Candy B.-Graveller 2018: Die Piloten #08, #28 und #41 sind gestartet

Der Candy B. Graveller 2018 ist Geschichte. Am Montag den 16. April 2018 setzte um 20:06Uhr MEZ der letzte „offizielle“ Candy-Pilot auf dem Flugfeld in Berlin Tempelhof auf. Von den 71 Startern sind 48 sicher in Berlin Tempelhof gelandet. Eine durchaus akzeptable Bilanz, wenn man die Unbilden des Wetters auf der diesjährigen Route berücksichtigt. Im letzten Jahr finishte ich noch als alleiniger Nordhesse, diesmal freute ich mich über die Begleitung zwei weiterer Piloten, die ein Care-Paket von Frankfurt a.M. bis Berlin Tempelhof bringen wollten.

Ankunft im Hauptbahnhof Frankfurt a.M.

Mit Hansi und Dirk hatte ich sogar zwei Vereinskollegen an meiner Seite, mit denen ich schon so manche Tour gefahren bin. 2017 habe ich wohl derart vom Candy und dessen Auswirkungen auf Körper und Geist geschwärmt, dass die beiden heuer keine Sekunde gezögert haben, sich ebenfalls für den #cbg18 anzumelden. Ein paar gemeinsame Übungsrunden habe wir im Winter auch schon gedreht.
Aber halt: Passt das jetzt eigentlich zum Kodex?
Na logisch, wir kommen zufällig alle mehr oder weniger aus Kassel und bilden eine Fahrgemeinschaft nach Frankfurt. Somit können wir nämlich ein „Quer durchs Land Ticket“ der Bahn für uns Drei nutzen. Eine besondere Vereinbarung zum Tourenablauf gab es jedenfalls nicht! Lediglich ein gemeinsames Ziel: Jeder von uns wollte in Berlin sein Care-Paket abliefern, egal wie.

Am Mittwochnachmittag, den 11. April, besteigen wir also den Regionalzug nach Frankfurt a.M. Vom dortigen Hauptbahnhof aus habe ich einen Track zum Terminal4 bei Zeppelinheim gebastelt, dem wir auch fast (wegen Baustelle) komplett folgen können. Auf der halben Strecke kommt uns plötzlich Svenja, alias die „Quatschradlerin“ entgegen. Nach kurzem Gespräch schmeißt sie ihren ursprünglichen Plan mit der Übernachtung bei einem Bekannten über den Haufen und fährt mit uns gemeinsam zum Terminal4, wo bereits ein ansehnliches Grüppchen den Biergarten bevölkert. Viele bekannte Gesichter sind darunter: Walter, Uwe, Yolanta, Rene, Gunnar, weitere kommen im Verlauf des Abends noch hinzu. Ich habe uns als Gruppe zur Übernachtung im Biergarten des Terminals angemeldet. Die Chefin hat aber anscheinend Mitleid mit uns und bietet auch den Innenraum zum Biwakieren an. Stark! So verteilen wir uns gleichmäßig um das Gebäude herum und auch drinnen liegen wir mindestens zu fünft. Donnerstag morgen sind dann ab 7 Uhr die Startvorbereitungen voll im Gang. Ausgeben der GPS-Tracker, Unterschriften leisten, Fotos machen, Fragen beantworten. Unmittelbar vor dem Start halten wir aber noch einmal inne. Mit ein paar Worten erinnert Gunnar an unsere vor kurzem tödlich verunglückten Sportkameraden. Tragisch und sehr bedrückend. Sei achtsam, genieße das Leben, es kann so schnell zu Ende sein, ist die Botschaft. Bernd verteilt sogar extra angefertigte Armbänder als Zeichen der Verbundenheit.

