Der Oktober Overnighter

Das war knapp! Auf den letzten Drücker hat es doch noch mit einem overnighter im Oktober geklappt. Diesmal haben wir Neuland erkundet und unseren Aktionsradius dank RegioTram deutlich erweitert. Der Ideengeber zu der Tour war Wolfgang, nicht nur mit seiner Runde durch den Solling-Vogler im Sommer, sondern neulich auch mit seinem „Erfahrungsbericht“ auf einer Runde ins Westfälische zur Familie. Besonderen Reiz hat ein Stück historischer Bahndamm geweckt, in dessen Verlauf ein Tunnel durchquert werden kann….

Unterwegs zum Oktober-Overnighter
Unterwegs zum Oktober-Overnighter

Ein zunächst „verwegen“ erscheinender Plan wird in die Tat umgesetzt 😉 Nach genauerer Überlegung und kritischer Prüfung des Zeitrahmens entpuppt er sich plötzlich als gar nicht so schwierig umsetzbar. Schade, dass wir am Freitagnachmittag doch wieder nur zu zweit sind, Dirk wird mich begleiten, Nobby ist arbeitstechnisch verhindert (aber das Wetter wäre ohnehin nicht sein Ding gewesen 😉 ) Start ist wie immer vor der Haustür, das erste Zwischenziel markiert der Kulturbahnhof. Zustieg in die RT1, am Bahnhof Harleshausen steigt Dirk noch ein.

Kulturbahnhof Kassel
Kulturbahnhof Kassel
Ein eingespieltes Overnighter-Team. Am Bahnhof Hümme
Ein eingespieltes Overnighter-Team. Am Bahnhof Hümme
Stark! Der Deiseler Tunnel
Stark! Der Deiseler Tunnel

Wir lassen uns von der Tram bis zur Endstation in Hümme schippern und folgen ab dort dem R4 entlang der Diemel. Es dauert auch gar nicht lange, da lässt sich der ehemalige Bahndamm schon unter den Reifen erahnen. Wie mit einem Lineal gezogen verläuft die Strecke abschnittweise durch die Landschaft, wirkt an manchen Stellen wie in die Berge eingeschnitten. Und dort, wo der Berg dann anscheinend doch etwas zu mächtig wurde, hat man sich für einen Tunnel entschlossen. Es ist schon fast dunkel, als wir dessen Portal erreichen. Im letzten Licht des Tages wirkt der Eingang wie ein Zugang zum Berg Erebor. Der Unterschied ist aber, dass nach Durchschreiten einer Lichtschranke sich plötzlich eine bodennahe Beleuchtung einschaltet und den gesamten Tunnel mit einem schummerigen Licht ausleuchtet. Ganz großes Kino! Der Ausgang ist auf Grund der Krümmung nicht zu erkennen. Sehr spannend das Ganze! Aber Achtung für „Nachfahrer“: Der Deiseler Tunnel ist nur bis Ende Oktober geöffnet, dann dient er als Winterquartier für Fledermäuse und wird für den Durchgang verschlossen. Geöffnet ist er dann erst wieder ab dem 31. März, eine Umfahrung ist aber möglich. Die nächste Sehenswürdigkeit, die wir streifen ist das Wasserschloss Wülmersen. Am Tage lohnt hier bestimmt auch eine kleine Rast. Zwei Diemelschleifen später erreichen wir Bad Karlshafen. Ein leicht angestaubtes Kurstädtchen, dass bei uns nicht den besten Eindruck hinterlässt: In einer von außen toll beleuchteten Kneipe will man uns kein Bier verkaufen, weil wir das im Außenbereich trinken wollen (in der Raucherzone wohlbemerkt) und dann versetzt uns der plötzlich verschwundene Rewe-Einkaufsmarkt einen riesen Schrecken. Der war im Sommer noch hier! Eine „Einheimische“ erklärt uns, dass es zwischen der Geschäftsleitung und dem Vermieter der Immobilie Uneinigkeit über die Miete gab und deshalb sich der Supermarkt zum Schließen entschlossen hat. Zum Glück ist nebenan noch ein Aldi, in dem wir uns jetzt für den Abend verproviantieren.

