Pinion – endlich gefahren

Ein Gastbeitrag von Thomas Middendorf

Endlich hatte ich Gelegenheit ein Fahrrad mit integriertem Pinion Getriebe zu fahren. Nicht nur auf einer Messe kurz auf dem Testparcours, oder direkt auf dem Messestand fest montiert auf dem Trainer. Nein. Ein Arbeitskollege war neugierig und hat sich ein Pinion Fahrrad gekauft. Nachdem er die ersten paar hundert Kilometer gefahren ist, hat er mir das Rad für eine ausgedehnte Runde geliehen.

20130730-122744.jpg

Es handelt sich bei dem Pinion P1.18 um ein Stirnradgetriebe mit insgesamt 18 Gängen, die alle konstant mit 11,5% abgestuft sind.

Das Gesamtübersetzungverhältnis beträgt 636%. Geschaltet wird über einen Drehgriff.

Eine Nachrüstung ist nicht möglich, da eine passende Rahmenkonstruktion Voraussetzung ist.

Bei dem Fahrrad handelt es sich um ein MTB CYCLETECH Papalagi P1. Ich würde sagen, ein klassisches 26 Zoll Reynolds Stahlrohr Reiserad. Für diesen Zweck hat es mein Arbeitskollege jedenfalls gekauft.

Es ist doch erstaunlich, dass manche Entwicklungen im Radbereich immer noch für Überraschungen sorgen. Dieses Getriebe macht das jedenfalls. Bereits die ersten Meter auf dem Rad sorgen beim Schalten für ein Grinsen auf dem Gesicht. Die gleichmäßige und enge 11,5% Abstufung ist der Hammer. Runder kann man nicht fahren. Gerade beim Schalten in die schwereren Gänge ist man es ja gewohnt mal vor eine „Wand“ zu fahren, da der nächste Gang einfach zu schwer ist. Nicht so bei dem Pinion. Der Gang passt einfach.

Die große Gesamtübersetzung sorgt dafür, dass einem weder oben noch unten ein Gang fehlt. Durch verschiedene Wahlmöglichkeiten beim Ritzel und Kettenblatt, kann die größte und kleinste Entfaltung den eigenen Bedürfnissen angepasst werden.

Spürbar ist, dass es sich um ein Getriebe handelt. Ein leichtes Vibrieren in den Füßen ist immer da. Die Geräuschentwicklung ist ziemlich gleich in allen Gängen. Mir kam manchmal der Gedanke an eine Modelleisenbahn in den Sinn. 2 Gänge sind mir allerdings als besonders laut aufgefallen. Und zwar Gang 7 und Gang 13.

Richtig schlecht ist allerdings, dass der Schaltvorgang von 12 nach 13 komplett ohne Last passieren muss. Steht man nur leicht auf dem Pedal, kann man zwar in den 13. Gang schalten, aber der 12. Gang bleibt drin. Selbst komplettes entlasten bringt den 13. Gang dann nicht dazu aktiv zu werden. Ich muss wieder in den 12. Gang zurückschalten und den Vorgang erneut vornehmen. Ich konnte nicht glauben, dass das so richtig ist, aber die offizielle Anleitung beschreibt das auch genauso.

Auf meiner Probefahrt habe ich mich mit der vorhandenen Übersetzung oft in dem Bereich der Gänge 12 und 13 bewegt. Da ist diese Besonderheit echt lästig.

Grundsätzlich muss beim Herunterschalten die Last vom Pedal genommen werden. Hochschalten geht bis auf die Übergänge 6/7 und 12/13 auch unter Last.

Es gibt in der Kurbel und im Hinterrad einen Freilauf. Das ist sehr angenehm. Beim Zurücktreten dreht sich nur die Kurbel, der Antriebsstrang steht still. Das vermittelt eine unglaubliche Leichtgängigkeit. Allerdings führen die Freiläufe auch dazu, dass es beim Antritt zu einem langen Leerweg kommen kann. Zusätzlich gibt es eine Art mechanischen Schlag, wenn man diesen Leerweg beim Antreten wieder überwinden muss. Insgesamt sehr gewöhnungsbedürftig.

In Summe muss ich sagen, dass ich das Pinion sehr spannend finde, für mich sich das Getriebe aber zu sehr nach Maschinenbau anfühlt.

Text und Bilder: T.Middendorf

20130730-122759.jpg

20130730-122843.jpg

Related posts

Leave a Comment