt wieder, es gibt viel zu entdecken und besonders der Tschechische Teil hat es uns angetan. Hier herrscht noch viel Natur, Wildnis ist vielleicht etwas übertrieben, aber zumindest zu dieser Jahreszeit ist von Touristenrummel nichts zu spüren. Im Gegenteil, streckenweise stellt sich der Eindruck totaler Einsamkeit ein.

Den Abend verbringen wir mit Erzählungen und Rückblicken auf das Erlebte. Die Autos packen wir in aller Ruhe und starten am Montagmorgen unsere Rückreise. 360 Kilometer trennen uns von Kassel…
Das waren 162 Kilometer, 4400 Höhenmeter, 9 Gipfel und zwei Länder 🙂

Weitere Bilder vom Miriquidi-Stonemantrail finden sich in der Galerie (Menüleiste „Galerie“ wählen)

Related posts

6 Thoughts to “Auf dem Miriquidi-Stonemantrail. Die Fortsetzung”

  1. wolle

    … wie immer ein kurzweiliger, spannender Bericht, vielen Dank dafür.

    PS: die Tour 2 Tage später und wir hätten ’ne Menge Schnee gehabt 🙂

    1. Mario Schön

      🙂 Danke Wolle! Ich denke du beziehst dich auf deinen link zu dem YouTube-Film. Ich erlaube mir mal, diesen hier einfach einzustellen 😉

    1. Mario Schön

      Der Osten lohnt und hat einiges zu bieten ??

  2. signe

    Danke für ein bisschen Unterhaltung am frühen Morgen 🙂 …abgesehen vom Wetter, schade, dass ich nicht mitkonnte. Hört sich sehr nett und interessant an.

    1. Mario Schön

      Hätte dir sicher auch gefallen. Ich denke, wir sind nicht zum letzten Mal so weit in den Osten gefahren ?

Schreibe einen Kommentar zu Mario Schön Antworten abbrechen