Auf den Spuren der Vergangenheit – Die Bunkertour

Eine Mountainbiketour zum Aufarbeiten der Geschichte, wie es sich einst zur Zeit des zweiten Weltkriegs zugetragen hat. DAS ist Neuland im Fahrtenbuch der SG-Stern. Mein Tourenvorschlag aus dem letzten Jahr hat ziemlich viel Anklang gefunden, so viel, dass dessen Planung schon eine Herausforderung  war. Dabei klang am Anfang alles ganz einfach: Drei Tage auf den Spuren der Schlacht im Hürtgenwald und den Resten des ehemaligen Westwalls Biken. Als Standorttour, mit zwei Übernachtungen in einem festen Gebäude (also nichts im overnighter-Stil. Fand ich ja schon etwas schade 😉 ). Nach meinen ersten Recherchen war klar, dass wir wenigstens für einen Tag einen Guide brauchen werden, denn die inzwischen teilweise gesprengten Bunker und Kriegsschauplätze sind im Wald gut verborgen und selbst heute noch nicht ganz ungefährlich. Mein Tour-Ideenspender Mario Peters, einigen vielleicht auch als „Muschi“ bekannt, hat vor längerem mal einen Bericht bei mtb-news unter der Überschrift „Die Betonsanierer“ veröffentlicht und sich dadurch zumindest als Ortskundiger ausgewiesen. Nach der ersten Kontaktaufnahme war aber schnell klar, dass er als Vorfahrer und Geschichtslehrer für uns ausscheidet. So landete ich dann ein paar Mausklicks später auf der Internetseite von ftb-adventures und unserem Guide Michael Florschütz. Seines Zeichens ausgebildeter History-Guide und bis an die Zähne bewaffnet mit Wissen rund um die Geschichte von Hürtgenwald. bunkertour-8Für unsere Anreise stellte uns die SG-Stern zwei große Sprinter samt Anhänger zur Verfügung. Genial, denn damit gab es keinerlei Probleme, das 14 Köpfe zählende „Bunkerteam“ bis Nideggen in der Nordeifel zu transportieren. Unser Hauptquartier war das BikerInn und Motel GreenMile,

bunkertour-9
Der Innenhof von Green Mile
bunkertour-10
Altes Gemäuer

Dort entpuppten wir uns als echte Exoten (und wurden wegen fehlendem Antrieb vielfach belächelt), denn normalerweise ziehen dort nur motoriserte Zweiradfahrer ein. Uns war’s Wurscht, denn den Asphalt nutzten wir allenfalls als Transferstrecke (najaaa, fast. Zwischendurch gab’s dann auch keine andere Möglichkeit, als Nutzung der Straße)

bunkertour
Die Bunkertruppe: vlnr Wolle, Gucci, Ralph, Mario, Rene, Karl-Heinz, Heiko, Thomas, Flieger, Benno, Stefan, Nobby, Hansi und Dirk
bunkertour-2
Im Stadtwald von Nideggen. Felsenlandschaft pur.
bunkertour-3
Auf der Kall-Aue-Tour
bunkertour-4
Tja, da unten wären wir jetzt gerne. Keiner weiß wie und wo 🙂
bunkertour-5
Aber ein echt cooler Ausblick
bunkertour-6
Päusken. Puls normalisieren….
bunkertour-7
Ups, Wolle mit „Kunstkontakt“

Wir starten unsere erste Tour am Freitag (23. September 2016), downgeloaded aus dem Freifahrt-Eifel-Tourenportal. Beim Start fragen wir uns noch, wo denn hier eigentlich die Berge sind, doch nach ein paar Kilometern wird uns die Lage schließlich klar. Wir fahren mehr oder weniger auf einer Hochebene und stürzen uns von dort bis auf Höhe Null, das Ufer der Rur (kein Schreibfehler! Dies ist NICHT die Ruhr und hat mit jener auch nichts gemeinsam 😉 )

