Der Grimmsteig und seine Biker

Die Brüder Grimm stehen für eine unzertrennbare Gemeinschaft. Das passt gut als Motto zu unserem Team für den diesjährigen Alpencross von Garmisch nach Riva. Einer ersten, gemeinsamen Prüfung wollten wir uns unterziehen: Wie passen wir zusammen, wie tickt wer, vor allem unter Belastung. Neues Material im realen Bikerleben erproben. Der Grimmsteig ist für einen solchen Test wie geschaffen. Ganz nebenbei waren auch noch die „5, internationalen Grimmsteig-Tage„. Davon haben wir allerdings und zum Glück gar nichts mitbekommen. Die Wanderer waren schon längst durch, wir profitierten aber von der hervorragend präparierten Strecke. Gemähte Wiesenwege, auf den Boden gesprühte Pfeile für den richtigen Weg an Abzweigungen und nicht zuletzt in den Bäumen hängende Markierungsbänder. Das Navi hätten wir gar nicht benötigt.

Auf dem Grimmsteig bei Wellerode

Den eigenen Wegweiser in Form von Garmin oder Smartphone am Lenker zu haben, bereitet unterwegs trotzdem immer ein sicheres Gefühl. Und damit starten wir am Sonntagmorgen des 25. Juli zu fünft in der Formation des Alpencross-Teams 2017 auf den Grimmsteig. In persona sind das Hansi, Wolfgang Jörg, Olaf und ich. Wir treffen uns an der alten Ziegelei in Oberkaufungen. 

Gegen halb neun treten wir gemeinsam in die Pedale, um sowohl Biker, Material, als auch die Gemeinschaft einem kleinen Test zu unterziehen (Kleine Randnotiz: Der Alpencross ist im September diesen Jahres geplant). Die Strecke ist in zwei Richtungen gekennzeichnet, unser Weg führt uns entgegen dem Uhrzeigersinn. Bedeutet Aufstieg in Oberkaufungen zum Naturfreundehaus und weiter noch weiter hoch bis Wellerode. Den „Tiefenrodweg“ sind wir in diese Richtung, also bergan, auch noch nie gefahren. Kein Wunder, der Spaßfaktor andersherum ist natürlich dreifach größer. Bis Hessisch-Lichtenau bewegen wir uns mehr oder weniger in bekanntem Revier. Doch spätestens in Glimmerode ist die Ortskenntnis gleich null! Selbst der Meißner ist als Orientierungspunkt noch nicht erkennbar. Den entdecken wir dann erst an der Ruine Reichenbach, auf der ich zuletzt am 3. Juni im Rahmen von Heikos Tour stand. Ab hier bis auf den höchsten Punkt unserer heutigen Etappen kenne ich nun den Weg und hole schon mal tief Luft, auch wenn das die Anstiege nicht flacher macht. Ein paar hundert Meter Grimmsteig schenken wir uns diesmal, um das lästige Schiebestück zu umfahren. Die Strecke ist zwar etwas länger, aber dafür fahrbar. Pünktlich zum Mittagessen erreichen wir den Berggasthof-Meissner. Der gut belegte Parkplatz deutet auf ein volles Haus hin, in der Gaststube finden wir aber noch einen Platz im Eckchen.

Viel länger als geplant hocken wir hier und setzen unsere Fahrt (leicht gefrustet, des „Service“ wegen) nach gut 90 Minuten! endlich fort. Wer hier nur mal schnell ein Süppchen essen möchte, sollte eine GROSSE Portion Geduld im Gepäck haben. Von hier oben können wir erstmal eine ordentliche Abfahrt bis Velmeden genießen. Die Weiterfahrt über Friedrichsbrück und Wickenrode bedeutet dann noch mal etwas Arbeit, aber kurz nach dem Helserborn sind die Höhenmeter dann Geschichte. Ab hier geht es nur noch bergab (naja, ganz kurzer Anstieg in Nieste) bis zur Königs-Alm und schließlich der alten Ziegelei, unserem Einstiegspunkt. Knapp über 80 Kilometer und 2300 Höhenmeter liegen hinter uns. Noch ist gar kein Wort darüber gefallen, wie es denn nun eigentlich geklappt hat, mit der Gemeinschaft und dem neuen Material. Einfach zusammengefasst: Klasse, alles hat gepasst. Die Laune unterwegs war prima, auch die stellenweise echt Kräfte raubenden Anstiege wurden ohne Murren gemeistert. Ein wenig gekämpft haben wir alle, gejammert hat keiner. Sowohl Hansi als auch ich können schon auf zahlreiche -gemeinsame- Alpenüberquerungen zurückblicken und wir sehen dem Abenteuer relativ gelassen entgegen. Die anderen Drei beschäftigt hingegen noch die Sorge um ihre Schenkelchen. Wie fühlt sich das nach drei, vier, fünf Tagen in den Beinen an? Was sagt dann der Hintern? Diese Antworten bleiben offen und abzuwarten. Bis nach dem Alpencross 🙂

An dieser Stelle, weil’s gut passt, möchte ich gerne auf einen Blog-Artikel von Eva verweisen, der sehr eindrücklich beschreibt, was ein Radfahrer auf längeren Distanzen „erfährt“. 

Noch einen kleine Ergänzung: Es gab Rückmeldungen aus dem Alpencrosser-Team, dass wir doch deutlich mehr als nur die im Artikel genannten 80 Kilometer. Das stimmt natürlich, die Anfahrt bis zur alten Ziegelei hatte ich dabei nicht berücksichtigt und die soll an dieser Stelle noch genannt werden. In Summe sind wir laut meinem GPS 97 Kilometer gefahren!

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