Steigetour Teil 2

Heute, am Dienstag den 08. September und auf der vierten Etappe haben wir so etwas wie einen Ruhetag eingebaut, eigentlich steht ja NUR eine „Transferetappe“ auf unserem Plan. Wir wollen weiter in das Herz des Vogelsberges vordringen. Dillenburg verlassen wir am frühen Morgen zunächst wieder gemeinsam in einer Gruppe. Der Weg aus der Stadt heraus sorgt Anfangs für etwas Verwirrung.Wiesenweg
Trotz Navi sind die Wege nicht auf den ersten Blick erkennbar!? Später wird uns aber klar warum. Der gps Track stammt aus dem Internet von einem Unbekannten, dessen Vorlieben für Wege uns erst im Laufe des Tages klar werden. Sein Motto lautet: warum einfach, wenn’s auch schwer geht? Ok, nicht immer seine Schuld, sondern die der Waldbewohner mit den Steckdosen-Nasen. Die Tierchen haben stellenweise den Boden dermaßen umgegraben, dass er kaum noch befahrbar ist.

VulkanringBiking
Mal ein Stück hübscher Waldweg
Lustige Pferde
Lustige Vorstellung auf einer Koppel

Wuchernde Brombeeren und Brennnesseln leisten dann den Rest der Arbeit. Irgendwann in einer Steigung teilen wir uns wieder in Team X und Y. Pünktlich zur Mittagszeit erreichen wir in „Formation Y“ die Waldmühle Atzbach. Spaghetti mit frischen Champignons füllen die leer gefahrenen Speicher wieder auf. Eine gute Stunde später wird Team X unsere zurückgelassene Rechnung auf dem Tisch finden und rekapitulieren, wie es um unseren Hunger stand. Aber deren Bestellung erleichtern: Das Gleiche nochmal 😉 Inzwischen macht sich der Verschleiß der letzten Tage an den Bikes durch seltsame Geräusche bemerkbar. Bei Dirk hat sich eines der beiden Hauptlager vom Umlenkhebel verabschiedet.

Reparaturbedarf
Geräuschen am Bike auf der Spur…
Schrotti
Wir suchen nur ein Stück Draht 🙂
Lagerreparatur
Fertig ist das „Drahtlager“! Noch etwas Fett reingequetscht und Ruhe herrscht am Hebel. Sieht doch richtig professionell aus  🙂

Die Kugeln des Lagers sind quasi nicht mehr existent. Eine Notreparatur ist angesagt, als wir an einem Schrottplatz vorbeikommen. ein passendes Lager zu finden ist aussichtslos. Gemeinsam suchen wir nun nach einem Stück Kupferdraht, der die fehlenden Kugeln ersetzen soll. Improvisation ist das halbe Leben, wir werden tatsächlich fündig und wurschteln das Lager zurecht 🙂 Das klappt mit Leatherman, Geduld und Spucke ganz ausgezeichnet und hält sogar bis zum Schluss der Tour. Nach unserer Mittagspause folgen wir weiter frohen Mutes dem lustigen Track im GPS. Der Kerl, der das gefahren ist, hat schon Humor bewiesen, das muss man ihm lassen. Quer über Wiesen, durch Rückewege, parallel zu bequemen Schotterwegen, der Autor dieser Strecke hat wirklich an alles gedacht und das Repertoire der Gegend voll ausgeschöpft. Wir ziehen den Hut 🙂 Als wir dann am späten Nachmittag endlich Laubach erreichen, sind wir fast enttäuscht, so abwechslungsreich war der Weg. Unser Quartier für die heutige Übernachtung ist der Laubacher Wald. Ein drei Sterne Haus mit ausgezeichneter Küche. Wir fühlen uns wie im Himmel. Am Abend hat der Koch des Hauses dank unseres Besuches einiges zu tun 🙂 Wer einmal in der ansonsten doch eher trostlosen Welt des Vogelsberges mal eine Herberge sucht, dem sei dieses Haus ans Herz gelegt. Kann man ruhigen Gewissens weiter empfehlen! Selbst unsere Wäsche wird hier gewaschen. Und das ist wahrlich kein Vergnügen 😉 Am übernächsten Abend werden wir ein weiteres Mal hier übernachten, denn wir drehen ab morgen eine Runde auf dem Vogelsberg-Vulkanring. Klingt sehr spannend! Achja, die Bilanz des Tages kann sich durchaus sehen lassen: 82km und flache 1040 Höhenmeter. Unser X-Team hat an diesem Tag mal kurzzeitig die Hilfe der Deutschen Bahn in Anspruch genommen. Ab Gießen fährt nämlich ein Zug bis Grünberg, von wo aus ich einen kleinen track bis zum Laubacher Wald zusammengestellt habe, der sich sogar als recht nett herausgestellt hat.

Voila, die 5. Etappe steht an und der Vulkanring wartet auf uns.

