Mit Vogel-Tours durch die Haßberge und den Steigerwald

Sie suchen gerne das Unbekannte? Sie Erkunden mit Vorliebe neue Wege und biegen dabei auch gern mal spontan rechts oder links ins Unterholz ab? Gegen Brennnesseln und Brombeerdornen sind sie ohnehin immun? Herzlich willkommen, dann sind sie genau richtig bei einer Mountainbike-Tour von „Vogel-Tours“!

So oder so ähnlich könnte es im Hochglanzprospekt eines Reiseveranstalters für Biketouren heißen, wenn Herr Vogel (alias Andi) darin seine Touren anpreisen würde. Im wahren Leben ist Herr Vogel Mitglied im heimischen Sportverein und hat für ein Mountainbike-Wochenende in Bamberg geworben: Dort ließen sich erstklassige Trails mit fränkischer Braukunst zu einem tollen Erlebnis verbinden. Zugegeben, das klang schon sehr verlockend. Zumal ich per pedes in der fränkischen Schweiz nur beste Erfahrungen gesammelt habe. So freute es mich, dass ich nach der Abstimmung bezüglich eines möglichen Terminfensters tatsächlich immer noch zum potenziellen Teilnehmerkreis zählte. Und das war nicht selbstverständlich, wie sich im Nachhinein herausstellte. Es gab nämlich eine Konsensierungs-Tabelle, in der man Punkte für vier mögliche Wochenenden verteilen konnte. Was man beim „Konsensieren“ allerdings wissen muss: Es wird der geringste Widerstand für einen Vorschlag ermittelt. Und das bedeutet im Klartext, es gewinnt der Termin mit der kleinsten Punktzahl 🙂 Somit war klar, dass nur die dabei sind, die vorher auch das „Kleingedruckte“ lesen und dem Termin ihrer Wahl null Punkte zuweisen 😉 Am zweiten Juli-Wochenende wurde zu fünft gepackt und das Quartier in Roßstadt, direkt am Main gelegen, bezogen.

Die Glorreichen Fünf: Dom, DerMario, Andi, Palti, Schmidti


Von unserer Unterkunft sind es gut acht Kilometer, bis wir bei Oberhaid auf den eigentlich geplanten Track treffen, den Herr Vogel für uns zusammengestrickt hat. Anscheinend ein Mix aus bereits bekannten Strecken aus dem Netz und eigenen Kompositionen nach gut dünken. Unterwegs schallt uns dann auch gleich seine Ansage entgegen, der Track sei bitteschön nur als grobe Richtung zu werten, gefahren wird auf Sicht! Soll heißen: Wenn sich unterwegs etwas Trail-Ähnliches anbietet, wird das selbstverständlich gefahren. Und dann mal sehen wo wir rauskommen…. Oookay, wer bei Vogel-Tours bucht, weiß ja in der Regel, was ihn erwartet. Aber zu unser aller Überraschung gibt es zunächst gar keinen Grund, die Route zu verlassen. Waldige Trails in stetem auf und ab machen schon richtig Laune. Ob des Regens in der letzten Nacht ist es auf dem Holz bisweilen etwas rutschig, aber der Boden bietet ansonsten viel Grip.

Nur einmal in einer Abfahrt, da wickelt sich die Erde um die Reifen und sorgt unversehens für ein rutschiges Vergnügen. Eine sehr verdiente Mittagsrast legen wir auf der schönen Giechburg ein, die neben leckerem Essen ein ebenso leckeres Bier im Angebot hat. Der Kondition ist Bier zwar nicht unbedingt zuträglich, aber eine Kostprobe darf’s sein. Wir lassen auf unserem weiteren Weg aber trotzdem keinen Hügel aus, der natürlich jedes Mal im Sturm erobert wird. Und nun beginnt Herr Vogel doch noch, nachdem er sich für drei Kilometer langweilige Schotterpassage entschuldigt, mit seinen Improvisationskünsten. Wo genau, weiß ich nicht mehr. Aber plötzlich ist der Weg halt einfach zu Ende und wir stehen bis zum Hals im Dickicht. Umdrehen ist selbstverständlich überhaupt keine Option, denn dann müssten wir ja auch an jener Person wieder vorbei, die an einem Tümpel sitzend uns verwundert und fragenden Blickes nachschaute….nun ja, so kämpfen wir uns, das Bike schiebend und tragend durch, bis irgendwann der nächste befestigte Weg wieder auftaucht. Mücken und Zecken feiern mit uns ein blutiges Vergnügen. Intensives Reinigen der verpustelten Gliedmaßen ist oberste Pflicht, um sich des ganzen Getiers wieder zu entledigen. Nach der Unterführung der Autobahn 73 kommt schließlich Bamberg in Sicht. Ich hätte nicht gewettet, dass wir es vor der Dämmerung wirklich noch schaffen 🙂 Je näher wir dem Zentrum kommen, desto stärker wird der Touristenstrom. An der unteren Brücke beim alten Rathaus gibt’s dann kaum noch ein Durchkommen. Von unserem Plan, der „Brauerei Schlenkerla“ einen Besuch abzustatten, lassen wir uns jedenfalls nicht abbringen. Das schwarze, nach rauchigem Schinken schmeckende Gebräu ist nicht jedermanns Sache, aber wenn wir schon mal hier sind…

