Ein Fitnesstest im Februar?!

Im Mai möchte ich mit dem bewährten Gravelteam (Andreas, Dirk und Hansi) eine Tour von Hamburg nach Dänemark und zurück nach Hamburg fahren. Da stellt sich unweigerlich die Frage, wie gut oder schlecht die Beine überwintert haben. Und wie sie eine längere Ausfahrt wohl wegstecken. Am besten ist ja immer testen! Über ein Ziel mussten wir nicht lange Nachdenken. Der Edersee ist IMMER jede Mühe wert, belohnt mit tollen An- und Aussichten. Deutlich schwieriger ist da schon, einen gemeinsamen Termin zu finden. Das hat diesmal nicht wirklich geklappt, denn nur Dirk und ich sind am letzten Februarwochenende fahrbereit. Auch richtig mies angesagtes Wetter sollte uns nicht aufhalten.

Der Spaß am Radfahren steht natürlich immer im Vordergrund. Und so treffen wir uns Samstag erst um 13Uhr an den Messehallen in Kassel – nachdem der Schnee-Regen-Graupel durchgezogen ist – und rollen gemütlich auf dem R1 entlang. Verlassen diesen vor der Edermündung und steuern südwärts auf Fritzlar zu. Noch mit einem schönen Rückenwind. Unsere Fahrtrichtung ändert sich allerdings nach dem obligatorischen Kaffeestop in Fritzlars Altstadt auf Nord-West und wir kurbeln nun dem Wind voll entgegen. Das Tempo reduziert sich merklich, die Kilometer bis zu unserem Spot schmelzen eher zögerlich. Dafür können wir noch vor einer kurzen Pause in Zündstoff-City einen klasse Sonnenuntergang genießen. Das nun folgende Südufer vom Edersee ist zum Glück sehr abwechslungsreich und sogar Rehbach erreichen wir noch in der Dämmerung. Ein Fischbrötchen verkneifen wir uns, denn das eigentliche Abendessen haben wir nach Herzhausen in die Pizzeria verschoben. In der Dunkelheit ziehen sich plötzlich die Kilometer, Tunnelblick im Schein der Lampe. Die Oberschenkel melden sich deutlich. Sauerstoffmangel oder Überlastung? Keine Ahnung, jedenfalls läuft es nach 80 Kilometer nicht mehr ganz so rund. Inzwischen zeigt das Thermometer auch knapp unter Null Grad an, von Wohlfühltemperatur kann schon länger keine Rede mehr sein. Eisiger Wind weht uns entgegen. Der Campingplatz Asel Süd ist beleuchtet, wow, hier sind tatsächlich ein paar Camper vor Ort. Ansonsten sind wir allein unterwegs, keine Menschen, keine Autos, totale Ruhe. Absolut genial. Nicht einmal Waschbären treffen wir, die hier eigentlich überall auf der Suche nach Essbarem herumstreunen. Endlich, nach endlos wirkenden Kilometern, tauchen zwischen den Bäumen die Lichter von Herzhausen auf. Die Pizzeria liegt direkt auf unserer Strecke. Voll ist es nicht, nur ein Tisch ist besetzt, aber immerhin ist es warm. Naja, wärmer als draußen. Hier gönnen wir uns das Abendessen und müssen somit später nicht selbst noch etwas Köcheln. Die Pizza (Mafia) ist sehr lecker! Von hier aus sind es nur noch ein paar Kilometer bis zu unserem Spot. Unterwegs sammeln wir schon etwas Holz, bauen im Verborgenen die Zelte auf, sammeln weiteres Brennholz für den Hobo und wärmen uns am Feuer. Was soll ich sagen? Es macht einfach Spaß! Übrigens trage ich hier zum ersten Mal die Daunenhose! Echter Luxus bei tiefen Temperaturen. Mein Thermometer zeigt -3°C. Immerhin 105 Kilometer mit etwa 600 Höhenmetern wandern ins Tagebuch.

