Januar overnighter

Endlich haben wir auch in Kassel mal etwas Schnee abbekommen. Nachdem die beiden Winterbiwak-Versuche in der Rhön schon richtig Laune gemacht haben, lag es auf der Hand, ein solches endlich auch bei uns mal zu unternehmen. Ein schönes Plätzchen für eine Nacht im Freien zu finden, ist nicht ganz so einfach. Abgelegen, tolle Aussicht, Wetterschutz und Brennholz für ein Lagerfeuer sind die wesentlichen Anforderungen daran.

Mit Dirk oberhalb von Ahnatal-Weimar
Mit Dirk oberhalb von Ahnatal-Weimar


Letzten Freitag war die Gelegnheit besonders günstig: Mit Dirk hatte ich einen Mitstreiter gefunden, die klirrende Kälte sollte in der Nacht einer homöopatischen Erwärmung weichen. Die fiel am Ende dann doch viel deutlicher als erwartet aus. Der geeignete Platz für unser Vorhaben stand schon lange auf meiner Liste, nicht ganz klar war, wie die Anreise am besten zu gestalten ist. Leicht gehandicapt mit meinem maladen Knie benutzte ich Tram und Bahn bis Ahnatal-Weimar, traf dort Dirk, der von zu Hause gestartet war…

Bahnhof Ahnatal-Weimar
Bahnhof Ahnatal-Weimar. Ca. -5°C
Hier geht's nochmal RICHTIG hoch...
Hier geht’s nochmal RICHTIG hoch…
Die Mühe des Auftsiegs lohnt!
Die Mühe des Auftsiegs lohnt!

Gemeinsam starten wir dem Kassel-Steig folgend in Richtung Dörnberg. In einer kurzen Pause schliest ein Überraschungsgast zu uns auf. Signe will auch noch mal die klare Luft und den Schnee genießen und begleitet uns ein Stück des Weges. An der Kreuzung zu unserem Schlussanstieg verabschiedet sie sich aber schon wieder und für uns beide beginnt die Schwerarbeit. Die letzten knapp 100 Höhenmeter führen quasi senkrecht zu den Höhenlinien und über seltsam weichen Untergrund (der Boden unter dem Schnee war seltsamer Weise nicht gefroren. Heiße Quellen??) bis zur ersehnten Hütte. Diese bietet eine großzügige Überdachung, die in zwei Himmelsrichtungen, ja nach Wind, benutzt werden kann. Fast alle oben genannten Anforderungen werden hier erfüllt, nur das Brennholz, das ist hier sehr rar bis gar nicht vorhanden. Blöd im Winter! Aber wer suchet, der findet, das dauert allerdings sehr viel länger als gedacht. Und dass Holz seinem Entzünden solch einen Wiederstand entgegensetzt, haben wir auch noch nicht erlebt. Irgendwann aber schafft ein kleines Flämmchen etwas Wärme und die Grundlage zum Essen garen 🙂 Zwei Bier später, als der Mond sich hinter der aufziehenden Wolkenfront versteckt, kriechen wir in unsere Schlafsäcke. Als Seitenschläfer habe ich einen genialen Ausblick auf Kassel, gerade so als würde ich die Seite eines Bilderbuchs betrachten. Mitten in der Nacht werden wir beide von einer heftigen Windböe geweckt, die mit ihrer Wucht unsere Fahrräder niederstreckt.

Unser Nachtlager
Unser Nachtlager
Am Morgen liegt alles hinter einem dichten Nebelschleier
Am Morgen liegt alles hinter einem dichten Nebelschleier
Hier punktet das Fatbike
Hier punktet das Fatbike

Adrenalin pur! Somit werden wir Zeugen des einsetzenden Eisregens, den der Wind ab uns zu auch über uns hinweg bläst. Als wir morgens erwachen, die Uhr zeigt schon kurz nach Acht, ist die Landschaft unter einen dünnen Eisdecke begraben. Vor dem Start ins Tal gönnen wir uns noch ein Tasse heißen Kaffee und lecker Nußschoki dazu. Dann brechen wir auf in eine dichte Nebelwand. Um nicht die gleiche Strecke des Aufstiegs zu nehmen, entschließen wir uns für den Weg um die Helfensteine herum.

Spuren des nächtlichen Eisregens
Spuren des nächtlichen Eisregens

Ob die Idee so viel besser war, lässt sich schwer sagen. Die Orientierung ohne Sicht ist trotz Ortskenntnis schwierig, zwei Gatter gilt es zu finden, um nicht über den Stacheldraht steigen zu müssen. Fette Schneewehen stellen sich uns in den Weg. Die Geräuschkulisse ist durch die dünne, einbrechende Eisdecke jedenfalls grandios. Über das Gasthaus „EiEiEi“ arbeiten wir uns zum Erlenloch abwärts, wo sich unsere Wege trennen. Dirk biegt Richtung Harleshausen ab, ich entschließe mich für die Tram ab der Hessenschanze, die mich wieder quer durch die Stadt sicher nach Papierfabrik befördert. So entgehe ich einer ungewollten Rutschpartie (auf Eis bringen auch die fetten Reifen keinen Vorteil) und der kompletten Versalzung von Bike samt Ausrüstung.

Ein fatter Gruß an Mauers Bikeschopp
Ein fatter Gruß an Mauers Bikeschopp
Biketransport in der Tram Linie 8
Biketransport in der Tram Linie 8

Spaß hat’s gemacht und die Freude auf den nächsten overnighter stellt sich schon ein 🙂
Dirk (danke nochmal für deine Begeleitung!) hat mit seinem EiPhone auch ein kleines Video gedreht. Das gibt es hier als download:

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6 Thoughts to “Januar overnighter”

  1. Thomas

    Vielleicht muss ich ja auch mal mitfahren. Einen gewissen Reiz übt das ja schon auf mich aus.
    Ich habe gerade im Kino THE REVANANT gesehen. Da ist das overnighten ja eigentlich auch Kindergeburtstag.

    1. Mario Schön

      ??den revenant habe ich noch nicht gesehen, steht aber schon auf der Guckliste.
      Vor dem overnighten kann ich nur warnen: Suchtpotenzial ? du bist gerne willkommen !!

      1. Thomas

        Im Winter kann ich das nicht mit euch machen. Ihr lacht mich doch aus, wenn ich da mit meinem Anhänger voll mit Klamotten ankomme.

        1. Mario Schön

          Das Geheimnis liegt im weglassen ? viel brauchst du nicht, um nicht zu frieren. Aber der Winter ist ja erstmal in weite Ferne gerückt. ?

  2. Dirk

    Bitte.
    Nächstes mal bin ich wieder dabei,war eine tolle Erfahrung.
    Bis Denne ?

    1. Mario Schön

      Schön zu hören ?. Der nächste overnighter kann ja mal Richtung Osten stattfinden 😀

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