Zu unserer Unterkunft geht es zunächst an der Regnitz und später dem Main entlang. Eine leidige Reifenpanne verschafft uns noch eine kleine Verschnaufpause. In Roßstadt ist das Brunnenfest bereits in vollem Gange, unser Abendessen dort auf jeden Fall gesichert. Fränkische Spezialitäten in Hülle und Fülle. Ins Tagebuch wandern 86 Kilometer und 1400 echte Höhenmeter (gefühlt 3000).

Unser Tag 2 beginnt etwas trübe. Die Sonne tut sich schwer, einen Weg durch die Wolken zu finden. Aber immerhin regnet es nicht und für den Rest des Tages sind die Aussichten sogar recht sonnig. Also schnell Frühstücken, Autos packen und los. Ähhh, wohin eigentlich? Achso: Für den Sonntag hat Herr Vogel die Route erst mal offen gelassen. Je nach Zustand (dem unseren oder dem des Wetters) wollen wir uns etwas Nettes suchen. Um die leidige Suche mal abzukürzen, bemühe ich Komoot und werde sehr schnell fündig: Ganz oben auf der Liste von über 180 Vorschlägen steht das Trailgebiet Böhlgrund-Zeiler Käppele Runde. Schwierigkeitsstufe „Mittelschwer“. Ja schon klar, dem Guide eigentlich zu einfach, aber an sich genau das Richtige für einen Sonntag! Das Speichern eines GPX-Tracks auf dem Smartphone klappt mit der Komoot-App leider immer noch nicht richtig, obwohl ich mir extra einen PhotoFast Aadapter für micro-SD und iPhone gekauft habe. Irgendwie zaubert Herr Vogel plötzlich einen GPX-track dieser Tour hervor. Ich habe keine Ahnung, wie er das jetzt geschafft hat, nach ein paar Anläufen meiner einer wandert der Track schließlich doch noch aufs Navi und wir sind startklar. Praktischerweise liegt der Track sogar in Richtung unseres Heimweges, so dass wir im Gasthof gleich auschecken und unsere Autos am Sportgelände von Eltmann parken.

Weil unser Weg jetzt nicht geradewegs über die Wellburg führt, wird unser Reiseleiter schon ganz nervös. Wir können ihn gerade noch davon überzeugen, dass wir uns doch erst mal ein paar Meter in der Ebene warm fahren sollten. Die Ebene ist dann aber leider doch viel kürzer als gedacht. Vom Ufer des Mains arbeiten wir uns auf gut 450 Meter Höhe, bevor es endlich etwas flacher wird. Die Wegstrecke ist schön gelegt und lässt wenig Wünsche offen. Besonders der Schlangenweg hat es uns angetan. Von ein paar Locals wurden wir schon auf die unglaublich vielen Kurven hingewiesen, die es noch niemand geschafft hat zu zählen….klar, eine winzige Übertreibung. Die Wegführung ist aber tatsächlich sehr genial. Manchmal wird es verdammt schmal am Steilhang. Erinnerungen an die Horizontale von Jena werden wach. Für mich gar nicht sooo schlecht, denn plötzlich bin ich nicht mehr letzter Mann im Feld, hehe. Herr Vogel jagd zusammen mit Dom zwischendurch noch ein paar e-Biker den Berg hinauf. Die beiden freuen sich natürlich diebisch, die Jungs so richtig in Schweiß gebracht zu haben. Den Eingang zum Jägerpfad verpassen wir dann irgendwie durch „Fahren auf Sicht“. Nach einer halsbrecherischen Abfahrt im Wald mit anschließender Bachdurchquerung finden wir den Pfad schließlich doch noch. In Zeil am Main gönnen wir uns ein fränkisches Mittagmahl, bevor wir in der Ebene zurück zu unseren Autos rollen. Wow, das war doch eine echt gelungene Tour zum Abschluss! Und das war es dann auch schon mit unserem Wochenendausflug und den Vogel-Tours ins Fränkische.

Klasse war’s. Ein Dank an Andi für den erstklassigen Fahrradtransport und die sonstige Orga!

Anmerkung zu meinen links: Achtung, meine links auf fremde websites könnten als Werbung interpretiert werden! Für mich erfüllen sie den Zweck eines Archivs. Es gibt keinerlei Sponsoring für mich.

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