Schönstes Wetter begleitet uns ab dem Start, der Frühling öffnet gerade die Tür, sein ganz zartes grün leuchtet uns im Sonnenlicht entgegen. Ich bin sehr gespannt auf die ganzen Streckenabschnitte, die ich letztes Jahr nur im dunkeln wahrgenommen habe viel Landschaft ist nur im Schein der Lampe an mir vorüber gezogen. Es dauert lange, bis sich der Tross aus Fahrern etwas auseinander zieht. Am frühen Nachmittag ist der Main bereits überquert und Michelbach wartet mit seinem hübschen Weinberg auf uns. Eine tolle Geste: Auf der Main-Brücke erfolgt wieder eine spontane Versorgung mit Bananen und Naschwerk. Diesmal ist es der Nachwuchs von Candypilot #31, Karl-Franz, der das alles verteilt. Wirklich stark! Weitere 15 Kilometer später, ganz oben auf dem Weinberg, da steht dann plötzlich der Thomas von Fahrradio und macht Interviews mit uns, so bei Schnappatmung 🙂 Etwas später denke ich noch an unseren Spot im letzten Jahr, dann sind wir auch schon vorbei. Die im Tal liegende Bäckerei habe ich noch im Gedächtnis, die wir heute auch wieder zum Auftanken benutzen. Für heute hatte ich etwa 150 Kilometer bei 1300 Höhenmeter als Minimum geplant. Alles was darüber hinaus gefahren wird, ist gut fürs Karma. Die Stimmung bei uns dreien, die wir immer noch beieinander fahren ist ungebrochen gut. In Steinau an der Straße wird ein Penny zum verproviantieren überfallen. Es reift der Plan, bis kurz vor Fulda zu pedalieren, um vor dessen Toren zu übernachten. Die Idee wird mitten im Wald, nicht weit von Rückers durch ein aufziehendes Gewitter begraben. Ich bin echt kein ängstlicher Typ, aber was sich an Blitzen vor uns aufbaut, ist schlichtweg der Wahnsinn. Gerade zur rechten Zeit entdecken wir ein sehr großzügige Hütte, in der sich bereits ein weiterer Candy-Pilot häuslich eingerichtet hat. Am Ende des Tages stranden wir hier schließlich zu sechst. Im Laufe der Nacht zieht das Gewitter ab und bereitet ein riesigen Regenfront freie Bahn. Als wir in der früh gegen sechs Uhr unser Lager abbrechen, ist es nur stark bewölkt, aber in der Anfahrt nach Fulda setzt der Regen ein. Erst ganz leicht, keiner will die Regenklamotten anziehen, dann plötzlich immer stärker werdend. Mist, Fulda ist vielleicht nur noch fünf Kilometer entfernt, aber es macht ohne Regenschutz einfach keinen Sinn mehr. In der Innenstadt finden wir eine Bäckerei zum Frühstücken und trocknen. Permanent beobachten wir die Regen-App auf dem Smartphone. Es schaut aus, als stünden wir mitten im Auge eines riesigen Wasserwirbels. Warten auf Besserung ist zwecklos: Also Gorehaut übergestreift und weiter geht es. Wir haben seit heute Morgen übrigens Anja in Begleitung, die sich des Nachts auch in die Hütte gerettet hatte. Anja beeindruckt mich mit einem seltsam anmutendem Kunstoffteil auf dem Rücken, dass sie wie einen Rucksack trägt. Auf meine Fragen klärt sie mich auf: Spezielle Radfahrerbeleuchtung, die dank LED-Technik lustige Farben und Motive auf den Rücken zaubert. Okay, im Stadtverkehr kann ich das Ding verstehen, hier draußen im „outback“ , für die Rehe, Hirsche oder Wildschweine würde ich das nicht mitschleppen wollen….aber jedem das Seine 🙂 Es schüttet bis Mittag. Die Hoffnung auf eine Regenpause wird schnell im Keim erstickt. Was hatten wir letztes Jahr hier für tolle Aussichten über die Landschaft. Jetzt? Regen in Strömen, Sicht vielleicht ein paar hundert Meter weit. Am Point Alpha keimt schon wieder Hunger auf. Die Gedenkstätte ist aber geschlossen, weiter unten in dem Museum will man uns 6 EUR pro Nase Eintritt abknöpfen, um an den Kiosk auf dem Gelände zu kommen. Wir lehnen dankend (nein, eher fluchend) ab. Wir schlagen uns bis zum Türken in Vacha durch, der unsere Pause wenig lustig findet. OK, richtig salonfähig sehen wir nicht aus, aber immerhin sind wir doch liquide. Auch nach ein paar netten Worten ist in der Restauration niemand gewillt, auch nur ansatzweise mal zu grinsen. Die schauen alle wie das Wetter: Griesgrämig! OK, immerhin werden wir satt, aber dann nichts wie weiter, weg hier. Leider steigt im Regen die Stimmung auch nicht wirklich, aber die Strecke ist trotzdem klasse! Der Hainich, letztes Jahr mein persönliches landschaftliches Highlight kommt näher. Zwar nur langsam, aber immerhin. Auf der Hauptstraße, am Ortseingang von Hörschel könnten wir eigentlich das Seepferdchen ablegen, so hoch steht hier das Wasser. Anja ist inzwischen irgendwo zurückgefallen. Bergab fährt sie etwas vorsichtiger als wir, die jede landschaftliche Möglichekit zur Beschleunigung ausnutzen. Kurz vor Berka kommt’s dann im Feld auch nochmal knüppeldicke. Der track führt über eine völlige aufgeweichte Wiese recht steil talwärts, durch eine Senke und gleich wieder in den Gegenanstieg. Die Senke ist ein einziges, riesiges Mohr, dessen Durchquerung ein Drahtseilakt 🙂 wir schaffen’s ohne Abflug. Aber nicht alle, die hier durchkommen, wie sich später herausstellt. Wir arbeiten uns in den Hainich vor, passieren die Jadghütte Hesswinkel, die ich als eventuellen Spot im vorfeld auserkoren hatte und rollen über das Hochplateau Richtung „Hainichbaude„. Von weitem sieht die geschlossen aus, erst beim näher kommen werden auch ein paar Autos sichtbar. Sehr schön, wir benötigen nämlich dringend Nachschub an Wasser und vielleicht auch etwas zum Essen. Als wir vor die Tür rollen, wird ein ganzer Haufen Bikes sichtbar, die hier anscheinen allesamt gestrandet sind. Drinnen sieht es lustig aus, die Stimmung ist außerordentlich gut. Kein Wunder, hier ist’s warm! Sehr warm. Überall hängen Klamotten rum. Wo können wir noch etwas aufhängen, es ist kein einziger freier Flack mehr vorhanden. Selbst hinter dem Tresen stehen auf einem Topf ein paar Bikeschuhe zum trocknen. Wir beschließen, kurz zum Verpflegen und beraten der weiteren Schritte hier zu bleiben. Eigentlich wäre Bad Langensalza der nächste größere Ort, bzw. Stadt. Aber ob wir zu dieser späten Stunde, es ist inzwischen irgendwo um 20 Uhr, noch eine Bleibe finden? Das Schicksal meint es aber gut mit uns: Die Wirtin der Hanichbaude bietet uns ihre letzte Ferienwohnung an. Das Angebot nehmen wir gerne an. Von der Hütte aus sind es vielleicht knapp 1,5 Kilometer bis zur „Talstation“ in Craula.

