Ein Anruf mit Folgen
Die Situation kennt fast jeder: Das Handy klingelt, eine fremde Nummer erscheint im Display. Der erste Reflex, der durch den Kopf saust: Och menno, bestimmt ein Werbeanruf. Soll ich annehmen? Manchmal siegt aber ganz einfach die Neugier, und so war’s diesmal auch! Eine nette Herrenstimme meldet sich, sehr höflich, Vorstellung mit Name und Firma. Beides sagt mir zunächst mal nichts.
Es folgt die Frage, ob ich denn das Morgenmagazin „Volle Kanne“ vom ZDF kenne. Ich bin ehrlich. Und kenne das nicht. Denn zu dieser Sendezeit arbeite ich ja normalerweise….außer vielleicht im Urlaub. Aber dann sitze ich womöglich morgens auch mal auf dem Rad und schaue eher nicht in den TV. Der freundliche Herr holt sehr geduldig ein wenig aus, um mich thematisch abzuholen. Sekunden später schmeißt er den Köder aus: Er habe in meinem Blog gelesen und mich als aktiven, Rad-affinen Menschen ausgemacht. Echt jetzt? DAS IST INTERESSANT – Allerdings ist mein Hobby an dieser Stelle auch nur schwer zu übersehen – 😉 Trotzdem höre ich gespannt weiter zu und erfahre, dass in dem Magazin ein Filmclip über Bikefitting gesendet werden soll. Und ob ich mir denn vorstellen könnte, so etwas mal durchführen zu lassen. Begleitet von einem Filmteam. WOW! Lange überlegen muss ich nicht! Ein passender Termin wird sich schon finden lassen. Der einzige Haken: Natürlich nicht in Kassel und auch nicht am Wochenende. Als Drehort wird Frankfurt genannt. Weitere Details würden in einer eMail folgen. Was soll ich sagen? Da ich ja ehrlich bin: Boa, Aufregung macht sich breit! Schauspielerische Fähigkeiten habe ich bislang noch nie an mir festgestellt. Allerdings spätestens, seit ich diesen Artikel gelesen habe, begleitet mich der Gedanke, ein „Bikefitting“ machen zu lassen. Auf den langen Touren gibt es immer nach einiger Zeit Problemstellen am Körper (taub werdende kleine Finger, Druckstellen am Poppes, unter den Füßen), die sich damit vielleicht vermeiden oder wenigstens reduzieren lassen. Dann denke ich wieder: Ist doch alles nur Hobby, verdiene kein Geld mit Radfahren, fahre keine Radrennen mehr. Wenn es dann unterwegs wieder zwickt und zwackt, bereue ich es, den Gedanken verworfen zu haben.
Die zugesagte Mail mit weiteren Einzelheiten kommt tatsächlich noch am gleichen Tag. Die Anfrage scheint also wirklich ernst gemeint. Zuerst sollen ein paar Außenaufnahmen gedreht werden, dann stünde das Radlabor Frankfurt für sämtliche Messungen und Einstellungen mit seiner Kompetenz zur Verfügung. Der Beitrag soll Antworten auf solche Fragen liefern, wie: Was genau passiert beim Bikefitting, kann es das Radfahren erleichtern oder verbessern und für wen ist das überhaupt geeignet.
Wenige Tage später ist auch ein für alle tragbarer Termin gefunden. Glück für mich, denn der fällt sehr günstig in unseren ohnehin schon geplanten Urlaub.
Der Drehtag
Wir treffen uns vor dem Von-Bernus-Park. Anna-Lisa und Maurice sind das Redaktions-, Frank und Norbert das Kamerateam. Meine Frau ist als Set-Fotografin im Hintergrund aktiv. Alle wirken im Gegensatz zu mir ganz schön entspannt! Es folgen etliche Runden durch den Park mit der GoPro am Rahmen, auf dem Kopf, ein wenig durch die Straßen. Licht spielt eine wesentliche Rolle, unerwartete oder unnatürlich Geräusche (mal ein Flugzeug am Himmel, Polizei-Sirene, etc) ebenso. Wäre mir gar nicht so aufgefallen 🙂
Nach etwa zwei Stunden spazieren wir ins nicht weit entfernte Radlabor und treffen Nele. Sie wird das Bikefitting mit mir durchführen. Zunächst bauen wir ihr Labor noch etwas um. Im öffentlich rechtlichen Fernsehen ist Werbung tabu. Es verschwinden etliche „Dinge“, Schriftzüge werden unauffällig abgedeckt. Dann gehts auch schon weiter mit den Dreharbeiten: Das Bikefitting startet mit einer ausführlichen Anamnese…. Alles weitere wird im Filmbeitrag am besten deutlich, den ich aber zu dem Zeitpunkt, als ich diese Zeilen tippe, noch gar nicht kenne. S P A N N U N G ! Wer die Sendung verpasst, findet den clip aber in der Mediathek des ZDF.
Der Link: Hier entlang (ab ca. 59min startet der Beitrag zum Bikefitting)
Nele vom Radlabor ist selbst Triathletin. Sie kennt wohl alle erdenklichen Problemzonen eines Radfahrers aus eigener Erfahrung nur zu gut. Sie hat lediglich drei Kontaktstellen des Körpers mit dem Bike für Modifikationen zur Verfügung: Po, Füße, Hände. Sie alle bieten aber mehrere Freiheitsgrade, mit denen sich die Position merklich optimieren lässt. Die korrekte Sattelhöhe ist da noch am einfachsten einzustellen. Für ihre Arbeit bedient sich Nele modernster Messtechnik. Mit ihrer Hilfe werden Mensch und Material auf den Millimeter exakt vermessen. Auf der „Rolle“, auf der das Rad eingespannt wird, beginnt das Feintuning.
Für mich kommen folgende Modifikationen am Rad und den Schuhen in Frage (die Sattelhöhe passt bereits annähernd optimal):
– Versetzen der Schuhplatten zur Korrektur der Fußstellung und Optimierung der Krafteinleitung
– Leichte Verdrehung des Lenkers, annähernd waagrechte Ausrichtung der Brems-Schaltgriffe
– Verkürzung des Vorbaus um 1cm
– Breiterer Sattel für eine bessere Druckverteilung unter den Hüftknochen
Jetzt heißt es erstmal Fahren, Fahren, Fahren …..
Behind the scenes:
Ein echt mega cooles Team von „medi-cine“, immer gut drauf und bester Laune.
Und dann Nele vom Radlabor Frankfurt: Sehr kompetent (in Theorie und Praxis), ließ keine einzige Frage unbeantwortet. Vielen Dank für deine Unterstützung, um mich besser auf meinem Gravelbike zu positionieren! Die erste 100 Kilometer Runde habe ich schon absolviert! Übrigens ohne Zwicken und Zwacken. Nur der Vorbau, der will noch verkürzt werden 🙂
Ein dickes Dankeschön gebührt Ina, die als „Set-Fotografin“ stets im Hinterhalt mit dem Fotoapparat aktiv war!
Boooh Mario,
ich kenne Leute aus dem Fernsehen !
Was für eine Ehre/Freude mit dir auf dem Rad & beim Wein trinken unterwegs sein zu dürfen
🚴♂️🚴♂️🍷🍷💪🤘👍🤪🤣🤣😘
Liebe Grüße,
Andreas
Hihi 😜 jau, der Lemberger-Gravel war echt ein großer Spaß 🤩 hat mich auch sehr gefreut, mit dir/euch und etlichen weiteren Leuten aus der Gravel Szene ein Gläschen Vino zu trinken. Endlich mal wieder live, zusammen unterwegs 👍🏼