Rekonvaleszent in Franken

Im März habe ich von meiner Liebsten zum Geburtstag ein klasse Geschenk bekommen: Sie hat mit Unterstützung einer Freundin eine Fahrradtour für uns beide geplant: Gemeinsam auf zwei Rädern, eine Woche den Spuren der „Fünf-Flüsse-Tour“ folgen. Übernachtungen in Gasthöfen, Pensionen gebucht, Sehenswürdigkeiten unterwegs mit entsprechend Zeitreserven versehen – der Fotoapparat soll ja auch ausreichend Arbeit bekommen – und nicht zuletzt unterwegs auch mal einfach die Seele baumeln lassen. Die Überraschung war perfekt! Vor allem, weil wir nicht nur zu zweit, sondern mit zwei befreundeten Paaren starten sollten.
So weit der Plan. 

Allerdings gesellte sich dann, ungeplant, eine weitere Überraschung hinzu…Denn während ich noch auf dem CandyB. Graveller unterwegs war, ereignete sich auf einer kleinen Trainingsrunde meiner Frau ein folgenreiches Schicksal: Spontan, wegen des außergewöhnlich schönen Frühlingswetters, startete sie mit einer Freundin auf eine morgendliche Bike Tour, die nach etwa drei Kilometern durch ein plötzliches Bremsmanöver ihr abruptes Ende fand. Ein unbeabsichtigter Salto über den Lenker mit anschließendem Aufprall auf der Schulter führte zum glatten Bruch des Oberarmes, direkt unterhalb des Gelenks. Ich bekam davon erst am späten Abend Wind und überlegte die Alternativen zur schnellstmöglichen Heimfahrt. Beschwichtigende Worte und nicht zuletzt die Hilfe meiner Eltern ließen mich den „Candy“ jedoch finishen. Irgendwie wollten daheim alle meine Ablieferung des Carepaketes und die Einfahrt in Berlin Tempelhof verfolgen. Den Unterhaltungsfaktor des „Spots“ (GPS-Tracker) hatte ich wahrlich unterschätzt! Familie und Freunde: Alle zu „Blue-Dot-Junkies“ mutiert 🙂 OK, außer Trost hätte ich ohnehin wenig beisteuern können.

Wieder daheim, wurden ein paar Tage später die möglichen Alternativen für unsere gemeinsame Tour erwogen und ausbaldowert. Drei Wochen blieben uns ja noch. Eine Unterweisung bei der Physio meinereiner , das OK vom Doc (technisches Verständnis hat er dank meiner Maschinenbauausbildung voraus gesetzt 🙂 , yeah, endlich genieße ich mal das Vertrauen eines Orthopäden, freufreu), das Einverständnis der Krankenkasse und vom Arbeitgeber führten dann tatsächlich dazu, dass wir den ursprünglichen Plan nicht gänzlich über den Haufen werfen mussten. Für meine Liebste war das eigenständige Radeln natürlich passé. Drei Wochen waren für die Heilung der Fraktur eindeutig zu kurz, um selbständig ein Rad steuern zu können. Vom Schmerz-empfinden ganz zu Schweigen. Dadurch fielen auch so verwegene Ideen wie Tandem oder Liegerad-Tandem aus. Unser Plan war schlussendlich der, dass nur ich das Rad mitnehme und dann vom jeweiligen Quartier aus unseren Freunden entgegen radele und mit ihnen zusammen dann wieder zurück fahre. Ina hingegen durfte derweil Chillen, Lesen, oder im Rahmen ihrer Möglichkeiten Sightseeing betreiben. Zugegeben, ein Kompromiss, aber viel besser, als ständig mit dem Schicksal zu hadern. Mit einigen Fragezeichen zur genauen Ausgestaltung starteten wir also an einem Sonntag auf unsere „Fünf-Flüsse-Tour“. An dieser Stelle möchte ich aber noch unsere Begleiter vorstellen, die da waren: Andrea und Jörg (genannt DieZinsers), DIE Senkrechtstarter auf dem Rad in diesem Jahr (jede Menge neues Material und total vom Biken angefixt), sowie Antje und Michael (DieRumpfens, schon ältere Hasen in diesem Metier). Antje stand meiner Frau übrigens als Beraterin für die Tour zur Seite, denn sie konnte, wie ich später erfuhr, auf einige Erfahrungen aus der Familie zurück greifen. 

