Ein Winter- der ein Regenovernighter war

Vor ziemlich genau einem Jahr versank Nordhessen unter einer 30 Zentimeter dicken Schneedecke, alles erstarrte unter den arktischen Temperaturen. Inklusive dem städtischen Verkehr. Nicht mal mehr die Straßenbahnen fuhren. Die Vermutung, dass sich der Februar für einen soliden Winter-Overnighter empfiehlt, liegt also nah. Nun, dieses Jahr ist wieder alles anders: Regen statt Schnee, begleitet von stürmischen Böen. Die Wettervorhersage vermeldet jedoch Beruhigung und sinkende Temperaturen im Laufe der Nacht.

Kurze Pause und schnell trocknen: Andreas und Dirk holen mich zu Hause ab, wurden in der Anfahrt aber schon einmal durchnässt
(Bild: Dirk Seger)

Unser Plan: Nach der letzten „Pleite“ am Spot (der war bereits belegt) wird es Zeit, Neues auszuprobieren. Erkundung im Osten, Kaufunger Wald. Diesmal werde ich direkt zu Hause abgeholt. Andreas und Dirk sind mit am Start. Andreas ist neu dabei, wir lernten uns während der letzten Bikepackingtour vom Naturpark Habichtswald (Heimkehr) kennen. Seit dem versuchten wir, gemeinsam mal einen Overnighter auf die Beine zu stellen. Jetzt hat es endlich mal geklappt. Die ursprüngliche Mission sollte sein, das Equipment unter den Besonderheiten des Winters zu testen. Andreas ist zwar erfahrener draußen Schläfer, im Winter mit dem Bike im Schnee sollte es aber eine Premiere werden. Tja, statt Schnee kam leider nur Graupel und jede Menge Schlamm… Nicht nur, dass Dirk und Andreas bereits in der Anfahrt zu mir eine ordentliche Dusche abbekamen, auch kurz nachdem wir zu dritt gestartet waren, mussten wir zunächst Schutz unter einem kleinen Vordach suchen. Nach zehn Minuten klarte es dann plötzlich auf. Das Streckenprofil zu unserem Spot war stetig ansteigend und noch bevor wir am Ziel ankamen, fing unsere Umgebung im Schein der Lampen an zu glitzern.

Noch ist es schlammig, aber es wird merklich frostiger (Bild:Dirk Seger)

Kurz ein paar Worte zur Ausrüstung: Alle drei hatten wir Biwaksäcke dabei. Darin verschwand der Winter-Daunenschlafsack, als Unterlage eine aufblasbare Isomatte mit hohem R-Wert und zusätzlich noch eine Schaumstoffmatte mit Alubeschichtung als Kälteschutz. Okay, die wäre wohl nicht unbedingt notwendig gewesen, denn der Boden war ja nicht tiefgefroren. Drei unterschiedliche Kocher führten wir im Gepäck mit. Andreas erhitzte sein Wasser auf einem Benzinkocher. Super schnell, unbeeindruckt der Außentemperatur. Benzin geht einfach immer und überall. Dirk nutzte einen Gaskocher mit Wintergas. Funktionierte ebenfalls problemlos. Im Winter sollte es jedoch schon Wintergas sein. Mein kleines Gasfeuerzeug verweigerte schon den Dienst, dem war’s zu kalt. In meinem Gepäck befand sich ein Spirituskocher. Der brannte ebenfalls ohne Mucken. Wenn’s aber richtig kalt wird, kann Spiritus zickig beim Anzünden sein. Vorwärmen ist dann angesagt. Am schnellsten hatte Andreas sein Wasser am kochen, danach Dirk. Ich konnte morgens erstmal in aller Ruhe meine Übernachtungsutensilien einpacken, danach kochte es auch über dem Spiritus. Wer es im Winter also eilig beim Kochen hat: Benzin oder Gas ist meistens die erste Wahl. Wenn vom abendlichen Feuer noch Holz übrig ist, dann lohnt natürlich auch ein Hobo-Ofen. Ansonsten benötigt der auch etwas mehr Zeit von wegen Holz einsammeln und zerkleinern. Wenn das Feuer allerdings erstmal brennt, ist das Wasser damit auch recht fix am Kochen. Schwarze Finger sind als Zugabe garantiert 🙂 Man kann es als Luxusartikel bezeichnen: Aber im Winter nicht auf dem Boden hocken zu müssen, ist wirklich von großem Vorteil. Deshalb hatte jeder von uns auch einen kleinen Stuhl dabei. Die faltbare Isomatte bietet ansonsten aber auch eine prima Sitzgelegenheit. Einmal mehr hat Dirks Feuernetz einen super Job gemacht! Nicht nur, dass dadurch keinerlei Spuren eines Lagerfeuers hinterlassen werden, es brennt darauf auch super gut ab.

Was für ein Morgen! Alles fertig gepackt für die Heimfahrt (Bild: Andreas Wirtz)

Unsere Heimfahrt war einfach nur klasse. Morgensonne und blauer Himmel ließen die frostige Landschaft in einem ganz besonderen Licht erstrahlen. Genial, das hatte keiner von uns erwartet! Am Ortseingang von Heiligenrode hüllte eine dichte Nebeldecke die Häuser ein. Ein starker Anblick. Ein kurzer Stop beim Bäcker, die Brötchen für das Wochenende einkaufen, dann war ich schon zu Hause. Meine beiden Begleiter durften noch ein paar Kilometer durch die Stadt kurbeln….Danke für eure Begleitung 🙂 Ich freue mich schon auf den nächsten overnighter!

Hinweis: Auch in der Gallerie sind noch Bilder von Andreas und Dirk dabei, obwohl alle mit meinem Wasserzeichen gekennzeichnet sind!

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3 Thoughts to “Ein Winter- der ein Regenovernighter war”

  1. Dirk

    Es ist immer wieder schön ein paar Tage später etwas zu lesen wo man selber dabei war. Danke Mario.
    Gruß Dirk

    1. Mario Schön

      😃 war klasse, dass es bei dir auch passte! Wahrscheinlich kann ich ohne dich schon gar nicht mehr im Wald schlafen 😎😂🤣

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