In Garmisch gestartet, sind wir im wesentlichen der „Albrecht-Route“ gefolgt. Drei Tagesestappen liegen bereits hinter uns. Über Imst, die Heidelberger Hütte mit dem Fimberpass und der späteren Überquerung des Pass da Costainas haben wir Sta.Maria erreicht. Im folgenden Bericht werden die drei nächsten Etappen bis zum Ziel Riva del Garda beschrieben.
Vierte Etappe von St.Maria-Santa Caterina
Gleich nach dem Frühstück geht es weiter, wie der Tag zuvor endete. Steil aufwärts, der Umbrail-Pass freut sich schon auf uns. Wir schnaufen dafür, zum Glück scheint die Sonne nur hin und wieder. Wir schwitzen auch so genug. Jeder strampelt in seinem Rythmus, so ist es am Berg immer am besten, 10% Steigung sind es im Durchschnitt. Hier macht es keinen Sinn, sein Tempo aneinander anzupassen, das wäre für alle zu anstrengend. Denn wir sind im Berg nicht nur unterschiedlich stark, auch die Übersetzungen der Räder unterscheiden sich genauso, wie das Gesamtgewicht 🙂 Die Pause für alle ist klar definiert, oben auf dem Pass, da wird gewartet. Schräg links oben thront der Gipfel des Stilfser Jochs, noch mal 250 Meter über uns. Hoch will von uns keiner, aber dafür abwärts. Bormio zieht uns förmlich an. Unterwegs nutzen wir ein kleines Stück der alten Pass-Straße und halten auf einen Cappuccino eine Kehre tiefer an (Seconda cantoniera). Noch oberhalb von Bormio finden wir eine kleine Hütte, vor der wir eine Mittagspause einlegen. Die Sicht über die Stadt mit dem dahinter liegendem Panorama ist schlicht atemberaubend! Die Idee, hier ein Hütte zu bauen, ebenso. Olaf spendiert uns endlich seine „Ahle Wurscht“, die er seit vier Tagen im Rucksack reifen lässt 🙂 Keine Frage, dieser Ort ist mehr als angemessen, das gute Stück endlich zu opfern. Die 600 Gramm sind schnell verspeist. Lecker, danke noch mal dafür 🙂 Aus Bormio heraus folgen wir der Straße bis Santa Caterina. Hansi und mir ist zwar noch eine Alternative bekannt, aber auf die zusätzlichen Höhenmeter hat keiner so richtig Lust. Dafür ist aber auch die Straße sehr nett befahrbar und obendrein wenig durch Autos belastet. Wir machen Quartier im B&B Adler, bekannt aus zurückliegenden Alpencrossen. Der heutige Tag war ein Erholungstag, deshalb wandern nur 40,5 Kilometer und 1315 Höhenmeter ins Tagebuch.
Fünfte Etappe von Santa Caterina – Dimaro
Den Aufstieg zum Gavia-Pass beginnen wir sehr zeitig. Schon um kurz nach Acht sitzen wir auf den Rädern und arbeiten uns durch eine leichte Nebeldecke, die bei etwa 2000 Metern komplett aufgelöst ist. Der Anstieg ist sehr gleichmäßig und lässt sich nicht zuletzt wegen kompletter Asphaltstrecke gut fahren. Das Panorama ist genial und können wir oberhalb der Baumgrenze richtig genießen. Gut zwei Stunden benötigen wir bis auf den Pass. Das gemütliche Rifugio Bonetta lädt auf eine kurze Rast ein. Mit Cappucino und Latte Machiato wärmen wir uns für die Abfahrt auf. Wäre gar nicht wirklich nötig gewesen, das Aufwärmen. Denn schon nach der dritten Kehre zweigen wir von der Straße in einen Trail zum Lago Nero ab. Hätte ich im Vorfeld mir diese Strecke genauer angeschaut, hätte ich uns einiges an Schweiß und schlechter Laune ersparen können. Der anfängliche Schotterweg geht hinter dem See in einen hochalpinen Pfad über, mit etlichen für uns unfahrbaren Absätzen. Außerdem ist der Pfad stellenweise auch noch so steil, dass es mich schon wundert, dass dieser als MTB-Route ausgeschrieben ist. Keine Frage, echte Kerle in Form von Freeridern werden hier ihren Spaß und Grenzen finden. Im Rahmen eines Alpencrosses kann ich vor dem Abschnitt für „Normalos“ nur warnen. Wir schwitzen beim abwärts schieben fast mehr, als in der Auffahrt! 