Es ist Mittwoch, der 20. November 2013. Auf der Suche nach einem Gegenmittel des Fatty-Virus bin ich bis nach Göttingen gefahren, um mir dort den Vortrag von Gunnar Fehlau (GuF) über seine Tour Divide anzuhören. Standesgemäß reise ich mit dem Fahrrad an, OK, zugegebenermaßen nicht allein damit, das hätte sowohl den zeitlichen, aber wohl auch meinen konditionellen Rahmen gesprengt. Für die Fahrt habe ich noch einmal das Rennrad aktiviert, trotz der angekündigten 0°C. Es gibt ja schließlich warme Klamotten 🙂
Wie schon in meinem Plan geschildert, fahre ich über Landwehrhagen und Lutterberg bis Hann.Münden. Ab hier steige ich in den Nahverkehrszug Cantus. Hätte ich mal voher nach dem Preis geschaut: Schlappe 7,80€ schlagen für die Einzelfahrkarte und 15,40€ für ein Tagesticket zu Buche. Nicht von schlechten Eltern, wäre ich durch die Anreise nicht schon tiefgekühlt, spätestens jetzt hätte es mich schockgefroren. Zusätzlich kommen dann auch noch 5 Kröten für den Fahrradtransport hinzu. Diese Fahrradkarte gilt gnädigerweise als Tageskarte, wow, Danke liebe Bahn! In Hessen kostet das nix!! Jedenfalls ist es im Zug warm und meine Füße tauen bis Göttingen wieder auf. Vom Bahnhof aus sind es nur knapp drei Kilometer bis zum Veranstaltungsort, dem „Haus des Sports“ neben dem „Stadion“. Was bin ich froh, dass ich mir diese paar Kilometer vorher noch auf’s Navi gebeamt habe. Im dunkeln, ohne Hilfe hätte ich das nie und nimmer gefunden! So komme ich dann aber relativ schnell ans Ziel und kann mit einem mir bereits bekannten „Langstreckenfreak“ ein wenig plaudern. Cool, wenn einem jemand plötzlich gegenüber steht, über den man schon so viel gelesen hat. Er kennt mich natürlich nicht, wohl aber mein Trikot der SG-Stern. Einen Stuttgarter Kollegen hat er bereits einmal irgendwo getroffen. Bei meiner Ankunft ist die zahl der Besucher noch sehr überschaubar und die, die dort sind, scheinen sich auch alle irgendwie zu kennen. Minütlich füllt sich dann der Raum, es werden sogar zusätzlich Stühle bereit gestellt, doch selbst die reichen nicht aus, um allen Zuschauern einen Platz zu bieten. Man darf sich die Vorstellung allerdings nicht als eine Multivisions-Show mit Hunderten von Zuschauern vorstellen.
Der Rahmen ist eher familiär und es sind am Ende vielleicht um die 50 Gäste. Beinah pünktlich startet Gunnar Fehlau seinen Vortrag. Er beginnt damit, wie alles begann, die Idee zur Teilnahme reifte und was an Vorbereitungen alles getroffen wurde. Dabei erfahre ich, dass die Grenzsteintrophy, deren Idee mich so begeistert hat, quasi nur zum Selbstzweck initiiert wurde. Nämlich ohne den großen Aufwand einer langen Anreise zu erfahren, wie es ist, in unbekanntem Terrain sich irgendwo einen Schlafplatz zu suchen und sich mit den allerlei fremden Geräuschen des Waldes zu arrangieren. Die Tour Divide ist schließlich keine Luxustour mit Verpflegungsständen oder Nachtquartieren unterwegs. Bei diesem „Rennen“ über lässige 4600 Kilometer ist der Biker komplett auf sich allein gestellt und er darf auch keine fremde Hilfe annehmen, die nicht kommerziell, also jedem anderen Menschen auch zuteil werden könnte. Gunnars Vorbereitungen grenzen für mich beinah an Selbstaufgabe. Über ein komplettes Jahr vor dem Start ist nahezu jede Minute von Training bestimmt. Nichts, nicht einmal schlafen, findet ohne Grund und Zweck statt. Auch die Familie findet sich im Planungskalender als Zeitblöckchen wieder, neben den Tätigkeiten als selbstständiger Unternehmer. Seinen Ausführungen folgen einige Bilder