Unter Rennradfahrern gibt es einen Slogan: „Pfingsten fährt man Bimbach“ Der Rhön-Radmarathon gehört mit zu den ganz großen und schwierigsten Radmarathons in Deutschland.
Jetzt lehne ich mich mal mit diesem Slogan ordentlich weit aus dem Fenster: Am Tag der Deutschen Einheit fährt man die Steinetour 😉
Ja, der Vergleich hinkt, ist natürlich Spaß! Während der Rhön-Radmarathon in diesem Jahr der Pandemie zum Opfer gefallen ist, konnte die Steinetour genau deswegen am 3. Oktober stattfinden. Ansonsten wäre ich nämlich in Norwegen unterwegs gewesen.
Mit Werbung im Vorfeld war ich eher zurückhaltend. Um so mehr hat mich der diesjährige Teilnehmerrekord von 30 Startern zur 29. Auflage der Steinetour überrascht. Jubel 🙂
Notizen aus dem Fahrerfeld
- Am Start in Heiligenrode erinnert Erfi an die alte Tradition: Der letzte Stein wird auf dem Hanstein getrunken. Er verteilt ein paar Warsteiner. Ganz früher gab es deshalb sogar ein „Mindestgewicht“ für Rucksäcke. Wessen zu leicht war, musste mit zusätzlichen Steinen auffüllen….
- Bevor wir losfahren, vervollständige ich die Starterliste. Wichtig zur Rückverfolgbarkeit, wenn es im Nachgang zu einer Covid19 Infektion kommen sollte
- Ich bin beim Anblick des Teilnehmerfeldes echt gerührt, jubele innerlich und grinse nach außen
- Diesmal sind 5 eBiker am Start
- Auf dem Weg zum Mühlenberg ein erster Plattfuß. Ist relativ schnell geflickt
- Eine Sturznotiz in der Abfahrt nach Uschlag. Ein paar „Schotterflechten“ sind die Konsequenz
- Obwohl die Wettervorhersage noch ein paar Tage zuvor auf richtig Regen am Samstag stand, haben wir den ganzen Vormittag strahlenden Sonnenschein. Wäre ja auch noch schöner. Regen hatten wir letztes Jahr
- Pause an der Burg Sichelnstein. Durchzählen. Es sind noch alle dabei
- In der Anfahrt zum Steinberghaus verabschiedet sich der „Sturzpilot“ vorsorglich zur Wundversorgung. Gute und schnelle Besserung!
- Erneutes Durchzählen nach dem Haferberg am Umschwang. OK, keiner fehlt. Jetzt gehts’s auf den höchsten Punkt der Tour: 644m
- Auf dem Bielstein muss ich mal kurz rechnen: +2 Damen (sind bis hier rauf auf alternativer Strecke als kleines Grupetto gefahren), -3 weil noch Termine oder einfach platt (kommt immer mal wieder vor), 1 Vorausfahrer (kann’s einfach nicht abwarten). Hm, ich glaube, ich habe den neuen Stand des Teilnehmerfeldes…nach Bratwurst, Bier (alkoholfrei), Kaffee und Kuchen geht’s nach etwa 45 Minuten weiter. Und zwar abwäääääääärts
- Unterwegs klingelt ein Handy: Auf dem Bielstein wurde ein herrenloser Rucksack gefunden !? echt jetzt? aha…..nö, keiner von uns. Zum Glück….
- In Hundelshausen versagt ein angeschnallter Gepäckträger an der Schwinge eines Fullies seinen Dienst. Mit Hilfe eines Anwohners wird das Problem behoben. Kabelbinder. Sind ein Allheilmittel. 20 Minuten Verspätung
- Auf dem Weg zum alten Gericht der nächste Plattfuß. Voll im Steilstück, Pech. Ich helfe mit selbstklebendem Flicken. Drei weiterfahrende Biker verlieren den Anschluss an die vorausfahrende Gruppe und verirren sich (passiert hier nicht zum ersten mal). Als ich von hinten versuche aufzufahren, wird klar: Mist, wo sind die? Es dauert noch etwas. Schlechter Handyempfang, kein Navi. Ich schicke das wartende Peloton am „alten Gericht“ auf die Weiterfahrt und warte mit einem weiteren Biker auf die „Verirrten“. Hurra, die drei sind irgendwann wieder auf Kurs. Leider weitere 20 Minuten Verspätung
- Mit meiner Kleingruppe beschließe ich, am Habichtsstein nur vorbei und den Ludwigstein gar nicht anzufahren. Durch diese Maßnahme sind wir in Werleshausen tatsächlich VOR dem Feld. Jetzt warten WIR auf die Anderen 🙂
- Es beginnt der schrecklichste Anstieg der ganzen Steinetour. Und keiner will abkürzen. Wow, wie kann das sein??? Na gut, dann aber los. Wir sind spät dran. Alle wollen die 30% (Steigung), hehehe
- Gefühlt ist es viel steiler als die letzten Jahre. Kann das sein? Natürlich nicht, ich bin schwächer geworden…..puhhh…zum Glück hoffentlich auch falsch: Ich habe nur eine beschi…Übersetzung (NX 1×11) auf dem Bike. Mit dem Fatty läuft das hier besser (2X11!!) Ich schwöre es.
- Nach einer Laktat-Schlacht in den Oberschenkeln treffen wir uns allesamt auf der Wiese oberhalb der Burg Hanstein.
