Solling zum Zweiten, anders herum

Der Zufall ergab ein gemeinsames Zeitfenster im Sommerurlaub mit Freunden: Jörg wollte gerne nochmal mit dem Rad los und draußen übernachten. Genauso Olli, erst seit letztem Jahr wieder öfter auf dem Rad unterwegs. Angefixt durch unsere Schwärmereien, suchte auch er eine Möglichkeit, das Touren fahren und Übernachten in der Natur auszuprobieren. Zwar war es schon Mitte September, aber das Wetter meinte es halbwegs gut mit uns.

Am Start unserer Tour: links neben mir Jörg, rechts neben mir Olli

Am Mittwochabend treffen wir uns aus gegebenem Anlass (Jörg hat außerdem Geburtstag 🙂 ) und besprechen die geplante Tour. Ganz nebenbei reduzieren wir Olli’s Gepäck mal eben um etwa die Hälfte! Das macht echt Spaß und es ist ziemlich interessant, was er denkt, alles mitschleppen zu müssen. Besonders bei der Verpflegung klären wir Olli – ein Mönchengladbacher – auf, dass Nordhessen nicht mit der Sibirischen Steppe zu vergleichen ist und wir unterwegs sicher einen Supermarkt, einen Bäcker oder/und ein Kaffee zum Einkehren finden 😉

Es geht los, Tag 1

Am Donnerstagmorgen um 10 Uhr treffen wir uns wieder bei Jörg. Olli durfte noch eine Nacht im Gästebett verbringen. Los geht’s also auf dem Rad direkt ab der Haustür. Wir nehmen zunächst Kurs auf die Innenstadt von Kassel, um dann am Ufer der Fulda bis Hann.Münden zu fahren. In der Kasseler Unterneustadt kommt es zu einem blöden Zwischenfall, der Olli eine ordentliche Schotterflechte am Knie verpasst. Nach einer kurzen Schrecksekunde und Not-OP können wir unsere Reise aber fortsetzen. Etwas Flickzeug für Hautabschürfungen und Risse haben wir ja dabei. Können das unterwegs sogar noch aufrüsten. In Hann.Münden ist es erstmal Zeit für Kaffee und Kuchen. Sehr wichtig, nicht nur fürs Knie, sondern auch für Jörg. Denn wenn er zu Unterzuckern droht, wird’s echt ungemütlich für alle 😉 Wir folgen nun dem Lauf der Weser in Richtung Norden. In Hemeln setzen wir mit der Fähre zwecks Verproviantierung im Supermarkt kurz nach Veckerhagen über.

Der Fährmann schaut uns ein wenig ungläubig an, als wir kurze Zeit später noch einmal seinen Dienst in Anspruch nehmen. Unser Ziel ist nämlich der Jugendzeltplatz bei Glashütte. Und der befindet sich auf der Ostseite der Werra. Unser Biwak auf dem so idyllischen Platz hat leider schwerwiegende Folgen für Jörgs Zelt. Das wird durch umher tollende Hunde stark beschädigt. Eher zerissen. So stark, dass wir zunächst denken, unsere Tour abbrechen zu müssen. Eine gebrochene Zeltstange ist dabei noch das kleinste Problem. Als deutlich schlimmer entpuppt sich das über gut einen Meter eingerissene Außenzelt. Besonders ärgerlich, weil am Abend auch noch Regen einsetzt. Die Reparatur klappt dann aber doch halbwegs, so dass diese Nacht nicht gefährdet ist. Für die Folgeübernachtung ist ein Zelt nicht unbedingt notwendig.

Tag 2

Nach einem Frühstück mit ordentlich Kaffee sieht die Welt schon wieder besser aus. Olli hat heute Geburtstag! Eine Torte haben wir für ihn leider nicht organisieren können, eine kleine Überraschung hatte Jörg aber vorbereitet. Wir haben heute eine klasse Strecke vor uns. Diesmal hat sie Jörg geplant. Unseren Wegverlauf des letzten Jahres einfach umgedreht und um eine kleine Schleife über Uslar ergänzt. Das bedeutet natürlich auch, dass wir ein paar Höhenmeter sammeln müssen. Ab Ödelsheim fahren wir über Vernawahlshausen und Schoningen bis Uslar. Leider versagt am Stadtrand von Uslar Olli’s gestern Abend bereits geflickte Kette. Das hatte ich noch gar nicht erwähnt. Wir schieben ihn quer durch die Stadt bis zum nächsten Fahrradhändler, der zum Glück mit Ersatz helfen kann. Nicht ganz billig dieser Service, aber immerhin können wir gemeinsam unsere Reise fortsetzen. Später, in Bodenfelde, drehen wir eine nette Ehrenrunde, weil wir irgendwie den Supermarkt verpasst haben. Wir kaufen für das Abendessen ein. Hauptsächlich Getränke, denn es wird Tütenfutter geben. Also dieses Zeug, dass nur mit kochendem Wasser aufgeschüttet werden muss.