Bad-Karlshafen Dowtown. Sieht schöner aus, als es ist.
Bad-Karlshafen Dowtown. Sieht schöner aus, als es ist.

Der Hunger hat sich inzwischen ganz schön breit gemacht, doch bis zum Lagerplatz ist noch ein wenig Kurbelarbeit nötig. Irgendwie zieht sich der Weg im dunklen in die Länge. Als wir an Höhe gewinnen, wird es diesig und zwischendurch bewahrheitet sich die Wetterapp durch leichten Niesel. Als wir uns so halb in Trance durch das tänzelnde Scheinwerferlicht aufwärts arbeiten, quert urplötzlich eine Bache mit fünf oder sechs Frischlingen unseren Weg. So ganz frisch scheinen die „Kleinen“ allerdings nicht mehr, Streifen sind jedenfalls keine mehr erkennbar. ABER: Die Größe wäre aber optimal für den Grillspieß…..Allerdings sitzt uns der Schrecken ganz schön tief in den Knochen und wir sind froh, dass die Schweinchen keine weitere Notiz von uns nehmen und ihren eigenen Weg gehen (vor allem einen anderen als wir!), Dass unser Lagerplatz von hier nicht mehr weit entfernt ist, beruhigt Dirk eher weniger, der mit den Tierchen auf Kriegsfuß steht 🙂 🙂 Auf jeden Fall erreichen wir kurz vor 20 Uhr unser geplantes Ziel. Eine Feuerstelle ist sogar schon eingerichtet und Holz liegt brennfertig für uns unter der Bank. Boah, besser können wir es nicht erwischen.

Unser Nachtquartier
Unser Nachtquartier
Eine tolle Hütte, sogar mit Holzboden im inneren!
Eine tolle Hütte, sogar mit Holzboden im inneren!

Ein Dank an die uns unbekannten Holzsammler, wir sind auch sparsam damit umgegangen und haben sogar noch Reste übrig gelassen. Entspannung und Lagerfeuerstimmung macht sich breit. Dass es zwischendurch immer mal eine kurze Schauer gibt, stört uns kaum. Die Hütte ist schon irgendwie genial. Um Mitternacht verkriechen wir uns in die Schlafsäcke.

Die Nacht verläuft ruhig. Besucher jedweder Art waren nicht da, und wenn, dann unbemerkt. Am Morgen gibt’s erstmal frischen Espresso aus der Bialetti, der macht munter. Wir benutzen für unseren Rückweg bis Bad Karlshafen einen tollen Trail, der eine 1A-Alternative zur Schotterpiste des gestrigen Aufstiegs bietet. Ansonsten rollen wir die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg bis Hümme. Trotzdem sieht es bei Tageslicht doch komplett anders aus 🙂 Von Hümme bis zum Nachtlager waren es übrigens 24 Kilometer und etwa 350 Höhenmeter. 

Hier noch ein Tunnelbild aus dem Smartphone 🙂

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3 Thoughts to “Der Oktober Overnighter”

  1. Trübi

    Hi,
    da war ja mal Jemand in meiner Gegend unterwegs.
    Habt Euch aber auch n super Übernachtungsplatz ausgesucht!!!!!!

    Vielleicht sieht man sich ja mal. Bei Uns gibt’s noch mehr schöne Ecken und Trails.

    Gruß

    1. Mario Schön

      Ja, das glaube ich dir sofort. Bislang sind wir eher selten in deinem Revier unterwegs gewesen, die Anreise erschien meist zu lang. Jetzt haben wir mit der RT einen ganz passablen Zugang gefunden. Weitere Tipps für solch lauschige Plätzchen sind natürlich herzlich willkommen 🙂
      Viele Grüße
      DerMario

  2. Dirk

    War eine super Tour,hat viel Spaß gemacht. Immer wieder interessant draußen zu schlafen.
    Freue mich schon auf den November Overnighter. Bin auf jedenfall dabei. ????

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