NEIN, das Warsteiner gibts erst auf der Teufelskanzel! - Ganz schön viele Fußgänger kommen uns entgegen. Auf der Teufelskanzel war anscheinend der Teufel los. Kann uns nur Recht sein, wenn uns jetzt die Massen entgegen kommen. Dann ist die Abfahrt nach Lindewerra wenigsten frei
- Cheers! Auf der Teufelskanzel öffnen wir endlich das mitgeschleppte Warsteiner, alles Corona-konform versteht sich, genügend Abstand 🙂 Danke Erfi!
- DAS Highlight der Tour steht an, die Abfahrt im Canyon nach Lindewerra. Oben felsig, etwas verblockt aber dieses Jahr mit viel Grip. Gut fahrbar. Das Feld ist schon längst vor mir runter, wir sind jetzt noch zu viert. Kein Problem, alle kommen unten unversehrt an. Im Kanzelblick trifft sich die Führungsgruppe, das Peloton und die Verfolger. Wir sind komplett. Fürs Logbuch: Ankunft 16Uhr (1h Verspätung)
- Groß ist die Überraschung für das Team im Kanzelblick. Man hat uns für Sonntag eintragen. Autsch, der Kuchen ist fast alle. Alternativen sind knapp und dauern….menno! Das Bewirtungsteam gibt alles, kann natürlich nicht zaubern.
- Für die Heimfahrt sortieren wir uns neu: Vereinzelt sind Autos vorhanden, die Mehrzahl aber will mit dem Bike zurückfahren
- Regen ist im Aufzug. Wer hat den eigentlich bestellt?
- Wir starten nun in zwei Gruppen: Die Eine gönnt sich etwas mehr Verpflegung im Kanzelblick, die Andere begibt sich zügig auf den Rückweg. Ich habe einen kleinen Abschnitt neu geplant und bin gespannt. Eintrag fürs Logbuch: Start in Lindewerra ca. 17Uhr
- Es bildet sich eine schnelles Führungsgrupetto (ein Teil der Jungs hat nämlich kein Licht dabei. Obwohl ich ja darauf hingewiesen…ach egal)
- Die neue Strecke über Ellingerode ist klasse! Nächstes Jahr wieder.
- Kurze Pause und Wasserflaschen auffüllen am Sportplatz in Kleinalmerode
- Diesmal benutzen wir hinauf zum Umschwang die kürzere, aber dafür steilere Strecke. Geschätzte Zeitersparnis ca.10 Minuten. Für die Oberschenkel ist es eher nicht so dolle. Sacksteil am Schluss, jenseits der 20%
- Am Umschwang schalten wir die Beleuchtung ein, um 18:45Uhr sind wir oben. Jetzt Kette rechts, volle Kraft der Oberschenkel (ist nicht mehr viel drinnen). Um fast Punkt 19:30 Uhr sind wir zurück am Ausgangspunkt in Heiligenrode
- Mit ein paar Jungs stoppen wir zur Stärkung beim Indischen Italiener
Was bleibt?
Eine Steinetour, die ich nicht vergessen werde. Teilnehmerrekord! Und alle wollen in einer Gruppe fahren. Ja wirklich, so etwas hat es auch noch nie gegeben. In der Vergangenheit haben wir öfter mal das Feld aufgeteilt. Aber diesmal war der Wunsch tatsächlich, als Gruppe zusammen zu bleiben. Das war klasse und hat echt super funktioniert (Ausnahme altes Gericht. Aber dort haben zuvor trotzdem ALLE gewartet, bevor ich dann die Gruppe teilte). Großes Kompliment an alle Mitfahrer, die das hier lesen! Ich habe mehrere Rückmeldungen bekommen, dass in diesem Jahr sehr diszipliniert gefahren, Rücksicht genommen und sich gegenseitig geholfen wurde. In einem Feld, mit so einer großen Spreizung der Leistung ist das nicht immer selbstverständlich.
Es hat mich sehr gefreut, dass aus den Reihen der Funbiker wieder viele Biker dabei waren. Und auch, dass Fahrer der SG-Stern sich untergemischt haben, obwohl es für die Tour keine „Punkte“ gab. Und richtig super, dass auch diesmal wieder „Neueinsteiger“ gestartet sind, die ich persönlich während der Bikepackingtour für den Naturpark Habichtswald kennengelernt habe.
Ein dickes Dankeschön an dieser Stelle an die Fotografen (Michael Mardorf, Olaf Katzer, Wolfgang Funk-Jansen, Jörg Zinserling, Klaus Schmidt), die mich mit ordentlich Bildmaterial unterstützt haben!
Noch etwas ganz am Schluss: Neue Ideen bezüglich eines Aufenthaltes und der Verpflegung in Lindewerra nehme ich gerne entgegen. Nutzt die Kommentarfunktion hier unter dem Artikel.
Der Kanzelblick ist eine gute Adresse und darf natürlich auch eine neue Chance in 2021 bekommen.
Hallo Mario,
klasse Tour ! Hattest deine „Herde“ gut im Griff. Wenn nicht, schnell mal ein paar „Hütehunde“ nach vorne oder hinten geschickt, und alle waren wieder beisammen :).
Ich freue mich schon auf 2021.
Hey Wolle, merci 🙂 Und weißt ja: Am 3. Oktober fährt man….. 😉