Es war Thomas, der sich in diesem Jahr der Planung einer Mountainbike Tour durch den Harz angenommen hat. Sie lässt sich ohne weiteres als Retro-Tour bezeichnen, denn die Basis der Streckeplanung stammte aus dem Mountainbike-Magazin 2006. Online sind die GPS-Daten längst nicht mehr verfügbar. Thomas hat einfach die im Artikel abgedruckte Karte als Vorlage verwendet. Zusätzlich nutzte er die spärlichen Informationen aus dem Text. Mit der Unterstützung von Komoot bastelte er für uns daraus eine wochenendtaugliche Runde. Das Risiko, eventuell nicht fahrbaren Wegabschnitten zu begegnen, war natürlich allen bewusst. Mit einer großen Portion Abenteuerlust ausgestattet, starteten wir, vier Bio und vier eBiker, an einem Freitagmorgen mit dem Teambus der SG-Stern in Richtung Herzberg. Unserem Startpunkt.

Tag 1
Der erste Tag hielt gute 50 Kilometer mit 1400 Höhenmeter laut Komoot für uns bereit. Nicht allzu viel, aber wir mussten ja auch noch von Kassel anreisen. Wir parkten den Bus auf einem freien Parkplatz unterhalb des Krankenhauses und starteten bei wolkenverhangenem Himmel. Schon nach 13 Kilomtern erreichten wir unseren höchsten Punkt des Tages auf 811 Meter, Hanskühnenburg. Der Nebel war inzwischen in Nieselregen übergegangen. Für einen Einkehrschwung waren wir viel zu kurz auf den Bikes (schade um die leckere Suppe, wie ich später erfuhr). Es ging in nördliche Richtung talwärts bis an den Sösestausee. Sein Wasserstand war erstaunlich niedrig, so wie der aller Stauseen, die wir auf unserer Runde passierten. Den nächsten Snack gab es im Café Glücksmoment in Buntenbock. (Empfehlung!). Sehr nette Wirtin, die alle Torten selber backt und ein gutes Auge für Ambiente hat. Später am Prinzenteich erlebten wir eine kleine Odyssee: Laut Komoot sollte direkt am Ufer ein Trail entlang führen. Tatsächlich landet wir in einem undurchdringlichen Unterholz mit sumpfigen Abschnitten. Es gab keine Wahl, nur eine Umkehr und Suche eines alternativen Weges. Der führte uns am nördlichen Ufer entlang, inklusive Passage eines mysteriösen Campingplatzes, der mehr einem LostPlace ähnelte. Über Wildemann und Bockswiese erreichten wir unser erstes Etappenziel in Hahnenklee.
Tag 2
Am Morgen unseres zweiten Tourentages stand gleich die Auffahrt im Bikepark an. Der Bahn auf den Bocksberg schenkten wir aber keine Beachtung, die versank ohnehin in den aufziehenden Nebelschwaden. Und bis auf den Gipfel wollte Thomas uns auch gar nicht führen. Vorbei an der „Liebesbankweg-Hütte“ ging es abwärts bis Auerhahn und dann über Schalke, den Riesenbachskopf zum Okerstausee. Die Aussichten unterwegs waren super! Durch den abgestorbenen Wald ergeben sich nun sensationelle Fernblicke. Im Aufstieg auf den großen Ahrendberg bescherte uns der Plattfuß von Heiko eine kleine Pause (und eine tolle Aussicht 😉 ). Ein Mountainbike-Highlight sollte der Jägerstieg ins Okertal werden. Nicht zuletzt wegen des Regens der Vortage war der Weg jedoch echt schwierig befahrbar. Sehr schmal am Hang verlaufend, verblockt und zugewachsen mussten wir auch mal längere Passagen schiebend überbrücken. Bei feuchten Bedingungen und mit Tourengepäck ist dieser (Wander)Stieg nur bedingt empfehlenswert! Das Molkenhaus (krass viele Wanderer!) ließen wir links liegen und steuerten direkt den Eckerstausee an. Zuvor gönnten wir uns aber am Radauwasserfall im Restaurant Santorini eine kleine Pause. Selbst die eBikes erhielten hier eine Portion Strom. Für uns Biker gabs zur Begrüßung erstmal zwei Karaffen Uzo….(das war schon echt schräg!) Gleich hinter dem Restaurant führte uns ein schöner Trail moderat aufwärts bis zum Eckerstausee. Wenig später hatten wir dann freie Sicht auf den Brocken…und Massen an Fußgängern, die uns von oben entgegen strömten. Der Weg zog sich ordentlich in die Länge. Wie fuhren an der Achtermannshöhe noch vorbei und folgten schließlich der „großen Bode“ bis zu unserem Hotel in Braunlage. Es war inzwischen lausig kalt geworden. Relaxen war dann das Motto des Abends.