Die Hänge sind steil. Sehr steil, man könnte sogar von Sachsensteil sprechen, wenn wir diesmal nicht ein paar hundert Kilometer weiter westlich von Sachsen wären. Also Biss ist schon gefragt, jedoch sind die Anstiege überschaubar in ihrer Länge. Das Örtchen Schmidt umrunden wir großzügig, dass am morgigen Tag eine wichtige Rolle spielen wird. Den Rur-Stausee sehen wir leider nur von oben. Zu gerne wären wir bei den sommerlichen 25°C mal eben in dessen Fluten gesprungen. Nach guten 35 Kilometern und 630 Höhemetern landen wir wieder an unserer Unterkunft und lassen nach leckerem Abendessen den Abend gemütlich ausklingen.

Der Samstag (24.September) steht nun ganz im Zeichen der Bunker und des Westwalls. Auf seinen Spuren wollen wir uns bewegen und die Geschichte des zweiten Weltkrieges etwas auffrischen. Um 10 Uhr treffen wir uns am Shop von ftb-adventures mit unserem Guide Michael. Er führt uns zum Start rauf auf die Burg und gibt uns hier einen ersten Abriss darüber, was uns im Folgenden alles erwartet. Gedanklich befördert er uns in die Zeit zwischen 1933 bis 1945. Sogar Bild- und Kartenmaterial kramt er für uns aus dem Rucksack, um uns die Taktik und Truppenbewegungen der Amerikaner besser erläutern zu können. Schnell wird uns die Dramatik, die sich damals im Winter 1944/45 hier abgespielt hat, bewusst. Durch seine Erzählungen schafft es Michael, dass wir uns hautnah in die damaligen Zustände versetzen können. Wer bei google mal „Schlacht im Hürtgewald“ eingibt, wird hier schnell fündig mit etlichen Berichten und Videomaterial. Unsere Tour bewegt sich größtenteils auf den damaligen Wegen der GI’s, die sie zur Eroberung des Ortes Schmidt benutzt haben. Hier wurde erbitterter Widerstand der Deutschen Truppen geleistet. Es war eine der verlustreichsten Schlachten für die Amerikaner auf europäischem Boden. Wer das Gelände sieht, wundert sich nicht. Für eine schnelle Eroberung ist dieses Revier nicht wirklich gut geeignet. Auf unserer Strecke legen wir immer wieder kurze Pausen ein, um den Ausführungen unseres Guides zu lauschen. Vor Vossenack gibt’s eine kleine Mittagsrast, das hoch und runter geht dann doch nicht spurlos an uns vorbei. Die Kalorienspeicher müssen aufgetankt werden. Etwas später streifen wir den Ehrenfriedhof Hürtgen mit seinen unzähligen Kreuzen. Unheimlich ist es hier. Noch ein Stück weiter rollen wir durch das größte Minenfeld, das es damals auf Deutschem Boden gab. Noch bis in die Fünfziger Jahre war es hier ziemlich gefährlich, sich zu bewegen und selbst heute wird dazu geraten, die befestigten Wege nicht zu verlassen. Nach Erläuterung der unterschiedlichen Arten von Minen, die hier verteilt rumlagen, verspürt auch niemand von uns Lust auf Trails. Schotter ist prima! Bei einigen von uns kommen inzwischen Zweifel auf, ob wir tatsächlich auch noch einige der versteckten Bunker zu Gesicht bekommen. Den Spannungsbogen hat unser Guide schon gut gespannt und überlässt es sogar uns, nach der Kaffee-Kuchen-Pause in Simonskall den Anstieg auf den Buhlert in Angriff zu nehmen. Aber daran lassen wir gar keinen Zweifel, dafür sind wir hier. Hier gibt es Bildmaterial. Natürlich lassen wir es uns auch nicht nehmen, die Bunker mal von innen zu betrachten. Michael zeigt uns verschiedene Bauarten und erzählt wirklich jede Menge Hintergründiges. Auf die Uhr schaut natürlich keiner und wir bemerken kaum, wie spät es inzwischen ist. Wir laufen sogar Gefahr, unser Abendessen zu verpassen. Nix wie los. Exakt um 19 Uhr stehen wir wieder am morgentlichen Treffpunkt. Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis an den gedeckten Tisch. Schlappe 75 Kilometros mit 1430 Höhenmeter haben wir abgespult. Das kann sich sehen lassen!

