Sonntag=Tourentag.
Das Thermometer zeigt +9°, der Himmel ist locker bewölkt. Die Straßen zwar naß, aber der Waldboden gnadenlos schlammig. Ich muß heute also nicht lange über die Wahl des Sportgerätes grübeln (eine mögliche Option wären die Laufschuhe und 20 Kilometer gewesen). Die Bedingungen machen mir den Griff zum Rennrad aber leicht. Das ist von letzter Woche eh noch eingesaut, die Bleche sind auch montiert, also keine große Arbeit bis zum Start. Nur die Strecke, die ist mir anfangs noch nicht so richtig klar. Aber ich fahre einfach erstmal los, unterwegs fällt mir schon was ein. Die grobe Richtung Umschwang ist nie verkehrt und sie lässt auch während der Fahrt immer noch einige Varianten zur Streckenwahl offen. Schön rollt es so dahin, Uschlag, Dahlheim, Nieste, dann plötzlich ein Baustellenschild. Ach ja, war da nicht etwas mit einer Umleitung? Komisch, mir kommen aber Autos entgegen. Also weiter geht’s, da wo Autos entlangfahren, da komme ich auch durch. Bis zum Ortsausgang Nieste fahre ich auf feinstem, frischen Asphalt, der Rollwiderstand geht gegen Null!. Doch dann, keine 500 Meter hinter dem Ortsschild, ist der Belag plötzlich abgefräst. Tiefe Spuren im Teer lassen meine Thermoskanne im Flaschenhalter ordentlich klimpern. Umdrehen kommt jetzt natürlich nicht mehr in Frage, bis zum Umschwang sind’s ja schließlich nur schlappe vier Kilometer. Die muß ich mir dafür aber hart erkämpfen.
Zum Trost geht es ab dem Paß wieder schön glatt bis hinunter nach Kleinalmerode. Hier muß ich wieder eine Wahl zum weiteren Streckenverlauf treffen. Links ab über Hubenrode, oder weiter geradeaus? OK, es rollt so schön, also weiter geradeaus. Witzenhausen erreiche mit fünf minütiger Verspätung im Vergleich zum normalen Schnitt. Und hier habe ich wieder die Qual der Wahl: Ermschwerd oder Großalmerode? Ich entscheide mich für die flachere Variante über Ermschwerd. Die Strecke finde ich ohnehin abwechselungsreicher. Hedemünden, Hann.Münden und Wilhelmshausen sind die nächsten Etappen. Langsam verspüre ich ein hohles Gefühl in der Magengegend. Anscheinend ist das Frühstück so gut wie verbrannt. Spätestens ab dem roten Kater habe ich dann die Gewissheit: Meine Kohlenhydratspeicher sind leer. Nachschub in Riegelform habe ich natürlich keinen dabei. So lange wollte ich ja eigentlich gar nicht fahren. Andererseits hat mein Körper für schlechte Zeiten ausreichend Vorsorge getroffen. Es ist nur ziemlich schwer, ihn zu überreden, von diesen Vorräten auch Gebrauch zu machen. Wolfsanger ist aber bald erreicht. Leider kommen mir nur ständig weitere Radler entgegen, keiner fährt heute in meine Richtung. Immerhin kam unterwegs immer mal wieder die Sonne durch die Wolken und ließ das noch auf den Bäumen verbliebene Laub prächtig leuchten. Ein kleiner Trost. Nach knappen 80 Kilometern bin ich heute wieder zu Hause und freue mich auf die warme Dusche. Mein Rad putze ich noch nicht. Wer weiß, was sich in den nächsten Tagen noch ergibt 😉