Die Kumpel-Bikepackingtour

Das war’s dieses Jahr mit der Lofoten-Tour! Die Norwegische Regierung hat Deutschland zum Risikoland ernannt. Wer dennoch einreisen will, benötigt eine feste Adresse und muss sich sofort nach der Einreise für 14 Tage in Quarantäne begeben. Keine gute Vorraussetzungen für Fahrradreisende mit Zelt. Unseren „Plan B“, nämlich eine Bergtour in den Alpen hat dann ein plötzlicher Wintereinbruch zunichte gemacht. Gut, wenn in so einem Fall „Plan C“ zünden kann.

Treffpunkt auf der Karl-Branner-Brücke in der Kasseler Unterneustadt

Ehrlich gesagt war Plan C bis zwei Tage vor seinem Start noch gar nicht vorhanden. Mein Kumpel Jörg zählte da ganz und gar auf meine Ortskenntnis. Direkt von zu Hause sollte es mit den bepackten Fahrrädern losgehen. „Die Woche soll das Wetter so richtig mies werden, lass uns Norwegen einfach simulieren. Die Richtung ist mir egal“ so Jörg. Aha, hmm, nach etwas Überlegung entschied ich mich für Richtung Norden. Im Osten war ich vor ein paar Tagen. Starten konnten wir erst am Montag, weil ich ja kurzfristig am Sonntag bei Hermanns Montainbike-Tour mitgefahren bin. Aber am Montag Mittag war dann alles fertig gepackt und wir trafen uns am Fuldaufer in der Kasseler Unterneustadt….Yeahhh (Kleine Anmerkung an dieser Stelle: Keinen Tropfen Regen hatten wir! Keinen einzigen!)

Jörg will noch eben eine Gaskartusche und Kochzubehör einkaufen. Kein Problem, der Kletterkogel liegt ja direkt auf dem Weg zum Hauptbahnhof. Dort wollen wir mit der RT1 bis zur Endstation in Hümme fahren. Die Verproviantierung für den Abend erledigen wir in Bad Karlshafen. Von hier aus dauert es auch nicht mehr lange bis zu unserem ersten Spot im leicht herbstlichen Weserbergland. Mit dem Lagerfeuer sind wir vorsichtig, viel Regen hat es in der Vergangenheit nicht gegeben. Wir verköstigen uns diesmal mit diversen Tütenmenüs. Unsere Zelte müssen wir heute nicht aufbauen, denn wir passen sehr bequem in die kleine Schutzhütte.

Am nächsten Morgen hängt in der Früh Nebel tief im Tal. Es wirkt etwas gespenstisch, als nach Einbruch der Dämmerung die hochziehenden Nebelschwaden durch unsere offene Hütte wabern. Aber die aufgehende Sonne sorgt irgendwann für klare Verhältnisse. Nach einem gemütlichen Frühstück starten wir, um noch etwas tiefer in den „Solling“ einzutauchen. Größere Steigungen bleiben uns heute erspart. Hier und da legen wir trotzdem kurze Genießerstops ein. Fotos wollen ja auch gemacht werden. Diese lohnen sich besonders im Sollinger Hutewald. Einem ehemaligen Entwicklungsprojekt des Bundesamtes für Naturschutz. Hier leben heute Exmoorponys und Heckrinder. Von den Ponys haben tatsächlich zwei direkt unseren Weg gekreuzt, von den Rindern konnten wir nur die Spuren entdecken. Außerdem haben in einigen Bereichen die Schwarzkittel mit ihren Steckdosen den Boden ordentlich umgepflügt. Das Gebiet zählt heute zu einem der größten Eichen-Hutewaldprojekten in ganz Deutschland. Eilig haben wir es nicht, hier hindurch zu fahren. Es ist schön zu sehen, dass es auch in der heutigen Zeit solche Waldgebiete noch gibt. Zu sehr sind überall die geschädigten Fichtenbestände und abgeholzten Flächen präsent. In Nienover treffen wir wieder auf Anzeichen von Zivilisation. Aber erst in Bodenfelde gibt es endlich die Möglichkeit für Kaffee und Kuchen (#legnern ;)). Nicht ganz unwichtig, denn mein Zinserfreund unterzuckert gerne mal, wenn am Nachmittag der Nachschub an Kuchen ausbleibt (erzeugt statt Kollaps schlechte Laune – nicht gut). Bei der Gelegenheit kaufen wir auch gleich wieder den Proviant für heute Abend ein. Supermärkte oder Tankstellen sind auf dem weiteren Weg rar gesäht, bis gar nicht vorhanden. Unser nächstes Quartier schlagen wir auf dem Jugendzeltplatz von Glashütte auf. Wunderbar, den Platz haben wir komplett für uns. Erinnerungen an das Bikepacking-Barcamp 2019 werden wach….da war’s allerdings etwas voller.

Über Nacht war die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Jedenfalls sind unsere Zelte am Morgen klatschnass. Und warten, bis die Sonne sie trocknet lohnt kaum, das dauert viel zu lange. Ein ausgedehntes Frühstück gönnen wir uns aber vor dem Einpacken der Ausrüstung. Über Hemeln und Hann.Münden treten wir schließlich die Heimfahrt an. Dass das heute nochmal knapp 50 Kilometer werden, hatte ich gar nicht so auf dem Schirm. Die rollen sich dafür sehr bequem, da immer schön am Fluss entlang. An der Hafenbrücke in Kassel heißt es schließlich Abschied nehmen. Denn hier trennt sich die restliche Fahrt bis zur Haustür.


Das war jetzt zwar nicht Norwegen und von den Polarlichtern haben wir nur geträumt. Aber schön wars trotzdem 🙂 Danke für deine Begleitung Zinserfreund.

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