Nightride-Krimi

Schade, die Heiligenröder Funbiker habe ich heute schon wieder verpasst. Während die Sonne noch mit den Wolken um die Vorherrschaft ringt, sitze ich in Oberkaufungen in Sachen „Skiabteilung“. Eine neue Version der Auswertungssoftware wird heute für alle am Nordhessencup teilnehmenden Vereine geschult. Hat zwar auch etwas mit Sport zu tun, Bewegung findet dabei natürlich keine statt. Bis ich mich dann am Nachmittag endlich mal auf’s Bike schwingen kann, beginnt es bereits leicht zu dämmern. Also kommt die volle Beleuchtungsausstattung mit auf die Tour. Eine Leuchte am Lenker, eine Zweite auf dem Helm und die Ersatzakkus wandern in Rucksack. Man kann ja nie wissen :). Mögliche Mitfahrer fallen mir auf die Schnelle keine ein, also starte ich alleine mit erstem Ziel Sensenstein. Noch kann ich ohne die Hilfe meiner Lämpchen fahren, mir begegnen sogar noch ein paar Fußgänger. Auf dem Waldlehrpfad im Mühlenberg kommt mir sogar eine Joggerin entgegen!

Mitten im Mühlenberg

Vor der Alm oberhalb von Nieste treffe ich dann noch einen versprengten Kameraden der Funbiker, auch er hatte den Termin nicht mehr geschafft und ist allein auf Tour. Leider aber schon auf dem Heimweg. Weiter geht die Reise zunächst Richtung Zollstock. Dann endlich kommt ein Trail bergab. Den Einheimischen als „Schongs-Ruh“ bekannt (wie sich das nun schreibt weiß ich auch nicht, genauso wenig, was der Name eigentlich bedeutet. Selbst Google bringt keine verwertbaren Hinweise und ich glaube, den habe ich schon mal irgendwann hier im Blog erwähnt). Mit fast 2000 Lumen flute ich den Pfad vor mir Licht. Aaahh, was für ein Spaß! Es gibt nichts besseres, als ordentliches Licht im Dunkeln. Bergab muß man sich trotzdem richtig konzentrieren und hat keine Zeit für eventuelle Nebenerscheinungen, die man in langsamer Bergauffahrt dann umso intensiver wahrnimmt. Gemeint sind die Geräusche unserer typischen Waldbewohner, samt ihrer Lichtreflexe der Augen. Die Senke von Oberkaufungen lasse ich mit dem Aufstieg Richtung Naturfreundehaus hinter mir. Der „M“-Weg leitet mich schließlich Richtung der Dillinghütte, einer Schutzhütte am Waldrand. Gedanklich bin ich irgendwo im Universum unterwegs, als mir ein riesen Schrecken durch die Glieder fährt. Als ich den Kopf mal nach rechts drehe, eröffnet sich mir auf der Wiese plötzlich ein Meer von schimmernden Augen. Eine riesige Schafherde, die anscheinend alle in meine Richtung blicken, läßt mir das Blut in den Adern erstarren. Schade, dass ich den Anblick nicht in einem Bild festhalten kann. Hinter der Dillinghütte überkommen mich plötzlich Zweifel, ob der weitere Weg so allein der Richtige ist. Aber der Schrecken ist überwunden und so ein paar Kilometerchen dürfens noch sein. Also folge ich dem Schotterweg weiter in Richtung Belgerkopf, verpasse blöderweise den richtigen Abzweig und kehre wenig später um. Im Dunkeln fehlt irgendwie das Verhältnis zur Entfernung. Mist, Ich hätte schwören können, dass ich noch weiter hätte fahren müssen. Egal, nun geht’s flott abwärts, zunächst auf Schotter, dann auf einem Trail. Der Setzebachgrund lässt schon beinah grüßen, als ich ein weiteres mal eine Abzweigung verpasse und wenig später prompt im Unterholz stecken bleibe. Wo ist der Weg? Mann oh Mann, was für eine Fahrerei ist das denn heute? Als wäre ich hier das erste Mal unterwegs. Außerdem gruselt es mich plötzlich wieder, Adrenalin spült durch meine Adern. Also nix wie raus dem Wald, volle Kraft voraus.

Die Losse-Brücke. Immer wieder schön!
Die Starthöhe paßt nicht ganz, das Profil aber schon.

Kurz darauf bin ich auch schon wieder in Niederkaufungen und entspanne auf dem restlichen Weg bis nach Hause. Gut 28 Kilometer mit echter Hochspannung waren das heute!

Related posts

Leave a Comment