In der Nacht fiel etwas Schnee, so dass es am Morgen erstmal etwas weiß um uns herum ist. Zwei Kaffee und doppeltes Porridge geben neue Energie, die wir für den Heimweg auch dringend benötigen. Wir nehmen einen etwas direkteren Kurs als gestern, allerdings sind dabei auch ein paar mehr Höhenmeter die Konsequenz. Wir arbeiten uns zunächst am Ufer aufwärts, erreichen nach der ersten Anstrengung des Tages das Dörfchen Basdorf (grad hasse ich es). Die mühsam erarbeiteten Höhenmeter schmelzen wie Eis in der Sonne während der Abfahrt nach Nieder-Werbe. Das super schöne Reiherbachtal macht den Gegenanstieg einigermaßen erträglich. Und auch das Stück Ederseeradweg bis Netze ist richtig genial. Die erste Pause legen wir nach Überquerung eines namenlosen Passes in Naumburg ein. Ich bin echt platt und heilfroh, dass wir uns hier, ausgerechnet in einer Eisdiele, aufwärmen können. Von hier aus folgen wir mehr oder weniger unserer Standardstrecke, wenn wir hier in der Nähe sind. Martinhagen, Dirk biegt ab in Richtung Dörnberg, ich fahre weiter über Hof in Richtung Kassel. Puh, die Kilometer stecken in den Beinen, der eisige Gegenwind macht mir etwas zu schaffen. Nach 65 Kilometern und weiteren 700 Höhenmetern bin ich wieder zu Hause. Glücklich, zufrieden und etwas im Eimer. Meinen Trainingszustand empfinde ich als…. der Jahreszeit angemessen….Ausbaufähig. Never give up. Ich freue mich sehr auf das, was kommt 🙂

Wer möchte, kann sich die Tour hier auch bei STRAVA anschauen:

Samstag:

Sonntag:

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4 Thoughts to “Ein Fitnesstest im Februar?!”

  1. Hallo Mario,
    auch eine schöne Tour!
    Vor Jahren waren wir mal von Flensburg über Sønderborg, Fähre nach Ærø, Fähre nach Svendborg, weiter nach Langeland, Fähre nach Lolland, weiter nach Falster und nach Kopenhagen gefahren. Zurück ging es über Malmö, Trelleborg – Rostock und nach Berlin.
    Jetzt geht es von Flensburg nach Norden, bis nach Horsens, dann per Fähre über Samsø nach Sjælland und Kopenhagen. Zurück nach Rødby, anschließend wohl noch nach Eutin zum Bahnhof … Die Route ist hier: https://www.komoot.de/tour/953851391 Ich lade Dich ein, dann kannst Du gucken. Hoffentlich klappt alles …
    Beste Grüße Gert

    1. Mario Schön

      Hallo Gert, ui, das klingt super interessant! Da werde ich auch mal ein wenig recherchieren. Und vielen Dank für die Einladung bei Komoot, das klappt. Die Strecke schaue ich mir an.

      Viele Grüße
      Mario

  2. Hi Mario,
    aufwärmen in der Eisdiele – das sagt alles 🙂 Momentan ist es aber wirklich noch kalt!
    Schöne Tour, beim Foto vom Übernachtungsspot dachte ich erst an einen Brückenpfeiler.
    Wollt ihr in DK die Transcimbrica-Route fahren? Ich werde im April die Shelter dort testen, von Flensburg bis Kopenhagen und runter nach Rödby.
    Bis bald mal, beste Grüße Gert

    1. Mario Schön

      Hi Gert,
      ah, das freut mich, wenn die Botschaft mit der Eisdiele geklappt hat 🙂 Es war wirklich ziemlich frisch! Und drinnen auch nicht überhitzt….aber der Kaffee war dafür prima.
      Und nein, wir folgen nicht der Transcimbrica-Route, sondern fahren Hamburg, Flensburg und rüber nach Fünen, Langeland und Lolland. Von dort über Fehmarn zurück nach Hamburg. Die Shelter werden wir natürlich auch benutzen, da freuen wir uns schon drauf. Kopenhagen ist echt klasse, ein ToDo auf meiner „Liste“ 😉
      Freue mich, wenn ich von deiner Tour ein paar Erfahrungen bekommen kann…ein Stück folgen wir ja vielleicht deiner Route?!

      Viele Grüße
      Mario

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