Bis zu unserem Übernachtungs-Spot müssen wir allerdings noch ein wenig strampeln! Diesmal geht es beständig aufwärts durch das Solinger Hutewaldprojekt. Sehr schön ist es hier! Aufwärts lässt es sich, weil langsamer unterwegs, noch mehr genießen. Über den X14 steigen wir auf, bis zu einer kleinen Schutzhütte. Die tief hängende Sonne erzeugt ein geniale Lichtstimmung. Dazu die Aussicht….wirklich klasse. Mit der einsetzenden Dämmerung richten wir unser Lager ein. Auf dem Speiseplan steht heute die bereits erwähnte Tütenkost. So schlimm, wie sie klingt, schmeckt sie eigentlich gar nicht. Und es bedarf nur etwas kochendes Wasser, dass mit dem Gasbrenner nach wenigen Minuten zur Verfügung steht. Persönliche favorisiere ich bislang Gerichte von AdventureFood (besonders das ChickenCurry). Aber das ist natürlich Geschmacksache! Auf ein Zelt können wir heute komplett verzichten.

Tag 3

Die Nacht war lau und sehr ruhig. Einmal mehr liegt eine dichte Wolkendecke über der Weser. Wir stehen oben drüber, ein Blick, wie aus dem Flugzeug. Sehr cool. Das Frühstück besteht aus Kaffee, Porridge und vereinzelt werden sogar Marmeladenbrote gesichtet! Vor der Abfahrt überlegen wir noch, einen Abstecher zum Weser Skywalk zu machen. Den Plan verwerfen wir dann aber kurzfristig und rollen in Bad Karlshafen entspannt auf den R4. Hier erleben wir eine echte Überraschung. Der einst optimal geschotterte Radweg ist nun in gesamter Länge bis Hofgeismar durchgängig asphaltiert. Ich find’s schade. Der Radweg hat an Charme verloren, es gibt noch mehr versiegelte Fläche. Aber nicht nur das. Noch viel trauriger macht mich der Vandalismus im Deiseler Tunnel. Der ist aus diesem Grunde nämlich seit Monaten schon gesperrt. Die Beleuchtung im inneren wurde leider zerstört. Ohne Worte!

Den Bahnhof in Hümme lassen wir diesmal rechter Hand einfach liegen. Ansonsten benutze ich ab hier gerne die RT4 bis Kassel. Weil es heute aber so schön ist und wir ruhig noch ein paar Kilometer sammeln können, fahren wir weiter bis Hofgeismar. Die Rückfahrt mit der RT bis zum Kasseler Kulturbahnhof ist heute sogar kostenlos! Die Firma Hübner sponsert einen ganzen Tag lang die Fahrten im Kasseler öffentlichen Nahverkehr auf Grund ihres 75 jährigen Firmenjubiläums. Einen Glückwunsch nachträglich und vielen Dank 🙂 In der Kasseler City gönnen wir uns zum Abschluss der Tour noch einen Kaffee inklusive Verpflegung, lassen die drei Tage nochmal Revue passieren. Im Forstfeld am Wahlfach heißt es dann Abschied nehmen. Olli fährt noch mit zu Jörg, denn dort steht sein Auto. Ich radele bestens gelaunt nach Hause. Ina hat den „Siebträger“ für mich schon vorgewärmt 🙂

An dieser Stelle möchte ich noch den Artikel von Jörg verlinken, der ebenfalls einen Blog pflegt.
Fast vergessen, noch fürs Protokoll: Overnighter 9 und 10 in 2021

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One Thought to “Solling zum Zweiten, anders herum”

  1. Hi!

    Ich betreibe einen Blog über Fahrradpedale.
    Welche verwendest du denn und wieso?

    Vielleicht möchtest du ja einen Gastbeitrag bei mir veröffentlichen?

    Ich freue mich über eine Kontaktaufnahme. 🙂

    Liebe Grüße
    Alex

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