Einmal rund um Jena

Dass Jena für Mountainbiker so interessant sein könnte, habe ich mir im Traum nicht vorstellen können. Bisher hatte ich die Stadt nur mit den hochwertigen, optischen Gerätschaften von Carl Zeiss oder Jenoptik in Verbindung gebracht, die ich im übrigen sehr zu schätzen weiß. Jedoch ist die Skyline der Stadt aus Perspektive der A4 alles andere als einladend. Aber bekanntlich ist das mit rohen Diamanten ähnlich, die zeigen ihre wahre Schönheit auch erst nach dem Schleifen! Am letzten Juni-Wochenende habe ich die Stadt mit ihrer Umgebung von einer ganz neuen Seite kennengelernt.

Das Jena-Team. Vlnr stehend: Klaus S, Andreas, Nico, Jörg, Roland. Kniend: Dirk, Klaus Z, und DerMario

Seit längerem stand diese Bikerunde um Jena schon auf meiner ToDo-Liste. Der Andreas von den Funbikern erzählte mir irgendwann nämlich mal von einer nonstop-Wanderung rund um Jena herum. Diese trägt den Namen „Horizontale von Jena„. Dabei werden von den Teilnehmern 100 Kilometer nonstop zurückgelegt und nicht wenige davon haben das ambitionierte Ziel, unter 24 Stunden zu bleiben. Als dreimaliger Starter schwärmte Andi von den Hängen aus Muschelkalk und der einzigartigen Landschaft im Saaletal. Soso, dachte ich damals, Jena hat also wirklich etwas landschaftliches zu bieten? Dass es tatsächlich damit etwas auf sich haben muss, beweist auch die Tatsache, dass die Funbiker nun schon zum dritten mal in das Revier fahren. Und endlich passt es bei mir auch mal.

Mit nur noch leichter Skespsis steige ich also am Freitagnachmittag bei Trischi ins Auto ein, in das ich freundlicher Weise auch mein Fatty im Heck verstauen darf. Zu acht treffen wir uns im gebuchten Quartier, einer Ferienwohnung im Stadtteil Burgau. Andreas hat für den Abend ordentlich Thüringische Spezialitäten eingekauft, so dass wir uns um nichts weiter kümmern müssen.
Am Samstagmorgen starten wir nach einem Frühstück beim Bäcker um die Ecke unsere Tour. Der mittleren „Horizontalen“ wollen wir folgen, die sich sogar teilweise aus der Stadt heraus an einigen Stellen der steilen Felswände erkennen lässt. Gute 100 Höhenmeter müssen zunächst mal überwunden werden, bevor wir an der Ruine Lobdeburg auf den Wanderpfad treffen. Die Aussicht ist in der Tat grandios und mit Worten kaum zu beschreiben. Die trockene Luft leistet natürlich ihren Beitrag und ermöglicht eine beinah unendliche Fernsicht. Aber auch der Trail zaubert uns für den kompletten Tag ein Lächeln ins Gesicht. Am Fuchsturm gönnen wir uns mal eine Pause zum Auffrischen der Reserven. Obwohl wir die 400-Meter Marke kaum überfahren, so sammeln wir durch ständiges auf und ab ordentlich an Höhenmetern. Mit den acht Bikern sind wir nicht schnell unterwegs und es bleibt immer ausreichend Zeit für ein Foto. Am Nachmittag zeichnet sich schließlich eine unterschiedliche Leistungskurve ab. In der Papiermühle trennen wir uns deshalb nach knapp 50 Kilometer in zwei Vierer-Grüppchen auf. Die einen laben sich noch an der Thüringischen Kost, während wir (icke auch) noch ein wenig Strecke machen. Nach der Pause sind die Schenkel erstmal etwas bleiern und es braucht etwas, bis wir auf Touren kommen. Dann geht’s auch noch mal richtig zur Sache. In den folgenden 25 Kilometern drücken Klaus und Andi ordentlich aufs Tempo. Besonders der Anstieg auf den 400 Meter hohen Cospoth kostet richtig Körner. Am Ende des Tages kommen wir immerhin auf 72 Kilometer und haben über 1700 Höhenmeter gesammelt. Das Abendessen im nahe gelegenen Biergarten schmeckt jedenfalls sehr lecker. 

