Die Habichtswald-Bikepacking-Tour

Ein kleines Abenteuer vor der eigenen Haustür erleben, ohne sich vorher in großen Planungen zu verlieren! Wie einfach so etwas geht und wie wenig es dazu benötigt, haben Bijan und ich im Rahmen eines Angebotes vom Naturpark-Habichtswald gezeigt. Nach etwas Theorie über das Bikepacking zum Einstieg, ging’s zwei Wochen später zum praktischen Teil über. Unsere Route führte vom Naturparkzentrum auf dem Dörnberg in südwestliche Richtung bis zur Weidelsburg. Nach einem Overnighter sollte es auf alternativer Strecke wieder zurück zum Ausgangspunkt gehen.

Unser Treffpunkt: Das Naturparkzentrum-Habichtswald auf dem Dörnberg

Am Samstagmorgen wähle ich die schnelle, bequeme Anreise und lasse ich mich von meiner Frau auf den Dörnberg chauffieren. Dort wartet bereits Bijan, der ebenfalls mit dem Auto hier hoch gefahren ist. Vor dem Start haben wir noch einen kleinen Pressetermin und stehen Sascha Hoffmann, Reporter der HNA, im Interview Rede und Antwort. Während wir so plaudern, rollen auch schon die ersten von insgesamt neun Teilnehmern an unseren Treffpunkt.

Nach einer Begrüßung durch Bijan checken wir gegenseitig noch die Bikes, dann starten wir unser kleines Abenteuer in Richtung Schreckenberg-Turm. Der Anstieg dort hinauf ist die erste und gleichzeitig auch anstrengendste Bewährungsprobe für Mensch und Material. Die Steigung mit Gepäck ist quasi unfahrbar und erfordert schon ordentlich Schweiß. Die Schiebehilfe der eBikes pfeift auf dem letzten Loch, oder streikt sogar völlig. Wer’s bis hier hinauf schafft, darf den Rest der Tour auch mitfahren 😉 (Anmerkung: Nichtmal gemeckert wurde hier! Jedenfalls habe ich hinten nichts gehört. Alle gut drauf, eine coole Gruppe 🙂 ) Der Fernblick von oben macht die ganze Mühe auch fast vergessen. Die Fahrt talwärts ist dann umso schöner und belohnt erneut mit tollem Ausblick über das idyllische Warmetal. Am Rande von Zierenberg sind wir zurück auf dem Boden der Tatsachen, der Talsohle . Vor uns thront nun der große Bärenberg. Zur Erleichterung aller lassen wir den aber schön links liegen. Bevor wir uns am Rand des Gudenbergs entlang hangeln, legen wir auf halber Strecke zwischen Zierenberg und Oberelsungen in der Hessenpraline einen Stopp ein. Hier hat die Familie Beyer eine Schokoladenmanufaktur aufgebaut. Der Chef persönlich, Christopher Beyer, zeigt uns alle Stationen, die für die Herstellung einer Praline notwendig sind. Wir lernen nicht nur die einzelnen Rohstoffe und spezielle Maschinen kennen, sondern verfolgen die Pralinen bis in ihre auf Wunsch angefertigten Verpackungen. Die Besichtigung wäre ohne eine Verkostung eine unzumutbare Härte gewesen. Und weil wir so sportlich unterwegs sind, bekommen wir zur Jahreszeit passend zusätzlich noch einen super leckeren Eis-Milchshake bereitet. Etwas Werbung mache ich für die Hessenpraline hier sehr gerne, denn Christopher legt auch besonders großen Wert auf die Verarbeitung regionaler Produkte und bildet aktuell außerdem zwei junge Menschen zu Konditoren aus. Echt super und Hut ab für solch ein Engagement!

Nach diesem Kohlenhydrat-Shot hat der „kleine“ Gudenberg seinen Schrecken vollends verloren. Nur die Akkus der eBikes müssen sich noch ein wenig bis zur Auffrischung gedulden. Kurz vor Wolfhagen überqueren wir noch den Ofenberg mit seinem schlanken Aussichtsturm. Nach nicht weniger als 101 Stufen bekommen wir einen grandiosen Rundumblick. In der Abfahrt können alle das Spitzkehren fahren mit Gepäck ausprobieren. Öhmmm, die sind hier so eng, dass sie selbst ohne Zusatzbeladung schon etwas Übung abverlangen. Am Ende kommen wir aber alle heil und unversehrt unten an. In der Ruhe liegt die Kraft….

In Wolfhagen erwartet man uns schon in Fuchsens Cafe. Hier bekommen nun auch die eBikes endlich ihren Nachschub an Strom (kommt der jetzt auch aus den Propellern in der Landschaft??? Wäre ja schon schön 😉 ), damit die Rückfahrt am Sonntag mit elektrischer Unterstützung problemlos klappt. Eine Steckerleiste liegt für uns im Hof schon parat! Well done, danke dafür 🙂
Achja: Fuchsens Kuchen ist übrigens eine Wucht! Absolute Empfehlung, ich habe natürlich locker zwei Stücke verzehrt!


