Ab und an mal ein ganz neues Revier erkunden ist ja sehr reizvoll. Insbesondere, wenn man sich um den Weg nicht kümmern muß. Letzte Woche habe ich die Gelegenheit genutzt und mir von einem „Local“ die Trails im Stadtwald um Baden-Baden zeigen lassen. Gestartet sind wir in dem Örtchen Schneckenbach, direkt am Fuße eines Weinberges. Die ersten Knospen sind an den Reben bereits erkennbar, die Obstbäume stehen schon in voller Blüte, während bei uns daheim in Nord-Hessen die Natur immer noch im Winterschlaf liegt. Wir nehmen den Weg über Umweg (heißt tatsächlich so) und steigen allmählich immer entlang der Weinreben in luftigere Höhen auf. Hinter Varnhalt tauchen wir schließlich in den bereits hellgrünen Wald ein.
Aufwärts geht’s und das jetzt nicht zu knapp. Als wir den Blick auf eine Golfwiese erhaschen (Deutschlands teuerster Golfplatz, so erfahre ich), machen wir eine kurze Verschnaufpause, ich glaube mein Langarmtrikot ist heute Abend leicht „overdressed“ und mir läuft der Schweiß schon in Strömen. Zum Glück geht es meinem Guide aber auch nicht viel besser. In einer großzügigen Runde umfahren wir den 525 Meter hohen Fremersberg, um ihn nach einigen Kehren natürlich auch noch zu überqueren.
Keine zehn Minuten später finden wir uns, weil leider einen Abzweig verpasst, mitten in Baden-Baden wieder. Recht ansehnliche Villen in großer Zahl stehen hier entlang der Straßen. Armut sieht wahrlich anders aus! Ziemlich versnobtes Volk ist hier unterwegs und wir treten kräftig in die Pedalen, um diesem mondänen Flair inklusive seinem Verkehr möglichst schnell wieder zu entfliehen. Der Iberg steht nun an und will überfahren werden. Der Weg hinauf ähnelt dem Aufsteig auf den hohen Dörnberg im Habichtswald, ist nur etwas länger. Ein schmaler single-Trail, ordentlich ansteigend, führt fast bis auf des Berges Gipfel. Auf den letzten Metern stoßen wir auf eine Straße, über die auch der höchste Punkt per Pkw erreichbar ist. Naja, kein Wunder, sagt man mir. Schließlich wurde hier ja auch das Auto erfunden. Hier gibt es fast keine Sehenswürdigkeit, die nicht irgendwie mit vier Rädern erreichbar ist. Von oben folgt ein finaler downhill, der sich sehen lassen kann. Der ansässige Mountainbike-Club hat hier auch einiges an Wegstrecke angelegt, nicht zuletzt, weil der Bürgermeister von Sinzheim selbst leidenschaftlicher Biker ist. Da sieht man mal, was so geht im Wald, wenn man nur will! Anlieger, kleine Schanzen, Wuzelpassagen, eigentlich alles, was das Bikerherz so begehrt. Aber es ist wie immer: Viel zu schnell sind wir wieder unten. Jedoch werden wir kurz vor Schluss noch mit einem traumhaften Panorama in der untergehenden Sonne verwöhnt. Und die Strecke kann sich auch sehen lassen. 33 Kilometer mit 1075 Höhenmeter haben wir diesen Abend geschafft.
….hört sich gut an….