Und schon schreiben wir Sonntag, den 25. September, schade, schon wieder Abreisetag. Die Sonne meint es erneut echt gut mit uns. Leider müssen wir unsere Zimmer räumen, dürfen aber die Fahrzeuge noch geparkt lassen. Somit steht einer weiteren Tour nichts im Wege. Duschen nach der Tour wäre zwar nett, es geht aber auch mal ohne. Wir werden ja nicht mal dreckig, ok, staubig schon etwas. Den Wunsch, ein erfrischendes Bad im Stausee zu nehmen, kann ich schon wieder nicht erfüllen. Es fehlt einfach die Ortskenntnis für eine geeignete Badestelle und heute haben wir natürlich auch einen zeitlichen Anschlag. So fahren wir einfach einen weiteren Tourenvorschlag aus bereits oben genannten Portal. Klar, einige der Wege benutzen wir nun zum dritten mal, aber sowas lässt sich bei einer Standorttour nun mal nicht vermeiden. Dennoch bekommen wir einen klasse Eindruck der Nordeifel. Und so schlecht kann die Strecke nicht sein, denn sie wird abschnittweise auch von einer Mountainbike-RTF benutzt. Am Ende können wir auf der „Felsenrundfahrt“ weitere 21 Kilometer und 420 Höhenmeter verbuchen. Das Abschluss-Eis in der schönen Innenstadt von Nideggen lassen wir uns natürlich auch nicht nehmen. Der Zeitplan passt perfekt, gegen 14 Uhr sind die Fahrzeuge gepackt und wir auf der Heimfahrt. Voll bepackt mit den Eindrücken der Nordeifel und ihrer Geschichte.

Ein Dank gilt an dieser Stelle Ingo, der mich in der Planungsphase unterstützt hat (aber dann lieber Fliegen gegangen ist 😉 ) sowie Hansi, der mir stellvertretend für Ingo unter die Arme gegriffen hat. Außerdem möchte ich natürlich unserem Guide Michael Florschütz danken, der einen vorbildlichen Job als „History-Guide“ abgeliefert und keine Frage offen gelassen hat.

Noch eine kleine Ergänzung, von Wolle habe ich ein paar Weblinks bekommen, die sich direkt auf unsere Thementour beziehen:
ab Minute 12.15:             https://www.youtube.com/watch?v=VO906EUPxTk
..  der Kalltrail:                  https://www.youtube.com/watch?v=jTne1mFCiNA
… der Buhlert:                   https://www.youtube.com/watch?v=sfXB-kUdMhI

 

Related posts

2 Thoughts to “Auf den Spuren der Vergangenheit – Die Bunkertour”

  1. Thomas

    Eine sehr schöne Tour, die mich auch interessiert hätte. Die Idee, Radfahren und Geschichte zu verbinden ist super.
    Warum ist denn „Muschi“ so schnell ausgeschieden?

    1. Mario Schön

      Muschi fragte nach Fitness der Gruppe und sowas. Wollte sich am Ende aber einfach auf unseren Termin nicht festlegen.
      Er hatte zwar noch zwei Kumpel, die in Frage gekommen wären, die an dem Wochenende dann aber auch verplant waren.
      Aber so wie es dann schlussendlich gekommen ist, war es echt super! Kann ich wirklich empfehlen.

Schreibe einen Kommentar zu Thomas Antworten abbrechen