Eine Testfahrt zum Wartburgblick

Die Bikepackingtour über die Dänischen Inseln Mitte Mai rückt immer näher. Sind wir schon in Form für einen windigen Turn über knapp 600 Kilometer in vier Tagen? Ist unser Taschen-Setup noch brauchbar, oder sollte etwas verändert werden? Gibt es vielleicht einen Wartungsstau am Bike? Viele Fragen, die wir uns mit dem Ausflug zum Wartburgblick, einem kleinen Aussichtspunkt auf dem Rennsteig, beantworten wollten.

Zwischen Kaufungen und Helsa sind wir noch zu dritt unterwegs

Mit den Terminen ist das bekanntlich immer nicht so einfach. Das vorletzte Aprilwochenende schien vermeintlich allen für einen Test zu passen. Erst von Freitag bis Sonntag, dann doch besser nur ab Samstag. Trotzdem war einer unserer Mitfahrer noch im Urlaub, ein anderer musste kurzfristig am Samstagmorgen arbeiten. Das war aber das kleinere Problem, denn hinterherfahren und sich irgendwo treffen, lässt sich ja meistens einrichten. Der Urlauber hat hingegen nur unseren Nachrichtenaustausch via WhatsApp entspannt in der Hängematte verfolgen können.

Die Anreise

Andreas und Hansi starten jeweils ab ihrer Haustür und holen mich zu Hause ab. Wir folgen dem Herkules-Wartburg Radweg mit kleinen „Insider-Abzweigen“. Ich baue noch eine Schotterpassage ein, damit unser Vorsprung vor Dirk nicht zu groß wird. Er startet gegen Mittag in Baunatal direkt ab seinem Arbeitgeber, um uns auf der Strecke zu treffen. In Hessisch-Lichtenau legen wir eine Kaffeepause im Eiscafe ein und genießen die Sonnenstrahlen. Nach einem kurzen Telefonat mit Dirk verabreden wir uns oben am Flugfeld. Das passt zeitlich echt gut. Nach einer schönen Schleife über den ehemaligen Truppenübungsplatz stoßen wir wieder auf den Radweg und folgen dem bis Hoheneiche. Ab hier hat Komoot einen Vorschlag ausgearbeitet, den ich aber hier und da optimieren musste. Wieso diese App auch Bundesstraßen für eine Gravelbike-Profil nutzt, bleibt wohl deren Geheimnis (Und nein, ich habe keine Wegpunkte ungeschickt gesetzt!). Jedenfalls ist man gut beraten, jeden Kilometer kritisch zu betrachten. Ansonsten sind Bundesstraßen oder unwegsame Abschnitte an der Tagesordnung. Das Streckenprofil verfehlt unterwegs seine Wirkung nicht. In Form technischer Defizite. Eine Sattelstütze nervt mit permanentem Knacken den Piloten. Dieser zieht die Klemmschraube nach, wenig später ist das Knacken wieder da. Die Lösung: Nicht immer fester, sondern etwas weniger fest angezogen und das Ding gibt Ruhe. Rutscht auch nicht ins Sattelrohr, alles bestens. Lerneffekt: immer fester ist nicht unbedingt die richtige Lösung. Der Kritiker weist an dieser Stelle natürlich sofort auf einen Drehmomentschlüssel hin, na klar. Aber den nimmt man eher nicht auf eine Bikepackingtour mit! Wo wir grad bei unserer Lernkurve sind: Auch Bremsbeläge verdienen es, hin und wieder genauer angeschaut zu werden. Das Gefühl, dass sie doch erst vor ein paar Wochen gewechselt wurden, kann täuschen! Am späten Nachmittag erreichen wir planmäßig Herleshausen. Das Rewe wird für die Verproviantierung angesteuert. Es folgt die Grenzüberschreitung Hessen-Thüringen. Ab hier trennen uns nur noch 10 Kilometer und 200 Höhenmeter vom anvisierten Biwak-Spot. Als wir oben ankommen, ist auf dem Rennsteig kein Wanderverkehr mehr unterwegs. Die Aussicht und die Hütte haben wir für uns. Gerade als wir uns häuslich eingerichtet haben, erreicht uns der erste Schauer. In der Nacht kommt noch einiges an Regen über uns hinweg. Im kuscheligen Schlafsack unter der Zeltplane ist das aber herzlich egal, für Sonntag sind die Aussichten wieder besser.

Unsere Rückfahrt

Tatsächlich scheint am Morgen die Sonne durch ein paar Wolkenlücken. Das Frühstück genießen wir mit bester Aussicht. Unsere Zelte werden bis zum Aufbruch zwar nicht ganz trocken, das ist aber zu verschmerzen. Für den Heimweg nutzen wir überwiegend wieder den Herkules-Wartburg-Weg. Ab Walburg habe ich aber noch einen kleinen landschaftlichen Leckerbissen eingebaut. Auch die Beine freuen sich über die extra Höhenmeter. Aber die Müh ist es wert. Nicht nur schöne Schotterpisten gibt es hier. Die Aussichten über die Kuppen des Frau Holles Lands sind es, die jede Kurbelumdrehung wert sind. Geschichtlich gibt es im Wald von Hirschhagen auch einiges zu entdecken. Dazu muss der Biker allerdings die Bremsen anziehen. Und einer von uns hat ja kaum noch Belag 🙂 So rauschen wir talwärts bis Eschenstruth. Ab Kaufungen kommt auch schon der Herkules wieder in den Blick. Nach etwas über 160 Kilometern bin ich wieder zu Hause. Die drei anderen Jungs haben am Ende noch ein paar Kilometer mehr auf der Uhr. Müssen ja noch durch die Stadt. Spaß hat’s gemacht und um ein paar Erfahrungen sind wir nun auch reicher. Mission completed 🙂

Wir freuen uns auf Dänemark!
Die typische Nachbereitung eines Overnighters: Ausrüstung trocknen

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