der Startvorbereitungen und vom Start in Banff, Kanada. Mir und wohl auch den anderen Zuschauern wird schnell klar, dass dies keine Fototour war, sondern einem strengen Zeitplan unterlag. Es war dann Schicksal, dass sich Gunnar bereits am dritten Tag im Knie so schwer verletzt hatte, dass er zwei Tage lang versuchte, unter Schmerzmitteln weiterzufahren und diese aber in der Folge zu einer Unverträglichkeit führten. Damit war zumindest seine Tour Divide beendet, nicht aber das Erlebnis Amerika. Um aber noch das Beste aus der Situation zu machen, half er ein paar Tage in einem auf der Strecke liegenden Bike-Shop aus. So konnte er den folgenden Fahrern bei technischen Problemen aus der Patsche helfen. Dabei hat er den American way of live von einer ganz anderen Seite kennen und schätzen gelernt. Der Vortrag endet nach gut 100 Minuten mit einer Frage: Gibt es eine zweite Tour Divide für „GuF“?? Die Antwort überrascht: Ein sehr entschiedenes „Nie wieder“! eine kleine Einschränkung gibt es jedoch. Auf keinen Fall wird er die Strecke unter den Bedingungen der „TD“ noch einmal fahren. Die Route sei viel zu schön und mit so vielen traumhaften „Spots“ versehen, als dass man sie in einem solchen Tempo hinter sich bringen sollte. Also wenn, dann ohne zeitlichen Streß, nur zum Genießen. Im Vortrag brachte Gunnar noch viele weitere interessante Aspekte, die man sich aber am besten selbst einmal anhören sollte. Vielleicht kann ich ihn ja dafür begeistern, den Vortrag auch mal vor einem Kasseler Publikum abzuhalten. Es war wirklich seeehr spannend und rückblickend mehr eine Geschichte, als ein Bildervortrag!
Gunnars nächstes Vorhaben ist auch schon geplant: Gemeinsam mit Walter Lauter wird er im Winter die Strecke Oslo-Trondheim fahren. Eine Woche geben sie sich Zeit, mit dem Fatbike…..Achtung; Virus! Beladen mit den Eindrücken des Vortrags strampele ich auf etwas geänderter Strecke zum Bahnhof, um wieder den Zug nach Hann.Münden zu erwischen.
Als der Zug dort hält, muss ich gegen die Idee einfach bis zum Hauptbahnhof Kassel weiterzufahren, ganz schön ankämpfen. Aber ich will ja auch noch ein paar Punkte für den Winterpokal des IBC-Mountainbikeforums sammeln (gelle Loisl) 😉 . Das reicht als Motivation zum Aussteigen. Draußen ist es lausekalt und dazu noch neblig. Als ich die Stadt in Richtung Lutterberg verlasse, verschluckt mich die weiße Wand förmlich. Die Sicht beträgt vielleicht nur noch fünf Meter, das Licht blendet mehr als es nützt. Je höher ich komme, desto dünner wird auch der Nebel. In Lutterberg kann ich dann sogar hin und wieder den Mond zwischen den Wolken und die Straße glitzern sehen. Rauhreif hat sich gebildet, Vorsicht ist mit den dünnen Reifen des Rennrades angesagt. Gegen 23 Uhr erblicke ich die Kulisse von SMA-Solarwerk 2 am Sandershäuser Berg und bin Minuten später wieder zu Hause. Der Ofen bollert noch, wie schön…….
OK. Das kann ich so gerade akzetieren…
…na ja, wärst du komplett mit dem rad gefahren, hättest du das bahn geld komplett gespart und eine erhöhte punktzahl erzielt… 🙂
Vollkommen richtig, aber um das durchzuziehen, hätte ich einen Motivationstrainer gebraucht 🙂 Und einen halben Tag Urlaub 🙂
Ein bisschen verrückt bist du schon,oder? und für den Bahnpreis hättest du locker mit dem Auto fahren können 😉
Aahh, jetzt bohr auch noch in der Wunde 😉 Da hast du verdammt Recht, mit dem smart wär‘ ich mit nicht mal der Hälfte hingekommen. Nur dann hätte es natürlich keine Winterpokalpunkte gegeben, hehehe. Aber das Wichtigste: Spaß hat’s gemacht 🙂