Tag 3
Sonntagmorgen war die Landschaft um uns herum weiß gepudert. Es gab Frost über Nacht. So schön der allmählich nahende Winter auch aussah, klamottentechnisch waren wir darauf nicht wirklich vorbereitet. Die Auffahrten waren OK, die Abfahrten hingegen ar….kalt. Die Sonne hatte kaum noch Kraft zum Wärmen, aber sie ließ die herbstlichen Farben des Waldes nochmal in voller Pracht erstrahlen. Das war schon echt super schön anzuschauen. Unseren eigentlich geplanten Trailverlauf hatte Stefan am Vorabend schon leicht überarbeitet. Ursprünglich war darin die Überquerung der Achtermannshöhe samt Downhill vorgesehen. Auf Grund der Erfahrungen unserer Vortage haben wir darauf besser verzichtet und fuhren den Oderteich von Süden an. Über den Rehberger Graben rollten wir weiter nach Süden. In einer Schleife vorbei an Sankt Andreasberg, bis zu unserem südlichsten Punkt der Tour, Bad Lauterberg. Viel sahen wir vom Städtchen nicht, denn wir bogen gleich am nördlichen Rand in Richtung Kupferhütte ab. Unser letzter großer Anstieg stand nun auf dem Plan: Der große Knollen (687m). Schade war die Sperrung des Kammweges auf Grund von Baumbruch. Der Umweg nach oben war dafür ausgeschildert und ziemlich bequem zu Fahren. Die kleine Gastwirtschaft auf dem Gipfel war proppenvoll. Kein Wunder bei dem Wetter! Eine Pause gönnten wir uns trotzdem, die Sicht von hier oben war genial! Bis Herzberg ging’s von hier aus fast nur noch abwärts. Ein geöffnetes Kaffee im Ort zu finden scheiterte leider. Es gab nur den Deutschen Kaiser am Ende der Hauptstraße und der war voll….aber Stefan hatte schon eine Alternative auf dem Heimweg für uns gefunden! Spürnase 😉
Was bleibt?
Wir sind beeindruckt von diesen drei Tagen! Ein großer Teil der Trails, die damals im Mountainbike-Magazin beschrieben wurden, existieren immer noch! Und das, obwohl der Harz durch den großen Käferbefall den größten Teil seines Fichtenbestandes verloren und der Wald sich sehr verändert hat. Allerdings, und das ist bemerkenswert, ist das für ein Mountainbike-Erlebnis überhaupt kein Verlust. Das Gegenteil ist der Fall: Endlich ergeben sich auf den Höhenwegen auch mal Aussichten, die früher komplett im Verborgenen geblieben sind. Die Zeiten, in denen man stundenlang durch dichten, dunklen Nadelwald gefahren ist, sind vorbei. Inzwischen ist auch für den Laien deutlich erkennbar, wie sich die Natur ihren Raum zurück erobert. Stellenweise hatten wir tatsächlich das Gefühl, auf einem kleinen Alpencross unterwegs zu sein. Tiefe Schluchten, Ladschaften wie auf Modelleisenbahnen modelliert, bieten nun eine große Abwechslung auf den Touren. Es bleibt zu hoffen, dass der respektvolle Umgang miteinander (ich meine damit Wanderer und Mountainbiker) Problemen auf den Trails vorbeugt.





















































Moin Mario,
wieder ein sehr detaillierter Bericht über die Schönheit des Harzes. Bei manchen Bildern muss ich an die Waalwege in Südtirol denken :),
Grüße von Wolle