Der Sonntag startet zunächst mal mit einer Fahrt in die Innenstadt zum Frühstücken. Die Sonne meint es erneut so richtig gut mit uns. Eine ordentliche Schicht Sonnencreme ist eine gute Idee, um unterwegs nicht zu „verbrennen“. Die Anfahrt auf den Trail über die Lobdeburg gleicht fast der vom Vortag, jedoch biegen wir diesmal nicht links, sondern rechts ab. Heute kommen die Felswände also linker Hand, obwohl es diesmal gar nicht so viel davon gibt. Einer Umgewöhnung bedarf es trotzdem 🙂 Dafür überwiegen jetzt die waldigen Trails mit ordentlich Spaßfaktor. Wir staunen nicht schlecht, als wir bereits nach gut 20 Kilometern wieder das Ufer der Saale erreichen, genau an der Stelle, an der wir gestern auch schon vorbei gefahren sind. Damit haben wir die Saale-Umrundung also geschlossen. Vor der Heimfahrt gibt’s noch eine große Portion lecker Eis in der Jenaer Innenstadt.

Vielen Dank für die Orga Andreas, war super! 

Noch eine Anmerkung zum Schluss, wenn hier jemand Geschmack gefunden hat: Es handelt sich bei der Strecke um einen Wanderweg! Besondere Rücksicht gilt hier den Wanderern. Begegnungen auf der Strecke bedeuten an vielen Stellen, dass einer – Radler oder Wanderer – mindestens stehen bleiben und ausweichen, oder sogar ein Stück zurück gehen muss! Wir hatten das große Glück, wirklich nur sehr wenigen Personen begegnet zu sein und es gab überhaupt keine Konflikte. Ich hoffe sehr, dass das so bleibt. Außerdem sei noch angemerkt, dass es Stellen gibt, wo Schwindelfreiheit und sicheres Fahren angebracht ist. Im Zweifel besser schieben, was mit einem 720er Lenker aber auch manchmal nicht ganz einfach ist.

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4 Thoughts to “Einmal rund um Jena”

  1. Hallo Mario, ich weiß nicht so recht, wo ich es hinschreiben soll, also schreibe ich es hier: Glückwunsch zum Landkreisschild! Hat es ja doch noch geklappt, schön 🙂
    (Ich glaube, ich habe Werra-Meißner bei unserer CBG-Sonderroute sogar mal aus dem Augenwinkel gesehen, war aber nicht in der Stimmung umzudrehen… Faulheit rächt sich da gleich!)

    1. Mario Schön

      🙂 Liebe Eva, danke!
      Und ja, nun hat es endlich doch noch mal geklappt. Und das gar nicht weit von meinem zu Hause entfernt. Zufällig, ich war ziemlich überrascht, doch noch ein Schild vom Werra-Meißner Kreis zu finden, weil ich bei den Traumradlern gelesen habe, dass es anscheinend von den noch übrigen Landkreisen schlicht keine der hübschen Grenzschilder mehr gibt. Schade, an sich eine schöne Tradition. Natürlich habe ich auf der Jena-Horizontalen auch das Schild vom Saale-Holzland-Kreis entdeckt und abgelichtet. Aber was soll ich sagen?
      Takeshi ist mir auch dort tatsächlich zuvor gekommen 🙂 🙂

  2. Signe Schlaudraff

    …morgendliche Lektüre, wie immer sehr unterhaltsam – Danke 😉 Ich muss glaube nur erst wieder zum Trainieren kommen 😏

    1. Mario Schön

      🙂 Hi Signe, die Runde würde ich tatsächlich auch gerne mal mit den Sternenbikern drehen. Und mit deinem Training das wird schon… Wenn erst der Nachwuchs im Hänger sitzt, ist das ein prima Krafttraining 😜

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