Die Fortetzung folgt ….

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8 Thoughts to “Candy B.-Graveller 2018: Die Piloten #08, #28 und #41 sind gestartet”

  1. AlexanderK #009

    Danke für´s Hütte finden. War Luxus. Ungesprächig da müde aber sehr Daumen hoch!

    1. Mario Schön

      Bist du derjenige auf der Bank an der Wand gewesen?? 🙂

  2. Signe

    Wie immer ein Traum, deine Berichte zu lesen 🙂 Und ab der Fortsetzung dann mit gutem Wetter – freu mich schon 😉

    1. Mario Schön

      Danke Signe, vorhin ist Teil 2 online gegangen 🙂

  3. Thomas

    Sehr schön. Freue mich schon seit Ende des CBG18 auf den Bericht. Ich hoffe, der nächste Teil ist der Teil mit dem guten Wetter 🙂
    Nochmals Glückwunsch an euch.

    1. Mario Schön

      Danke Thomas! Und ja, die Sonne meinte es ab Samstag dann wieder gut mit uns….

  4. HR

    Spannend cbg
    Wann gibt’s den Rest???

    1. Mario Schön

      🙂 Schreibe gerade noch daran. Muss mich auch noch für ein paar Bilder entscheiden, die schwierigste Aufgabe 🙂 Brauche noch ein bisserl….

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