Schon einmal hatte ich darüber geschrieben, wie ich das Specialized Sequoia mit einer bergtauglicheren Übersetzung versorgt habe. Diese ist nun auch in die Jahre gekommen. Zuletzt hat der Verschleiß des Hansegravels über Himmelfahrt der Technik endgültig den Rest gegeben. Meine Schaltanweisungen wurden nur noch wiederwillig bis gar nicht in die Tat umgesetzt. Also weder am Hinterrad wollte die Kette Gangwechsel vollziehen, noch konnte der Umwerfer zwischen den Kettenblättern seine Signale richtig umsetzen.
Alles eine Frage der Übersetzung
Seit dem Kaufdatum meines Gravelbikes sind fünf Jahre vergangen. Inzwischen hat die Fahrradindustrie auch auf die Bedürfnisse von Gravelbikern reagiert und speziell darauf abgestimmte Schaltungskomponenten auf den Markt gebracht. Dazu gehört zum Beispiel die GRX-11 speed von Shimano. Bereits im letzten Jahr hatte ich auf die GRX-Kurbelgarnitur (48-31) umgebaut.
Bei den Übersetzungen ist allerdings immer noch ein wenig Improvisationskunst für die Freunde des Bikepackings gefragt. Die angebotenen Komplett-Pakete sind nach meinen persönlichen Erfahrungen meist für Rennfahrer oder wirklich sehr gut trainierte Menschen gedacht. Und leider nicht wirklich bergtauglich.
Offizielle Angaben von Shimano für die GRX-Komponenten:
2-fach vorn: 48-31 Zähne kompatibel mit Kassetten 11-30, 11-32 oder 11-34 (Schaltwerk GRX810 11fach)
1-fach vorn: 40 oder 42 Zähne kompatibel mit Kassetten 11-40 oder 11-42 (Schaltwerk GRX812 11fach)
Hier wird die Crux offensichtlich: An meinem Bike ist eine 2-fach Kurbel verbaut. Eigentlich würde ich zum GRX812er Schaltwerk greifen, dass aber nur für 1-fach Kurbeln ausgelegt ist. Was das geometrisch genau bedeutet, konnte ich noch nicht herausfinden. Weiß nur, dass für größere Ritzelpakete ein längerer Käfig für die Schaltröllchen eingesetzt wird.
Mut zur Lücke
Bestellt habe ich nun ein GRX810 – 2x11fach Schaltwerk. Dazu eine XT CS-M 8000 Kassette mit 11-42 Zähnen. Den GRX-Umwerfer habe ich ebenfalls neu angebaut, da die GRX-Kurbel im Vergleich zur vorherigen (von FSA) eine andere Kettenlinie besitzt. Dieser Wechsel ist vielleicht nicht unbedingt notwendig, denn am Anfang hatte ich mit der GRX-Kurbelgarnitur keine Probleme. Die stellten sich erst im Lauf der Zeit ein. Nicht ausgetauscht habe ich die STi-Schalt-Bremshebel aus der 105er Serie. Zugegeben: Die Zeichen der Zeit sieht man ihnen durchaus an!
Zwar sind die neuen Hebel der GRX-Gruppe sehr viel ergonomischer gestaltet und auch durch einen geänderten Drehpunkt des Bemshebels in ihrer Bremswirkung optimiert, mir war der Wechsel aber zu aufwendig und zu teuer. Denn die 105er Hebel funktionieren bislang tadellos.
Die erste Probefahrt
Am Folgetag des Umbaus habe ich die erste Probefahrt im Gelände unternommen. Mit allem, was das Gravellerherz so benötigt: Feiner Schotter, grober Schotter, bergauf, steil bergauf, bergab, Asphalt, Feld- und Waldweg. Die Gangwechsel funktionierten immer einwandfrei! Auf einen wichtigen Sachverhalt wurde ich aber noch hingewiesen: Kontrolle der Position der „B-Schraube“ am Schaltwerk.
Das ist jene, mit der sich der Abstand zwischen dem Ritzel und dem oberen Schaltröllchen einstellen lässt. Ist diese Schraube, wie in meinem Fall, komplett eingeschraubt, passiert es häufig, dass diese nur noch eine sehr geringe Auflagefläche besitzt, was dann einen schnellen Verschleiß zur Folge hat. Das schaut bei mir noch sehr gut aus. Wo das aber nicht der Fall ist, kann der Austausch des „Directmountarms“ das Problem beheben. Wolftooth bietet hierfür den Goatlink an. Nach Recherchen würde in meinem Fall interessanterweise die 10fach Version passen. Ich werde jetzt ersteinmal die Auflagefläche der B-Schraube im Auge behalten und den Goatlink erst dann einbauen, sobald ich Veränderungen feststelle.
Ich finde ja, Du hättest ruhig mal eine elektronische Schaltgruppe montieren können 🙂
Boaaa, das ist ja mal echt teuer! Lohnt ehrlich gesagt nur in Verbindung mit einem neuen Rad!
Klar. Da hast Du absolut recht.
Ich würde ja sehr gerne mal die Classified Powershift Nabe in Kombi mit der elektronischen Schaltung fahren. Das scheint mir wirklich mal eine interessante Neuerung zu sein.
https://www.rosebikes.de/rose-backroad-classified-2×11-2696931
Ui, spannend! Damit hab ich mich noch gar nicht beschäftigt! Danke für den Tipp Thomas ! 👌🏼
Hallo Mario,
vielen Dank für den sehr interessanten Umbau. Ich bin gespannt, wie er auf Dauer arbeitet.
Eine Frage zur „B-Schraube“: Meiner Meinung nach ist das die Einstellschraube, mit der der „Umschlingungswinkel“ (schönes Wort) geändert werden kann. Mit der also die Anzahl der Zähne erhöht oder verringert werden kann, über die die Kette läuft. Ist das damit gemeint?
Ich habe gerade fast den ganzen Antrieb erneuert: erst eine neue Connex-Kette (hatte ich schon mehrmals), dann sprang die Kette über die kleinen Ritzel, besonders über die 11 Zähne des kleinsten. Dann habe ich die Kassette erneuert (war seit 2017 drauf, ist viel zu lange). Als die Kette über das11er-Ritzel immer noch sprang, habe ich die SRAM-Kette aufgelegt. Jetzt läuft alles wie es soll. SRAM Rival 1×11, vorn 34 (manchmal auch 38), hinten 11-42.
Der SBE747 kann kommen, Start am Freitag 🙂
Liebe Grüße Gert
Hallo Gert,
Ja, genau. Die B-Schraube verändert den Umschlingungswinkel und verhindert somit, dass das obere Schaltröllchen am Ritzel schleift. Oder ermöglicht im schlimmsten Fall überhaupt erst einen Gangwechsel auf das größte Ritzel. Steht der Käfig zu dicht unter der Kassette, funktioniert genau das nicht.
Deine Erfahrungen mit den Ketten sind auch echt interessant und zeigen, dass ein wenig experimentieren nie verkehrt ist!
Dann wünsche ich dir eine gute Fahrt für den SBE747! Vor allem pannenfrei 👍🏼
LG
Mario
Hallo Mario,
vielen Dank, Packen ist abgeschlossen, morgen geht es nach Hamburg. Ich bin gespannt, aber froh, wenn ich Berlin erreiche – alles weitere wäre zu viel an Erwartung. Aber die Events von Rick sind einfach klasse. Du hattest doch auch mal überlegt …
Bis bald, allzeit gute Fahrt – und bitte weiter Deine guten Berichte! Macht immer Spaß zu lesen!
Beste Grüße Gert