Steigetour Teil 1

Wegen technischer Probleme war es mir leider nicht möglich, von unterwegs zu bloggen. Das fand nicht nur ich ganz schön blöd, aber eine Lösung habe ich während unserer Tour nicht gefunden. Selbst heute kann ich nur vom PC aus Artikel in den Blog einstellen. Unsere Erlebnisse von unterwegs reiche ich nun in mehreren Häppchen nach…

Die Idee für eine Tour durch unser Mittelgebirge ist wie üblich auf dem Klönabend der SG-Stern im letzten Jahr geboren worden. Mal keine lange An- und Abreise, mal nicht auf Fahrzeuge angewiesen zu sein, sondern einfach schon zu Hause rauf ausf’s Bike und los. Natürlich nicht ganz ohne Planung, die im wesentlichen von Martin als Ideengeber übernommen und von mir mit der Ausarbeitung von geeigneten GPS-Tracks verfeinert wurde. Um den Zeitrahmen nicht so arg zu strapazieren, haben wir uns am Start und am Ende der Tour aber eine kleine Bahnfahrt spendiert, die zum Nachfahren der Strecke zwar nicht zwingend erforderlich ist, aber ansonsten mindestens einen weiteren Fahrtag bedeutet. Und mit 8 Tagen waren wir schon gut bedient.

Am Samstagmorgen, den 5. September 2015, treffen wir uns also zu siebt am Bahnhof Wilhelmshöhe und nehmen den Regionalzug bis Korbach. Unterwegs steigen noch zwei unserer Kameraden hinzu. In Korbach angekommen, werden unsere Rösser aufgesattelt und der Sauerland-Höhenflug weckt unseren Pioniergeist.

Endstation für den Zug und Start für uns in Korbach
Endstation für den Zug und Start für uns in Korbach
Hoehenflug1
Noch sind wir zu neunt in einer Gruppe unterwegs
Wegzeichen
Wegmarkierung der besonderen Art
Unser erstes Quartier in Winterberg
Unser erstes Quartier in Winterberg

Wie der Name schon vermuten lässt, dauert es auch gar nicht lange, bis die ersten Höhen erklommen werden. Nicht schlecht, wie das hier hoch geht! Klar, das sind keine Dreitausender, aber zum Schwitzen auch ohne Sonne reichen die Buckel allemal. Zu Beginn unsere Tour sind wir noch gemeinsam in einer Gruppe unterwegs, nach etwa 20 Kilometern beginnt aber fast automatisch eine Gruppeneinteilung. Unser „Team X“ mit Thomas, Wolf-Dieter (alias WD), Stefan und Signe fährt etwas stärker im „Genießermodus“, während Martin, Hansi, Dirk, Rene und ich das „Team Y“ bilden, das etwas zügiger unterwegs ist und dafür längere (Kaffee)Pausen einlegen kann 🙂 Unsere Quartiere sind unterwegs immer die Gleichen und bereits gebucht. Das erleichterter die Planung ganz erheblich, wenngleich es in den einsamen Regionen auch nicht ganz einfach ist, eine neunköpfige Gruppe unterzubringen.  Für alle Fälle bot der GPS-Track ein paar Abkürzungen an, die je nach Situation gewählt werden konnten.

Dem Höhenflug folgen wir jedenfalls, begleitet von ein paar Schauern, von Ost nach West und müssen einiges an Höhenmetern überwinden, bevor wir in Küstelberg auf den Rothaarsteig treffen. Der kommt von Brilon herunter und führt uns in Richtung Süden zum ersten Quartier in Winterberg. Einer kleinen Kaffeepause in Düdinghausen können wir nicht widerstehen. Der Kuchen schmeckt wie bei Muttern, wunderbar! Eben, als am Nachmittag unser Hostel (das BigMountain) in Sichtweite kommt, öffnet Petrus seine Schleusen so richtig und wir können uns noch eben ins Trockene retten. Team X, etwa eine halbe Stunde hinter uns, bekommt es unterwegs noch dicker ab, kann aber etwas Schutz im dichten Wald finden. Unsere Tages-Bilanz: 47km, 1300Hm

Kahler Asten
Auf dem Kahlen Asten
Nebelwald
Feuchte Verhältnisse, der Herbst lässt grüßen
Ederquelle
An der Ederquelle

