Biken im Bregenzer Wald

Den Bregenzer Wald kennt in Hessen vielleicht nicht jeder. Dem Schwaben hingegen ist dies sein liebstes Revier, ob nun zum Wandern oder Skifahren. Dort in Vorarlberg (übrigens Österreichs zweitkleinstes Bundesland) wird man als Hesse direkt schon als Exot „gefeiert“ und besonders, wenn der sich dann auch noch mit dem Mountain-Bike auf die Berge traut. Gemeinsam mit den Knilchen habe ich Hessens letzten Feiertag im ersten Halbjahr genutzt, um das Revier in drei Tagen zu erkunden.

1 Startbild
Das Knilcheteam 2015: Jörg, Marc, Wolfi, Olaf und DerMario. Im Hintergrund die „Kanisfluh“

1 Schiff
Unser Quartier im Bregenzer Wald

Tag 1: Der Jörg hat sich im Vorfeld schon ein wenig schlau gemacht, das Quartier reserviert und für alle Fälle Kartenmaterial bestellt. Daraus hat er uns ein nettes Sträußchen präsentiert, dass alle Geschmäcker und Neigungen eines Bikers bedienen sollte. Womit weder er noch wir gerechnet haben: Mountain-Biker sieht man im Bregenzer Wald (wie des öfteren in Österreich) am liebsten auf den Forststraßen und Schotterwegen. Die sollen sie sich mit dem Autoverkehr teilen, das Unfallrisiko nimmt man anscheinend lieber in Kauf, als maulende Fußgänger (ein Schweizer wars 😉 ). Aber genug der kritischen Worten, denn es gibt natürlich viel Schönes zu entdecken. Das Basis-Quartier für unsere Expeditionstouren haben wir in Au bezogen und sozusagen auf dem „Schiff“ angeheuert. Aber eher, um uns verwöhnen zu lassen, anstatt dort die Planken zu putzen.

1 Panorama2Kanisfluh
Ausblick vom Alpengasthof Edelweiß
1 GasthofEdelweiss
Alpengasthof Edelweiß

Der Donnerstag steht ganz im Zeichen der „Kanisfluh“, ein Massiv, dass wir großzügig umrunden. Die Tour ist in jedem Fall empfehlenswert auch wenn die ersten 200 Höhenmeter über eine Landstraße zu bewältigen sind. Die Ausblicke über die Landschaft entschädigen anschließend.1 PanoramaKanisfluh Das Auenland lässt grüßen, jeden Moment könnten Hobbits hinter dem nächsten Hügel hervortreten. Echt klasse! Nach etwa 47 Kilometern und 1400 Höhenmetern begeben wir uns wieder an Bord unseres „Schiffes“ und genießen Kulinarisches in drei Gängen.

1 Zuschauer
Zuschauer am Wegesrand
1 Brillenpanorama
Brillenpanorama
2 WolfiImAufstieg
Wolfgang auf dem Weg zum Stoggersattel
2 ZurAlpe
Anstieg zum Schreibersattel
2 Schreibersattel
Olaf überschreitet den Schreibersattel
2 Schreibersattel_Ausblick
Dolomitenähnlicher Ausblick am Schreibersattel

Tag2: Die Latte liegt hoch nach dem gestrigen Tag, das ist klar. Aber wir haben ja auch noch einiges zu erkunden. Marc’s Knie hat die Strapazen noch nicht wirklich gut verdaut, so dass er sich für einen „Ruhetag an Deck“ entschließt. Dank der 30°C im Schatten ist das Schwimmbad nicht die schlechteste Wahl. Wir hingegen suchen unsere Flucht in der Höhe, um den hohen Temperaturen zu entkommen. Unsere Königsetappe mit Überquerung des Stogger- und Schreibersattels steht an. Direkt hinter dem Hotel stellen wir uns ohne großes Aufwärmen dem Anstieg. Dieser Stoggersattel will sich verdient werden, die Steigung ist stellenweise nur noch schiebend zu schaffen. Mann, Mann, das erinnert doch irgendwie an die Dolomiten. Sogar die Felsmasive können eine gewisse Ähnlichkeit nicht abstreiten. Senkrecht geht es vor grünen Wiesenabschnitten in die Höhe. Großes Kino gibt es hier oben, keine Frage. Die Abfahrt in die Vorsäß Schönenbach bietet sogar ein kleines Trailstückchen, an dem aber nicht alle ihre Freude haben 😉 Für eine Stärkung ist’s hier noch zu früh, dafür bietet sich vielleicht die Iferalpe an. Dumm nur, dass wir diese dann tatsächlich im Abfahrtsrausch verpassen und plötzlich, staunend am Büttener Wasserfall stehen. OK, dann gibt es eben die Riegelration aus dem Rucksack. Essbares brauchen wir hier in jeden Fall, denn ab hier fordert uns der der oben genannte Schreibersattel heraus. Etwa 100 Höhenmeter unterhalb ereilt Jörg ein Schicksal, über das wir am Tag zuvor noch gefrotzelt haben. Er vergisst oder verliert nach einer Pause seine Sonnenbrille und kehrt noch einmal um….eine nette Sonderprüfung! An einer kleinen Alm kurz unterhalb des Sattels warten wir auf ihn. Eine echte Empfehlung ist unsere anschließende Rast am Gasthof Sonderdach. Hier gibt es selbstgemachten Käse (endlich auch mal Buttermilch) und allerleckerste Brettljausen. Den dazugehörigen Schnappes schlagen wir aus, die Bedienung will’s kaum glauben 🙂 Vor uns liegt noch ein Sägezahn ähnliches Höhenprofil, dass uns bis zum Ende wirklich die letzten Körnchen abverlangt. Am Gasthof Kanisfluh verständigen wir Marc: Leinen los, Anker lichten, wir kommen gleich! Auf der Suche nach Kaffee und Kuchen „entdecken“ wir eher aus Versehen eine Schnapsbrennerei und fühlen uns wie Christoph Kolumbus bei seiner Entdeckung von Amerika. Die Tour schlägt mit 51 Kilometern und 1800 Höhenmetern zu Buche.