700 Höhenmeter vernichten wir auf diese Weise. Völlig Spaß befreit und auch noch ohne Sicht, weil Nebel mit Nieselpiesel. Die Krönung ist dann, dass wir unten auf einen Schotterweg stoßen, der kurze Zeit später wieder auf die Pass-Straße mündet, die wir auch glatt noch zwei Kehren wieder hochtreten dürfen. OK, das war’s dann aber auch mit dem Ärger. Der weitere Weg entschädigt sehr und ist Trailgenuß in reinster Form! In Kürze stellt sich uns der Passo Tonale in den Weg. Den Pass habe ich in nicht ganz so guter Erinnerung, weil wir einst aus Richtung Montozzo-Scharte auf den Pass stießen und auf der letzten Rille, ziemlich unterzuckert nach einer Restauration suchten und diese nur mit Not fanden. Diesmal läuft es runder, außer dass es ziemlich kalt, nebelig und nass ist. Ein Stück Skipiste hochschieben wärmt weider und bringt uns aus dem Wolkendunst. Es folgt erneut ein super schöner Weg talwärts und erst in dem Örtchen Fucine erreichen wir wieder Asphalt unter den Reifen. Wir befinden uns landschaftlich inzwischen im schönen Trentino. Bis Dimaro rollt es richtig gut, wir folgen dem Radweg. Völlig unerwartet, weil noch früh am Nachmittag, erreichen wir das Sporthotel Rosatti. Jedoch keine Minute zu spät, denn just als wir uns anmelden, fängt es draußen kräftig an zu regnen. Krasses Timing 🙂 Wir schauen zurück auf 69 Kilometer und 1800 Höhenmeter.
Sechste Etappe von Dimaro – Riva del Garda
Das große Finale steht an. Dafür haben wir uns die Königsetappe aufgehoben. Ob das so schlau ist, wird sich zeigen, aber irgendwie klappte es planungstechnisch nicht besser. Gut genährt, das Buffet im Hotel ist einfach großartig, verlassen wir etwas unwillig diese tolle Herberge. Noch im Ort geht es aufwärts. Nur dunkel erinnere ich mich an den Aufstieg. War der schon immer so steil?? Wir schleichen Meter für Meter immer höher. Direkt am Einstieg des Schotterweges stand laut Olaf ein Schild mit dem Hinweis auf einen Wegsperrung. Echt? Habe ich gar nicht gesehen. Weiter oben sehen wir aber, was damit gemeint war. Eine Bachüberquerung ist komplett und äußerst gründlich gesperrt. Etwas Kletterei ist für deren Überwindung schon notwendig, um weiter zu kommen. Hier umkehren? Nee, zurück will keiner, das wäre auch echt blöde, nach dieser Auffahrt. Manche Dinge darf man in Italien erfahrungsgemäß nicht ganz so eng nehmen. Auch in diesem Fall schert sich an der Baustelle, in der Rohre talwärts verlegt werden, keiner. Olafs Verdacht, dass in Italien so früh eh noch kein Mensch arbeitet, bestätigt sich leider nicht 🙂 Unser Vorankommen wird tatsächlich deutlich erschwert. Die Entscheidung, nicht umzukehren findet ihre Bestätigung, als hinter uns zwei weitere Biker auftauchen, die das Schild ebenfalls nicht deuten konnten….Nach guten zwei Stunden haben wir die ersten 1000 Höhenmeter geschafft. Es geht weiter durch Madonna di Campiglio. Aus dem Skiort folgen wir einem kleinen Weg steil abwärts und streifen den Nationalpark Brenta. Die Berge sind mit Worten schwer zu beschreiben, sprachlos blicken wir nach oben und rundherum. Alles sehr schön, am Lago di Val d’Agola ruhen wir uns nochmal aus. Aus Hansis Erzählungen lässt sich ableiten, was wir nun vor uns haben. Es folgt eine Schiebepassage hinauf zum Passo Bregn da l’Ors (1847m). Die Höhe ist’s nicht die beeindruckt, vielmehr die Steigung, die wir die Bikes hochwuchten müssen. Fluchen hilft nicht, raubt nur den Atem und den brauchen wir. Auf 900 Meter Strecke geht es um 250 Meter eine Etage höher 🙂 Über eine schier