Zum zweiten Mal hat Bijan zur großen Habichtswald Bikepackingtour über Himmelfahrt eingeladen. Eine Tour, die sich auch im Mountainbike-Programm des Naturparks findet. Die Strecke führt meist abseits von Straßen, über Feld- und geheimnisvolle Waldwege, einmal um den kompletten Naturpark Habichtswald. Um das alles auch für weniger Trainierte ansprechend zu gestalten, hat sich Bijan ein paar tolle Ideen als „Begleitprogramm“ ausgedacht und die Runde in drei Abschnitte eingeteilt. So bleibt unterwegs ausreichend Zeit, den Blick immer wieder mal durch die sehenswerte, wunderschöne Natur schweifen zu lassen. Der Start ist in Baunatal-Altenritte bei Andreas, am „Pedalwerk„.

In diesem Jahr sind wir am späten Mittwochnachmittag tatsächlich nur zu dritt am Treffpunkt. Neben unserem Guide Bijan stehen Dirk und ich. Der Rest des Fahrerfeldes will zeitversetzt am Dörnberg zu unserer Gruppe aufschließen. Dort oben wird nämlich nach etwas über 20 Kilometern das erste Biwak eingerichtet. Sehr praktisch ist die Blockhütte unterhalb des Gipfels. Bietet sie zum einen etwas Schutz bei unschönen Bedingungen und auch Raum, um etwas Ausrüstung zu bunkern. Das dort hinterlegte Material gehört zur ersten Überraschung von Bijan. Nicht nur über 10 Liter Frischwasser hat er gemeinsam mit seiner Tochter raufgeschleppt, auch einen Dutchoven, Hühnerfleisch, Gemüse und weitere Zutaten für ein wahres Gaumenfeuerwerk 🙂 Leckere Semmeln hat sogar der Brotgarten spendiert! Und zur Freude der Biertrinker: Ein paar Flaschen „Tannenzäpfle“ sind auch noch dabei! Hammerstark!
Deutlich vor Sonnenuntergang ist unsere Gruppe komplett: Markus mit seinem Sohnemann Paul, die wir in der Auffahrt auf den hohen Dörnberg schon treffen, Matthias und Markus aus Nothfelden vervollständigen unsere Fahrgemeinschaft für die nächsten zwei Tage.
Die untergehende Sonne wird für die Zubereitung des Abendessens und dem Einrichten des Lagers genutzt. Holz wird für das Lagerfeuer gesammelt , das auch echt gute Dienste leistet. Im Lauf des Abends sinkt die Temperatur bis in den einstelligen Bereich und auffrischender Wind lässt uns abseits des Feuers ganz schön frösteln. Im Wetterbericht sah das irgendwie anders aus!
Am Morgen bereiten wir uns Frühstück, auch die Reste des Abends werden nicht verschmäht 🙂 Besonders eilig haben wir es heute Morgen nicht. Bis sämtliche Spuren unseres Aufenthaltes verwischt sind, ist es bereits kurz vor zehn. Bereits kurz nach unserem Aufbruch treffen wir auf die ersten Himmelfahrts-Wanderer. Oha, die Mehrzahl ist aber ebenso gut gelaunt unterwegs wie wir, insofern kommen wir gut klar und aneinander vorbei. Zwischen Obermeiser und Niederlistingen erreichen wir die nördliche Grenze des Naturparks und schwenken wieder südwestlich. Langsam knurren die Mägen. Unser Ziel am frühen Nachmittag ist Breuna, denn hier hat uns die freiwillige Feuerwehr im letzten Jahr geradezu fürstlich bewirtet. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn das in diesem Jahr nicht auch klappen sollte. Wir sind kurz hinter einem im tiefen Wald versteckten Feuerlöschteich, als wir echten „Trailmagic“ erleben dürfen. So nennen sich im Fachchinesisch der Bikepacker unerwartete Überraschungen auf der Strecke. An einem Rastplatz hat ein kleiner Trupp der freiwilligen Feuerwehr aus Niederlistingen den neuen Gasgrill aufgebaut und jede Menge Bratwurst im Gepäck. So viel, dass sie uns gerne ein paar abgeben. Damit hatten wir jetzt gar nicht gerechnet und somit schaffen wir die paar Kilometer bis Breuna locker. Als wir in den Ort reinfahren, kann sich keiner mehr so genau an die Straße erinnern, wo die Feuerwehr die Festlichkeit ausgerichtet hat. Ein gefragte Passantin murmelt etwas vom „Sumpf“, da sei wahrscheinlich etwas los. Dass wir den Breunaer Sumpf als nicht Ortskundige nicht wirklich kennen, lässt sie kalt. Mehr als einen Armwink für die Richtung bekommen wir nicht. Am Sumpf fahren wir dann beinah vorbei, denn es fehlt der Bierpils auf der Straße, der letztes Jahr vor der kleinen Autowerkstatt aufgestellt war. Diesmal weisen in einer Einfahrt nur ein paar Festzeltgarnituren auf eine mögliche Veranstaltung hin. Draußen sitzt eine Dame, die uns freundlich aber bestimmt zu verstehen gibt, dass es hier die leckerste und außerdem selbstgemachte Currysauce der ganzen Welt gibt. OK, hier sind wir richtig. Über der Eingangstür des Meisters alter Schmiede findet sich dann auch der Hinweis auf den „Sumpf“. Was jetzt genau damit gemeint ist, bekommen wir nicht heraus. Ist uns dann auch egal, denn als das sensationelle Tortenbuffet eröffnet wird, gerät alles andere zur Nebensache. Einen kleinen Abstecher machen wir aber noch in die Werkstatt, wo der „Meister“ an einem Oldtimer schraubt….Wohl genährt setzen wir unsere Fahrt fort.