Der zweite Tag beginnt, wie der Erste aufgehört hat: Mit Regen. Dazu wird die Sicht von Nebel getrübt und das Vorankommen durch Windböen erschwert. Na toll, die Aussichten unterwegs sind jedenfalls vermasselt. Wir hätten ebenso gut auf dem Grund des Mittelmeeres fahren können, die Sicht wäre ähnlich gewesen. Zugegeben, eine ordentliche Fernsicht hätte auch viel zu sehr von den wegetechnischen Problemchen abgelenkt. Nasse Wurzeln und rutschige Steine erfordern die volle Aufmerksamkeit, um sich nicht auf die Klappe zu legen. Den höchsten Punkt des Tages markiert der kahle Asten mit seinen 835 Höhenmetern. Der macht seinem Namen alle Ehre, ziemlich kahl der Gipfel, lange verharren wir hier oben nicht. Trails und Schotterpassagen wechseln einander ab. Asphaltstücke sind erfreulich selten vertreten. Die Region ist reich an Quellen: Ruhrquelle, Diemelquelle oder die Ederquelle zählen hier zu den bekannteren. Am Rhein-Weser Turm hat Martin für uns eine Pause geplant und hier trifft nur wenig nach uns das X-Team ein. Der durch uns verursachten Verschlammung steht die Wirtin recht gelassen gegenüber. Anscheinend ist sie in dieser Hinsicht abgehärtet. Der leichte Nieselregen lässt die Lust zum Aufbruch im Keller. Nützt aber nichts, denn irgendwie müssen wir ja die Siegquelle erreichen. Auch ohne die äußeren Bedingungen ist der Weg bis dorthin beschwerlich. Die Beine wollen sich an das permanente auf und ab einfach nicht gewöhnen. Unser X-Team hat sich am Ende beinah in Trance gestrampelt und hätte unser Quartier um Haaresbreite verpasst. Es war nur dem freudigen Winken von Martin zu verdanken, dass Thomas als Navi-Guide gerade noch rechtzeitig abgebogen ist. Der Wirt spendiert uns Wasser aus dem Gartenschlauch, so dass wir unser Material von der dicken Schlammschicht befreien können. Zum Glück bekommen wir auch Abendessen, denn eine Ortschaft oder sonstige Gastronomie findet sich weit und breit nicht. Eine Erfahrung, die wir im weiteren Verlauf unserer Tour noch des öfteren machen werden. Tagesbilanz: 64km, 1300Hm

Steinpilz
Steinpilze sprießen überall aus dem Boden. Rene schärft unsere Augen und lehrt uns den „Pilzblick“
Matschquerung
Hinderniss mit Tücken: Stacheldraht macht es spannender
Wegweiser
Links geht’s weiter
Pension
Eine Unterkunft der besonderen Art! Aber alle haben gut geschlafen 🙂

Auch unser dritter Tourentag beginnt im Regen. Irgendwie können wir uns aber doch zur Weiterfahrt motivieren, schließlich haben wir ja Urlaub! Die Wurzelpassagen setzen uns gleich zu Beginn ordentlich zu. Teilweise weiche ich entnervt vom Gerutsche auf die Straße aus. An Sehenswürdigkeiten halten wir kaum an, im Regen zu Fahren ist irgendwie angenehmer, als zu Stehen. Mitten im Wald passieren wir die Ilsequelle. Jede Menge rumstehende Gläser und Becher sollen hier wohl auf ein Schlückchen daraus einladen. Nichts für uns heute, es reicht, mit offenem Mund zu fahren 🙂 Im Tagesverlauf klart es allmählich auf und in Würgendorf entern wir eine Bäckerei mit Sitzgelegenheit. Auch hier ist man uns gegenüber sehr freundlich gestimmt, obwohl wir eine Spur der Verschlammung hinterlassen werden. Die Verkäuferin ist sogar an unserer Tour interessiert. Unser Team X treffen wir hier noch nicht. Erst einige Zeit später kommt es hinter der Fuchskaute doch noch zum Zusammentreffen. Bis zum Etappenziel in Dillenburg ist es noch ein gutes Stückchen Strecke. Leider hat Stefan hier keine Möglichkeit, den Inhalt seines Akkus (für den Boosty) aufzufrischen. Der Teamgeist macht es aber möglich, den fehlenden Strom auszugleichen! So erreichen wir beinah gleichzeitig unser Quartier in Dillenburg, das gleichzeitig auch Geschichte schreibt. Bislang waren wir zwar einfache, aber nicht solche „Verhältnisse“ gewohnt. Schwamm drüber, wir haben’s überlebt.
Tagesbilanz: 77km, 1470Hm

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