Voller Tatendrang starten wir und suchen Satelliten gestützt das Doppel-V, das diesen Weg kennzeichnet. Ein gut ausgebauter Forstweg führt aus Laubach hinaus in den Wald. Als wir nach zwei Stunden Fahrt immer noch auf Schotterwegen unterwegs sind, schwindet langsam die Hoffnung auf ein paar Trails. Ein paar Aussichten über die Gegend entschädigen und außerdem stirbt die Hoffnung zuletzt.

Martin
Erste Pause auf dem „Eierberg“
Pause
Ohne Worte

Schließlich habe wir nicht einmal die Hälfte des Vulkanrings geschafft. Irgendwann wechseln sich tatsächlich Wiesenrandwege entlang an Feldern mit den Schotterpisten ab. Bergauf sind die allerdings ziemlich dämlich zu befahren. Langes Gras bremst nämlich das Vorankommen ungemein. Aber wir haben’s ja auch nicht eilig. Irgendwann geht uns das jedoch ziemlich auf den Keks, denn die Kraft der Oberschenkel ist endlich. Der Weg vor uns

AussichtVV
Viiiel Landschaft
AufderStrecke
Die Kameraden Rene und Hansi
Tankstelle
Notversorgung an der Tanke

bis zum Etappenziel schier unendlich. Der Vogelsberg ist seeehr weitläufig und leer. Wenig Menschen, eigentlich haben wir heute überhaupt keine Menschen gesichtet, kleine Ortschaften ohne Geschäfte, ohne Kaffee, ohne Bäcker, viel Nichts. Dafür unfassbar viele Hochsitze für Waidmänner. Seltsam, die Beschreibung des Vogelsberg Vulkanrings las sich doch irgendwie ganz anders. Im Laufe des Tages machen wir uns ernsthafte Gedanken über unsere Versorgung. Erst kurz vor unserem Quartier finden wir wenigstens eine kleine Tankstelle, an der wir Hunger und Durst stillen können. Bis zum Etappenziel ist es jetzt nicht mehr weit. Dennoch müssen wir noch einen letzten Höhenzug erklimmen, von dem aus wir die Fernsicht in vollen Zügen genießen. Von der „Bonifaziuskanzel“ oberhalb von Herchenhain haben wir Fernsicht bis zur Skyline von Frankfurt.

TeamY
Team Y lümmelt in der Sonne auf dem Bonifatiushügel
Gelage
Gemeinsames Genießen der Abendsonne
Bertls
Sehr cool ist’s bei Bertls

Das ist schon wirklich beeindruckend, aber wir befinden uns schließlich auch auf über 700 Meter Höhe! von hier oben ist es nur noch ein Katzensprung bis zu Bertls B&B. Und das ist eine Überraschung, solch ein Quartier hat keiner von uns erwartet. Bertls bieten eigentlich Reitern eine Pferdestation und ein wirklich bemerkenswertes Ambiente. Nicht nur, dass das Getränkelager gut gefüllt ist, auch das Haus oder Häuser sind ganz besonders. Es gibt einfach überall etwas zu entdecken. Im Garten, der so irgendwie geplant chaotisch wirkt, finden sich jede Menge kleine Details und das zieht sich durch die ganze Wohnanlage hindurch. Sogar einen ausgebauten Bauwagen gibt es, der voll ausgetattet mit Küche, Dusche und WC ist. Wirklich klasse! Das einzige was heute Abend fehlt, ist eine Gastronomie. Da unsere Wirtin lediglich Bed&Breakfast anbietet, sind wir auf irgend eine Dienstleistung angewiesen. Wir greifen auf einen Tip der Tankstelle zurück: In Grebenhain gibt es einen Pizza/DönerBringdienst. Klar, Skepsis ist in der Gruppe angesagt. Aber was hilft es, wenn es keine Alternativen gibt??? Wir ordern also neun mal Döner scharf mit ALLEM, und fünf große Pizzen. So groß wie’s geht 🙂 Tja, 1 1/2 Stunden würde es dauern, sagt die Telefonstimme in gebrochenem Deutsch. Egal, hauptsache es wird überhaupt irgend etwas geliefert, sonst sind wir nämlich geliefert…..oder einfach nur sternhagel voll vom Bier auf leeren Magen….Naja, was soll ich sagen? Was wir gebracht bekommen, sogar schneller als angekündigt, ist schon wirklich klasse. Knuspriges, sehr leckeres Döner und grandiose Pizzen. Besonders Thomas hat sich hier einmal mehr mit seinen Sonderwünschen verwirklicht. (Genau, das ist der Thomas, der auf einem Alpencross auch mal ein Glas Gurken im Rucksack mitführt) Leider gibt es diesmal keine Sardellen, das lässt sich aber verschmerzen. Zurückblickend war es also doch ein Hammertag mit 58 Kilometern und hart erkämpften 1380 Höhenmetern.
Bertls2
Fortsetzung folgt….

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