Wir schaffen es genau bis Nothfelden. Hier lädt uns Markus in seinen zauberhaften Garten ein. UND: Serviert uns selbstgebackenen Rhabarberkuchen mit Streuseln. Hmmm, nicht das wir Hunger haben, aber……leckerst! Danke Markus, das war auch eine super Überraschung! Im leichtem „Fresskoma“ setzen wir unsere Reise fort. Es geht über den Ofenberg, der Flugplatz von Wolfhagen wird passiert und nochmal ein kurzer Stop an der Drachenhöhle eingelegt. Wir müssen uns jetzt etwas sputen, denn Bijan hat für uns im Landhotel Mulot in Leckringhausen das Abendessen bestellt. Hier erwartet man uns schon, die Küche ist bereits fleißig….Wieder sehr lecker und reichlich. Ich frage mich, wie ich jetzt überhaupt noch den Burgberg bis auf die Weidelsburg hochkommen soll. Zum Glück geht’s allen ähnlich und irgendwie schaffen wir es dann. Noch im Aufstieg werden wir von Andreas und seiner Tochter angefeuert, die uns im zweiten Camp einen kleinen Besuch abstatten wollen. Eine tolle Geste, denn die beiden sind nicht mit leeren Händen unterwegs. Ihre „Loads“ (das Cargo-Bikes von Riese&Müller) sind ordentlich voll bepackt mit Radler für alle! Was für ein Tag ist das heute, einfach der Hammer. Auf der Burg wartet Herr Bachmann schon auf uns. Er ist erster Vorsitzender des Fördervereins zur Erhaltung der Weidelsburg und erzählt viel Wissenswertes um das alte Gemäuer. So viel, dass wir unseren beiden Besuchern kaum noch Zeit widmen können, denn die Beiden wollen vor der Dunkelheit möglichst wieder zu Hause sein. Danke auf jeden Fall für euren Besuch 🙂
Unser Lager wollten wir eigentlich im Katzenloch, dem am Fuße der Burg liegenden Basaltsteinbruch aufschlagen. Weil dieser aber wegen Vatertagsausflug der Feuerwehr Ippinghausen kurzerhand fremd vermietet wurde, gibt es für uns eine Sonderregelung. Einmalig, nicht wiederholbar und nur ausnahmsweise! Wir dürfen ganz oben, im inneren der Burg biwakieren. Wow, cool ist das schon! Aber eine Auflage bekommen wir trotzdem: Wir müssen hinter die Mauern des Innenhofes. Dadurch sind wir nicht sofort den Blicken vermeintlicher Spät- oder Frühbesuchern ausgeliefert und reduzieren so das Risiko, dass es vielleicht Nachahmer geben könnte. Wir können uns gut arrangieren, allerdings hat das Gemäuer auch durchaus seine Schattenseiten. Senkrecht, eng stehende Wände wirken nämlich stark Geräusch verstärkend 🙂 🙂
Das Frühstück am Freitagmorgen fällt etwas spärlicher aus. Wasser ist heute Mangelware und wir vertrösten uns auf das kleine Edeka in Elbenberg, das wir auch im letzten Jahr als „letzte Rettung“ entdeckt haben. Aber bis dahin müssen wir erstmal kommen. Dazwischen erwischt uns noch ein Plattfuß und ein erst wenige Tage junges Rehkitz kreuzt unseren Weg. Auf dem Wanderweg oberhalb von Böhne, vor den Drei-Herren-Steinen werden Erinnerungen aus dem letzten Jahr wach, als hier etliche umgestürzte Bäume uns den Weg blockierten. Diesmal ist der Trail einfach nur ein großer Spaß! Im Edeka Markt „Spangenberg“ werden wir von der netten Verkäuferin hinter der kleinen Fleischtheke direkt wiedererkannt. Sie habe letztes Jahr an diesem „Brückentag“ auch gearbeitet…Lustiger Zufall! Diesmal bekommen wir zu unseren Semmeln auch frischen Kaffee und können die kleine Kaffee-Ecke im Außenbereich besetzen. Es ist einfach schön, dass es solch kleine Lebensmittelgeschäfte noch gibt und alles irgendwie sehr menschlich zugeht. Mit dem späten Frühstück im Magen kommen wir gut voran. Wegen anderer Verpflichtungen verabschiedet sich in Niedenstein Matthias von uns und wir fahren zu sechst weiter zur Mitte Deutschlands.
Das ist echt ein Ding, das wusste ich bislang gar nicht: Da steht in der Nähe von Besse eine Basaltsäule mitten im Acker und markiert dort die Mitte von Deutschland. Gemessen über den Schnittpunkt der Extrempunkte in Nord-Süd und Ost-West-Richtung. Sogar eine kleine Stempelstelle ist hier aufgestellt.
Bis zum Ziel in Baunatal-Altenritte ist von hier nicht mehr weit und die Freude auf das Finisher-Eis steigt mit jedem Meter. Cola-Flip (Danke für das Westerwälder Rezept Andreas!) für (fast) alle. Vielen Dank Bijan für diese super schöne Bikepacking-Runde in Nordhessen!
UPDATE am 10.Juni: Hier gibt es ein Video von Dirk (Wiedergabe am besten auf dem Smartphone), das er aufgenommen und geschnitten hat! Super, vielen Dank für die Arbeit Dirk!!