Bevor wir aber unser Camp im Katzenloch aufschlagen, Verproviantieren wir uns noch eben für’s Abendessen und Sonntags-Frühstück im Nahkauf. Unsere Ladekapazitäten für Zusatzgepäck sind bis auf die letzte Falte in der Tasche ausgenutzt, der Transport von 20 Frühstückseiern wird zum Gefahrgut-Transport ernannt….Wir schaffen es tatsächlich, ohne jegliche Verluste bis zu unserem Spot am Fuße der Weidelsburg. Als erstes errichten wir hier unser Lager, dann geht’s zum Sammeln von Brennholz für das Lagerfeuer (Gut zu wissen: Wir haben uns dafür eine Genehmigung beim Forst eingeholt!). Es wird ein super gemütlicher Abend mit allerlei Gesprächsstoff. Ein Grüppchen zur Besichtigung der Burg bildet sich auch noch…

Am frühen Morgen, noch lange vor Sonnenaufgang, beginnt es plötzlich (nicht ganz unvorhergesehen) kräftig zu regnen. Das juckt uns aber gar nicht, Zeitdruck haben wir keinen und so warten wir einfach in unseren Zelten die nächste größere Wolkenlücke ab, um das Frühstück vorzubereiten. In der Schutzhütte fauchen gleich mehrere Gaskocher um die Wette, ruckzuck kocht Wasser und der sich ausbreitende Kaffeeduft lockt auch die Langschläfer aus ihren Schlafsäcken. Rührei vegetarisch oder mit Speck? Es bleiben kaum Wünsche offen. Irgendwann heißt dann aber doch: Einpacken, wir starten den Rückweg.


Etwas unschlüssig von wegen der Wegebeschaffenheit nach dem heftigen Regen, entscheiden wir uns für die sichere Variante mit der Möglichkeit, auf Variation des Weges unterwegs. Für einen Guide ist das eigentlich der nackte Horror, der ja stets bemüht ist, dass auch alles klappt und ja keine Komplikationen auftreten. Andererseits habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, dass gerade unvorhersehbare Ereignisse die Fähigkeit schulen, sich auf neue Situationen einzustellen. Und nicht selten sind das dann genau die Erlebnisse, die sich ewig ins Gedächtnis einbrennen. Dies ist aber individuell durchaus unterschiedlich in der Wahrnehmung. Wie auch immer, mit unserer Wegführung sind wir bei der nächsten Regenschauer sehr glücklich, denn wie durch Zauberhand kommen wir zur rechten Zeit am Bergcafe Friedrichstein vorbei 🙂 Und wie es der Zufall will, finden wir auch alle einen Platz im Inneren und werden bestens bedient. Chapeau! Besser kann kein Guide planen!

Um die Weidegatter rund um das Flugfeld des Dörnberg zu umgehen – hier muss das Bike sehr umständlich über verstromte Zäune oder Drehkreuze (die sind natürlich ohne Strom 😉 ) getragen werden – umfahren wir das Bergmassiv einfach. Das ist zwar etwas länger, teilweise auch etwas schlüpfrig durch den Regen, aber allemal besser, als die Weidegatter zu überqueren. Bei schönstem Sonnenschein erreichen wir am frühen Sonntag Nachmittag wieder unseren Ausgangspunkt der Tour, das Naturparkzentrum-Habichtswald auf dem Dörnberg.

Was aber haben wir an Daten gesammelt?
Samstag sind laut meinem Garmin 37 Kilometer und stolze 844 Höhenmeter zusammen gekommen.
Sonntag haben wir genau 25 Kilometer mit satten 366 Höhenmeter eingesammelt.

Es gab in unserer Gruppe dann noch ein paar Fragen zur Ausrüstung, die ich an dieser Stelle gleich mal verlinke (Achtung: Unbezahlte Werbung!)

DIE Säge für Bikepacker: Silky Super Accel
Ein Teleskop-Grillspieß
Der einfache Grillrost
Packtaschen von Revelate oder Apidura
Biwacksack Variante1, Variante2(gibts auch bei eBay)

Was bleibt?
Das war eine wirklich sehr spaßige Tour mit einer homogenen Gruppe. Sei es nun, dass wir einfach Rücksicht aufeinander genommen haben, oder eben auf Augenhöhe gefahren sind. Das spielt am Ende keine Rolle, denn der Spaß am Bikepacking und nicht die Leistung stand im Vordergrund. Kritik oder Verbesserungen dürfen gerne über die Kommentarfunktion geäußert werden.

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