Der Touren-Start für unsere Begleiterteam ist am Sonntag also in Nürnberg (hier wird das Auto für knapp eine Woche geparkt), während ich mit Ina bereits ein Stück weiter bis zum ersten Quartier fahre. Für uns beide ist der Sonntag ein „Genießertag“. Mein Radl macht noch Pause und wir genießen die Landschaft auf dem Weg ins Quartier und schauen uns auf dem Weg dorthin die Schwarzachklamm an. In der Literatur als wildromantisches Landschaftsschutzgebiet angepriesen, sind wir vom touristischen Rummel ein wenig überrascht. OK, ein Sonntag mit schönstem Wetter lockt anscheinend auch eiserne Couchpotatoes an die frische Luft. Auch am Ludwig-Donau-Main-Kanal ist richtig was los. Wir suchen das Weite auf weniger überlaufenen Pfaden. In Neumarkt treffen wir alle zusammen und genießen den ersten gemeinsamen Abend. 

Die weiteren Etappen möchte ich jetzt nicht in epischer Breite beschreiben, das liest eh kein Mensch, sondern mich vielmehr noch auf ein paar Highlights beschränken. Dazu gehört zum Beispiel das kleine Städtchen Beilngries, wo sich die Altmühl vom Main-Donau-Kanal trennt und das gleichnamige Tal in die Landschaft geschnitten hat. Auf jeden Fall sehenswert. In Kehlheim ist eine größere Pause zum Erholen des Hinterteils eingeplant. Die Dampferfahrt zum Donaudurchbruch bei Weltenburg lässt uns ein Landschaftsschutzgebiet bestaunen, dass bereits 1840 unter Ludwig I. als solches ausgewiesen wurde.

Am Wendepunkt des Dampfers liegt das Kloster Weltenburg, zu dem selbstverständlich eine Brauerei gehört. Ehrensache, dass wir das Stöffchen hier verkosten. Prädikat: Sehr empfehlenswert, vor allem das Dunkle! Wo ich grad bei des Bayern Lieblingsgetränk bin: Bier schmeckt hier sowieso überall. Das können sie, die Franken und Bayern! Die Besichtigung von Regensburg ist natürlich auch im Tourenplan berücksichtigt. Dieses hübsche Städtchen links liegen zu lassen, wäre schon eine Sünde. Während die Zinsers mit den Rumpfens weiter des Weges strampeln, schaue ich mir mit meiner Liebsten noch das dezente Schloß der Familie Thurn und Taxis an. Und auch dieses: Sehr beeindruckend! Die 90-minütige Premium-Führung lohnt sich.

Die Stadt Regensburg markiert übrigens den östlichsten Punkt der rund 320 Kilometer lange Radtour. Den Freunden des leckeren Essens können wir den Bärenwirt in Rieden empfehlen, wo wir außerdem auch übernachtet haben. Der scheint im übrigen weit über die Grenzen Frankens bekannt zu sein. Ein weiteres, sehenswertes Städtchen ist Hersbruck. Auch hier schlagen wir noch einmal im Schwarzen Adler Quartier auf (Besitzer ist selbst Mountainbiker!), bevor es zurück nach Nürnberg geht. Ein Besuch der Altstadt rundet unseren Kurzurlaub schließlich ab. Schön war’s, wenn auch ganz anders als geplant. Ein Radtour mit meiner Liebsten steht aber auf jeden Fall noch aus, sobald es der lahme Flügel wieder zulässt. Ich freu mich drauf 🙂

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4 Thoughts to “Rekonvaleszent in Franken”

  1. Thomas

    Oh. Mist, die Verletzung. Viele Grüße an Ina.
    Schöne Fotos. Schöne Gegend.

    1. Mario Schön

      Danke Thomas, richte ich aus!
      Hab deinen Kommentar erst heute entdeckt….

  2. Signe

    Oh, ihr wart ja dann doch auf „Radel“-Tour 🙂 …wenn auch anders als geplant, sieht es nach einem schönen Urlaub aus und das bei bombastischem Wetter. Und wenn Ina dies Jahr zu kurz gekommen ist, kann sie ja alles nächstes Jahr bei ’nem „AlpenX“ nachholen 😉

    1. Mario Schön

      Klar, wir lassen uns den Spaß von solchen „Kleinigkeiten“ doch nicht verderben.
      Auf diese Art hatten wir beide wenigstens etwas Späßchen und bei Sonne ist sowieso alles schön 🙂
      Ob unsere gemeinsame Tour dann gleich ein AlpenX werden wird, sei dahingestellt. Für ein wenig „Berg“ müssen wir ja nicht mal weit reisen 😉

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