3 DiedamskopfAuffahrt
Oben ist der Gipfel des Diedamskopfes zu sehen
3 Gruppenbild
Super Panoramatrail…

Tag3: Für den Samstag haben wir ein besonderes Schmankerl auf dem Plan. Der Diedamskopf lacht uns schon seit unserer Ankunft an. Dem hat Marc Tags zuvor zwar auch schon einen Kurzbesuch im Rahmen seiner Auszeit abgestattet, aber die Aussicht von oben bis angeblich zum Bodensee ist sehr verlockend. Weil die Schenkelchen auch nicht mehr die frischesten sind, spielen wir unsere Gästekarte aus und überbrücken die ersten 800 Höhenmeter mit der Seilbahn. Warum auch nicht, spaßfreie Anstiege hatten wir ja schon 😉 Radfahrer werden aber zusätzlich nochmal mit 3EUR abgezockt und nur bis zur Mittelstation mitgenommen. Weiter hoch gondeln wollten wir eh nicht. Bei angenehmen 23°C steigen wir aus und schrauben uns mit Muskelkraft bis auf den 2090 Meter hohen Gipfel. 3 PanoramabahnEin genialer Panorama-Trail leitet uns direkt auf die Terasse des Neuhornbachhauses, genau richtig für ein verspätetes Mittagessen. Der weitere Trailspaß wird hier von einem vermeintlich besserwissenden Schweizer getrübt, der sich uns mit seinen Wanderstecken in den Weg stellt und behauptet: „Hier ist für Mountainbiker gesperrt“. Derartige Klugscheißer sterben einfach nie aus….nach kurzem Schlagabtausch setzen wir jedenfalls unsere Genießertour fort 🙂 Die Abfahrt bis Schopernau ist schnell erledigt, da zum großen Teil wieder auf Schotter. Der Tag ist noch jung und so beschließen wir, noch einmal im Gegenanstieg über Bodenvorsäß zum Wirtshaus Bergkristall aufzufahren. Leichter gesagt als getan, denn unterwegs lenkt uns kurz der kleine Bikepark von Au ab. Klar, dass wir hier erstmal durchrauschen müssen, bevor es dann tatsächlich wieder aufwärts geht. Dass wir einen Abzweig zu früh abgebogen sind, merken wir erst, als unser Weg auf einer Wiese oberhalb von Au endet. Also umkehren, fünf Kehren wieder hinunter und dann den Wanderweg hinauf bis zur Hütte. Fahren undenkbar, aber beim Radl stoßen kann man sich die „kribbeligen“ Stellen für die Abfahrt schon mal genauer anschauen. Und die lohnt, nach kurzer Erfrischung im Bergkristall! Ein klasse Trail bis hinunter ans Ufer der Bregenzer Ache! Jap, DAS ist eine würdiger Abschluss unseres Wochenendes. Das war der dritte Bike-Tag, mit 35 Kilometern und noch einmal 1000 Höhenmetern (um die Seilbahn bereinigt, versteht sich).

3 Braukeller
Krönender Abschluss im Brennereikeller

Related posts

2 Thoughts to “Biken im Bregenzer Wald”

  1. Thomas

    Nice!!!
    Hört sich nach einem Knaller-Wochenende an.

    1. Mario Schön

      Das stimmt! War echt klasse. Der Trailanteil hätte schon etwas höher ausfallen dürfen, aber die Landschaft hat entschädigt. Ich denke, wenn man sich mit den Locals kurzschließt, wird das noch interessanter. Die Forststraßen-Anteile lassen sich bestimmt reduzieren. Diverse Spuren habe ich gesehen…. 🙂

Schreibe einen Kommentar zu Thomas Antworten abbrechen