unfassbar lange Abfahrt rauschen wir bis Ponte Arche hinunter, um sogleich wieder bis auf den Passo del Ballino hochzutreten. Wieder auf 800 Meter. Der Lago kann nicht mehr so weit entfernt sein. Zuerst leuchtet uns grün-blau der Lago di Tenno entgegen, bevor wir am Ortsende von Tenno in eine Schlucht abbiegen. Hmm, was das jetzt soll? Die ist eigentlich auch gesperrt, unten befindet sich ein Bauwerk in bedenklichem Zustand. Bevor wir endlich Riva erreichen, müssen wir wieder hoch zur Straße, die wir vor 15 Minuten erst verlassen haben. Meine Güte, diese Anfahrt nach Riva ist schon spannend. Das Ziel von oben schon vor Augen, will hart verdient werden. Kurz vor 17 Uhr laufen wir glücklich und zufrieden in den Hafen von Riva del Garda ein. Das war’s, der Alpencross 2017 ist geschafft, Geschichte. Erfrischung im Hafen (nein, kein Bad, nur Getränk) und dann rollen wir in unser Quartier, das Hotel Orchidea. Ausruhen, Genießen, Freuen! Essen und zwar Italienisch. Keine Pizza. Unser Wirt bereitet ein kurzentschlossen ein Menü: Spaghetti mit Hirschragout, Gergrillte Rippchen mit gebratenen Kartoffeln und Gemüse. Desert: ein Stück Apfelstrudel. Leckerst!
Am Samstagmorgen regnet es, was das Zeug hält. Deshalb frühstücken wir erstmal sehr ausgiebig und gehen zu Fuß in die Altstadt. Nass werden wir, ist aber jetzt auch egal. Trotzdem gibt’s im Hafen einen Kaffee und dann kommt auch endlich die Sonne wieder zum Vorschein. Zum Abschluß, standesgemäß, radeln wir die Ponale hoch, genießen und begießen unsere Tour. Sehr schön war’s. Beinah vergessen: Die Schlussetappe war 81 Kilometer lang und 2450 Meter hoch.
Ja, ist schon wieder ein paar Tage her, die Alpentour 2017!!
War mal wieder ein tolles Erlebnis. Dies lag natürlich auch daran, dass die relativ kleine Fünfergruppe gut zusammen passte! Danke nochmal an den Rest der Alpencrosser!!!
Eine echte Freude war für mich, dass das Wetter wesentlich besser gewesen ist, als vorausgesagt! So richtig nass wurden wir eigentlich nie!
Olaf, den Dank nehme ich gern an, hat ja auch Freude gemacht! Möchte aber auch sagen, dass Mario den größten Part übernommen hat!
Das Lesen des Berichtes weckt schon wieder die Vorfreude auf das nächste Jahr, mal sehen was dieses so bringt!
Toll! Sehr schöne Alltagsflucht zum Mitflüchten, anschaulich und bestens bebildert! Danke fürs Teilen und allzeit keep on bikin’
😀 für mich gibt’s nichts besseres, als mit einem Bike durch die Berge zu radeln. Das erdet total! Freue mich, wenn das Geschreibsel und die Bilder gefallen und wenigstens etwas von unserem Spaß vermittelt wird 🤗☺
Ich werde ihm gleich berichten, dass du gebloggt hast, was das Zeug hält 😊. Wie immer toller Bericht und Danke für Teil 1 und 2 😀 – hat viel Spaß gemacht, zu lesen. Abgesehen von euren Höhenmeter und unserer schönen Woche im Karwendel, erweckt es schon ein bisschen Neid 😉
😎😄
Toller Bericht….. lässt sich auch schön als Urlaubslektüre lesen!
Danke Tino 🙂 Und euch noch einen schönen Urlaub. Wenn ihr noch ein bisserl weg bleibt, kommt vielleicht noch ein Artikel hinzu 😉
Das war ne ganz ganz geile Tour.
Die Gruppe hat super harmoniert und war immer voll bei der Sache.
Abends früh ins Bett und morgens wieder früh raus, damit wir die Touren genießen konnten.
Danke an dich und Hansi für die tolle Organisation.
Ich würde es jederzeit wieder machen.
🙂 Schön wenns dir auch so gefallen hat wie mir 🙂
Und in der Tat ist eine harmonierende Gruppe schon die halbe Tour!
Danke des Lobes, reiche es an Hansi auch weiter 🙂 falls er hier nicht auch lesen sollte 😉
Aber das macht er bestimmt, oder @Hansi??